Ich verstehe absolut was du sagen möchtest und kann dir in deinem Beitrag allgemein zustimmen.
Ich muss auch zugeben, ich habe meine Fragestellung zu schwammig formuliert, deshalb erläutere ich nochmal kurz.
Ich habe derzeit einen Ex- Pflegi im Training der enorm angstaggressiv ist. Er lässt sich nicht anfassen (auch von mir, dem Ex- Pflegefrauchen nicht), beißt Menschen und ist sehr, sehr leinenaggressiv.
Nachdem wir alles aufgebröselt hatten (welches Futter, welche Auslastung, welcher Umgang mit dem Hund, was für Erfahrungen etc) war für mich klar: der ist einfach nur massiv frustriert. Drei Jahre dreimal am Tag an einer 1m Leine für 10 Minuten Haufen setzen und dann wieder nach hause tut keinem Hund gut.
Bei diesem Hund arbeiten wir nun ausschließlich positiv (gut, Strafe ist immer irgendwie dabei [z.B. Richtungswechsel o.Ä.], aber es wird kein Druck auf ihn ausgeübt). Laaaange Schleppleine dran, clicker in der Hand und Wurst in der Tasche wird alles defensive Verhalten angeclickt und belohnt. Alles 'nach vorn' wird ignoriert.
Druck würde bei dem Hund nur die Bombe zum platzen bringen und ihn NOCH mehr verunsichern als er es sowieso schon ist, also gehen wir den langen, sanften aber komplizierteren Weg mit ihm.
Meine eigene Hündin ist eher ein Proll. Sie nimmt Situationen selbst in die Hand, wacht, schützt und stellte mich sehr oft in den Hintergrund, so a la 'Frauchen, bleib mal lieber hinter mir, du kannst das eh nicht regeln also mach ich das mal'.
Bei ihr bin ich, das gebe ich ehrlich zu, ab und an auch die negative Schiene gefahren, habe sie geblockt und geschubst und ihr gezeigt 'So Olle, hömma zu: ich kann das ALLEIN also halte dich zurück oder du bist die nächste auf meiner Liste'.
Hätte ich das nicht getan wäre sie auf Fremdhunde los gegangen, hätte Probleme entwickelt und wäre inkompatibel mit meinem Umfeld geworden.
Mit einigen Erfahrungen und einwenig 'Ansage machen' war sie irgendwann so weit, dass ich andersherum arbeiten konnte und das gewünschte Verhalten bestätigt habe.
Vor einigen Wochen haben wir angefangen zu clickern, einfach um nochmal etwas Pepp ins Gassi zu bringen.
Und was soll ich sagen.. vor dem Clickern konnten wir 80/20 an Fremdhunden vorbei ohne zu Zetern.
Jetzt können wir offline an jedem Hund vorbei, egal in welcher Distanz oder welcher Stimmung dieser ist.
Aber sie war nunmal eine kleine Granate und sie ist immernoch ein genetisches 'Schwazpulverfass' das bei falscher Handhabung absolut zum Problemhund werden würde. Das sage ich nun nicht um mich zu profilieren, Gott bewahre!
Aber bei ihr war es, so leid es mir für sie tut, allemal nötig auch mal ganz, ganz unmissversändlich klar zu machen, dass man selbst, als Frauchen, als HundeFÜHRER ansagt was Sache ist.
Meine Huskymische Leelah hingegen versteht schon allein einen bösen Blick und hält sich zurück. Bei ihr so 'hart' zu trainieren würde sie nur kaputt machen.
Sie ist ein unsicherer Hund mit viel WTP der wirklich zuverlässig hört und bei der ich mich nie wirklich durchsetzen musste. Sie hat einfach von allein getan was vorausgesetzt wurde, dazu musste ich weder mit Käse um mich schmeißen (was ich allerdings trotzdem gern getan habe
) noch ihr in den Popo kneifen.
Shapen ist bei ihr aber trotzdem sehr schwierig. Zumal ich nicht zwischen positivem und negativem Stress unterscheide. Stress ist Stress. Und Stress ist nie gut.
Also shapen wir nur sehr wenig, weichen mehr auf das 'ja-nein-Spiel' aus, bei dem sie für jedes Angebot ihrerseits eine Rückmeldung (ja, richtig oder nein, falsch) bekommt.
Ich denke wir verallgemeinern unter den HH einfach zu sehr. Hunde sind keine Maschinen, sie sind Lebewesen. Und jedes Lebewesen hat einen gweissen Grad an Charakter.
Man kann also nicht sagen 'so handeln ist doof' weil es von Hund zu Hund unterschiedlich ist und dem einen vielleicht grade recht ist, während der andere daran zerbricht.
Dass massive Gewalteinwirkung davon ausgeschlossen ist ist hierbei selbstredend hoffe ich.