Hallo TS,
es tut mir für dich, deine Tochter und den Hund sehr Leid, was da passiert ist.
Ich kann nachvollziehen, dass du den Hund jetzt mit anderen Augen siehst und Angst hast, dass so etwas nochmal und sogar noch schlimmer passieren kann.
Ich will kurz meine Erfahrung schildern, auch wenn ich gleich betone, dass ich hier die beiden Situationen nicht miteinander vergleiche, sondern nur versuche meine Emotionen zu erläutern und die ggf. vergleiche ![]()
Letzten Sommer hat mein Junghund "aus heiterem Himmel" eins meiner Meerschweinchen getötet. Mein Hund ist mit den Tieren aufgewachsen, nie hätte ich gedacht, würde sie den Schweinen was tun. Jagdtrieb? Ja, klar. Aber doch nicht zuhause bei den eigenen Tieren, dachte ich mir.
Ich kam also eines Tages nachhause und fand ein vollkommen verwüstes Zimmer mit den verstörten Tieren (Hund eingeschlossen) vor und entdeckte auch das tote Meerschweinchen (welches vermutlich durch den Schock starb, sie hatte keine äußeren Verletzungen)
Und für mich brach eine Welt zusammen, mein Hund hatte etwas getan, was unglaublich schrecklich für mich war. Dazu unvorstellbar und traurig.
Mein erster Gedanke war: WEG! Einfach nur weg mit dem Hund. Meine Mutter blieb objektiver, aber trotzdem war automatisch die Angst da, einen gefährlichen, aggressiven Hund zu haben, der vielleicht auch mal meine Schwester (5) attackieren würde.
Ich wusste, dass meinen Hund keine Schuld trifft und er nicht so ist, wie ich es ihm emotional unterstellen wollte. Doch die Gefühle waren stärker. Ich war so enttäuscht von meinem Hund (Vermenschlichung, ich weiß) und konnte sie nicht mehr streicheln oder mit ihr rausgehen.
Hier erwähne ich noch kurz, bevor gleich ein Hagel an Kommentaren kommt: Ich weiß übrigens immer noch, dass ich an der Situation Schuld bin, der Hund nichts dafür kann, es fies war, den Hund weggeben zu wollen, ihn nicht zu beachten blablbla. Aber man hat Gefühle, Emotionen, die in solchen Momenten einfach stärker sind. (Ich weiß, bei vielen hier natürlich nicht. Die würden immer, immer und immer in jeder Situation mit dem Kopf denken und keine Emotionen, wenn auch nur vorübergehend über ihr Handeln walten lassen)
Und ich denke so ist es auch in diesem Fall. Hund hat etwas absolut verbotenes gemacht, der Hund hat einem gezeigt, dass er auch anders kann, Zähne hat und die auch nicht nur für's Fressen benutzt. Das ist etwas anderes, wenn man es selbst an sich erlebt oder einfach nur schreibt "klar weiß ich, dass mein Hund ein Raubtier ist"
Meine Geschichte mit meinem Hund ging übrigens so aus:
Etwa drei Tage später saß ich im Wohnzimmer auf dem Boden. Mein Hund kam herein und setzte sich etwas abseits von mir. Sie guckte mich an und ich intepretierte eine Traurigkeit in ihren Augen. Ich musste also heulen und flüsterte, dass sie zu mir kommen kann. Sie kam langsam und leckte meine Ohren, meine Augen, mein Gesicht, meine Hände...Ich streichelte sie und sie legte sich in meinen Schoß und schlief sofort ein. Ich intepretierte eine Erleichterung ihrerseits. Das war für mich der Punkt, wo ich erkannte, dass mein Hund jetzt keine Bestie ist. Der Punkt, an dem mein Kopf zu Wort kam.
Ich entschied mich für den Hund und bereue mittlerweile den Gedanken, dass ich sie deswegen mal weggeben wollte.
Lass dir Zeit, geh in dich. Denke viel nach. Beobachte den Hund. Vielleicht findet ihr wieder zueinander. Wenn du die Situation nicht mehr so emotionsgeladen betrachtest, wirst du vielleicht sehen, dass den Hund keine Schuld trifft, dass er jetzt kein Monster ist. Ich wünsche euch alles Gute dabei.
Wenn du dabei bleibst, dem Hund nicht mehr vertrauen zu können, du überfordert damit bist, dann gehe auch dafür in dich, denke viel nach.
Zwing dich zu nichts, das würde nur dem Hund schaden.