Beiträge von nunzi

    Ich würde mit dem Hund zu Thomas Baumann fahren. Der hat viel Erfahrung mit solchen Problemen und kann euch sicher sagen was mit diesem Hund noch Sinn macht und was nicht. 9 von 10 Hundetrainern sind schon bei Problemen überfordert die weit kleiner sind als eure.

    Ich stelle die Sachen die in den Rassebeschreibungen stehen nicht unqualifiziert in Frage. Meiner Erfahrung nach decken sich einige Sachen die dort drin stehen jedoch nicht mit der Praxis. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Ich gehe davon aus, dass die Definition von "will to please" der Autoren eine andere ist als ich sie vielleicht habe. Ich verbinde damit eine gewisse Leichtführigkeit und das Bestreben des Hundes seinem Besitzer jeden Wunsch von den Augen abzulesen und möglichst alles richtig zu machen. Und um ehrlich zu sein, kann ich diesen Wesenszug aus deinen Schilderungen nicht ableiten. Ich lese da eher das Gegenteil heraus. Nämlich dass dein Corgi sich sehr opportunistisch verhält (z. B. Qualität der Leckerlies abwägen, nach Leckerliegabe sofort wieder eigenes Ding durchziehen, usw.) und sich weniger um seinen Besitzer an der Leine kümmert. Diese Eigenständigkeit und "Gerissenheit" ist meiner Erfahrung nach typisch für Corgis und ich meine das überhaupt nicht negativ wenn ich es schreibe.


    Und ich bin trotzdem der Meinung dass ein Bordercollie und ein Corgi von ihren Eigenschaften komplett verschieden sind. Man kann nicht einfach alle Hüte- und Treibhunde in einen Topf werfen. Jede Rasse hat da ihr Spezialgebiet für das sie gezüchtet und selektiert wurde und entsprechend unterschiedlich sind die Hunde.


    Und noch ein Gedanke. Dein Hund ist noch sehr jung. Mit der Zeit wird der Sexualtrieb stärker werden und die Schnüffelintensität wird sich noch weiter verstärken. Spätestens dann wird der Hund nicht mehr reagieren wenn man ihn mit einem Leckerlie lockt.


    Versuch einfach viel über positive Verstärkung zu üben. Mit guten Leckerlies belohnen, wenn er nicht damit rechnet. Wichtig ist auch die Erwartungen nen Stück herunterzuschrauben. Der Hund ist sehr jung und er ist halt kein Schäferhund der nur drauf wartet, dass sein Besitzer ihm Aufmerksamkeit schenkt.

    Das dein Corgi versucht alles was auf der Straße liegt zu fressen ist normal. Das wird mit der Zeit etwas abnehmen, dann wird er nur noch wirklich fressbare Sachen aufnehmen. Ich gehe davon aus, das er die Sachen dann auch nicht mehr freiwillig ausspucken wird. Wenn man versucht ihm die Beute abzunehmen wird er Methoden entwickeln sich dem zu entziehen (z. B. wegrennen bzw hinterschlingen). Ein nicht gut aufgebautes "pfui" kann dann ganz schnell umkonditioniert werden in "ich soll was ausspucken, aber ich schling es lieber schnell runter.


    Um ehrlich zu sein weiß ich auch nicht woher du hast, dass Corgis "Will to please" haben sollen. Nach meiner Erfahrung haben Corgis kaum bis 0 (null) "Will to please". Mit dem Besitzer aus Selbstzweck zu agieren oder um sozialen Kontakt zu bekommen hab ich da bisher noch nicht erlebt. Sie sind aber sehr gut über Ressourcen, z. B. Futter und Spielzeug motivierbar.


    Corgis sind sehr eigenständig handelnde Hunde. Das war züchterisch so gewollt in ihrer (ehemaligen) Funktion als Treib-, Hof- und Wachhund. Mit nem Boardercollie haben die Hunde auser der FCI Gruppe 1 Zugehörigkeit nichts gemeinsam.


    Wie du schon gemerkt hast lernen viele Corgis extrem schnell. Das sind wirklich sehr sehr intelligente Hunde. Was man aber nicht erwarten sollte ist ein übermäßiger Gehorsam. Stell dich drauf ein, dass dein Hund in regelmäßigen Abständen "nachfragen" wird ob das was du ihm beigebracht hast noch gilt.


    Das wichtigste Hilfsmittel bei der Ausbildung ist auf jeden Fall eine Leine bzw eine Schleppleine. Ich würde draußen im Freien nichts üben, bzw keine wichtigen Kommandos geben ohne das du den Hund 100% kontrollieren kannst über die Leine.

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    habe die ganze Situation mal mit meinem Trainer ausdiskutiert und gezielte Beobachtungen und Methoden auf dem Platz ausprobiert


    Diese Beobachtungen und Methoden haben dann aber auch nur auf dem Platz Gültigkeit. Gehe nicht davon aus, dass sich dein Hund auf die Korrekturen gleichermaßen reagiert wenn z. B. im Wald 3 potente Rüden vor euch stehen oder ne Horde Kinder ballspielend an euch vorbei rennt.



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    da jetzt auch agressionen gegenüber anderen Hunden mehr wurden und es mit "samthandschuhen" und viel positivem anreiz und belohnung nicht mehr geholfen hat, trägt der gute für die nächste Zeit beim Training und auch zu Hause wenn wir mal "Klingeltraining" usw, machen einen Stachel (wobei er zu Hause nicht bei jedem mal um ist, mittlerweile schon nur noch wenn er nen "schlechte laune tag" hat und wir üben )


    Was soll das bringen dem Hund den Stachel immer nur auf dem Hundeplatz und beim gezielten und geplanten Training drummachen. Damit konditionierst du das Teil klassisch und darfst dich dann fragen was passiert wenn du ohne das Teil spazieren bist und dein Hund austickt. Dann stehst du ohne Plan B da. Wenn man solche Hilfsmittel benutzt sollte man wenigstens ein paar grundlegende Dinge verstanden haben. Ich gehe davon aus das es auch in deinem Interesse ist deine "Probleme" so schnell wie möglich und ohne unnötigen Stress für den Hund zu lösen. Wenn ihr mit dem Stachelhalsband Tage, Wochen oder gar Monate rumdoktort läuft was gewaltig aus dem Ruder. Wenn man es nicht schafft dem Hund innerhalb von ein paar Minuten klar zu machen was gewünscht und unerwünscht ist schmeißt man das Teil, sich und dem eigenen Hund zu liebe, lieber in die nächste Mülltonne.



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    und gaaaaaaaanz viel Lob wenn es gut klappt ...


    das find ich gut.


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    Vorranging haben wir definitv festgestellt, dass er absolut alpha tier sein wollte in der familie und demnach natürlich auch Haus, Hof und Familie beschützt werden musste ...
    jetzt liegt es halt an uns mit Geduld und Spucke und dem ein oder anderen energischen Wort ihm beizubringen dass wir auf uns selbst aufpassen können und Besucher uns nicht aufressen wollen :D ...


    Diese Hunderasse wurde auch gezüchtet um Hof und Herde zu beschützen. Bin gespannt wie ihr diese Funktion aus dem Hund ausbauen wollt. Mit energischen Worten wird der Hund das mit an 100% grenzender Wahrscheinlichkeit nicht dauerhaft einstellen. Freunde dich lieber mit dem Gedanken an, dass dein Hund diese Tendenzen hat und manage die Situation gut und pass auf das niemand zu schaden kommt, falls der Hund das energische Wort mal überhören sollte (kann durchaus mal passieren wenns hektisch wird...)


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    Mittlerweile sind wir dabei schon auf dem Level, dass wenn es an der Tür klingelt er zwar aufspringt, aber nicht mehr rum kläfft wie ein irrer und zumindest schon mal auf seinem Platz stehen bleibtoder wenn er auf dem Flur ist, auf Kommando sofort in sein Körbchen geht...


    Sehr gut, immer schön loben. Es wird auch mal Rückschläge geben, da rastet der Hund wieder komplett aus, obwohl 20 mal alles gut war. Davon nicht verunsichern lassen und die Ruhe bewahren.



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    Der Umgang mit Kindern beschreibt sich mittlerweile so, dass er den Kopf hängen lässt oder sich sogar auf den rücken legt damit sie ihn kraulen dürfen ... hat er genug knurrt er natürlich, aber da bin ich ja dann auch da, da ich ihn trotzdem weiterhin nicht ohne das er an der leine ist, an kinder ran lasse ...
    aber es werden die kleinen Hände abgeschlabbert, die rute geht dabei und selbst kommandos werden von den kleinsten angenommen ... natürlich auf wieder mit viel lob und 2 unerschütterlichen kiddies bis zu dem punkt geschafft xD ...


    Ich würde an der Kinderschraube nicht zu viel schrauben :) Das Kinder deinem Hund Kommandos geben bringt nichts positives. Da ist die Fehlerquote viel zu hoch und dein Hund verzeiht eigentlich keine Fehler in der Erziehung.



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    dann hab ich von Ikea so ne dose mit glasperlen für deko ... einfach die hälfte raus genommen, wieder zugeschraubt und die perfekte klapperdose ist erschaffen ... findet Dusty nämlich voll kacke wenn ich damit klapper oder es ihm vor die füße werfe ...


    Kann man sicher einsetzen solche Mittel. Aber ich wage zu bezweifeln dass du dafür die Kompetenz hast. Alles was dabei rauskommt ist pures Glück. Wenn du solche Experimente machst hab deinen Hund immer an der Leine (draußen noch viel wichtiger als drinnen), sonst verselbständigen sich die Dinge ganz schnell und am Ende ist dein Hund über alle Berge.


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    die sogenannten Stacheln sind abgerundet ...


    Die abgerundeten Stacheln beruhigen vielleicht das Gewissen der ahnungslosen Hundehalter. Wenn man jedoch Impulse setzen will dann will man nicht mehr als nötig am Hund rumwürgen. Je runder das Teil umso mehr Kraft musst du am Hund anwenden und umso unklarer kommen deine Signale beim Hund an. Leider ist das mal wieder nen Paradebeispiel: wenn man(Trainer, Hundehalter...) keine Ahnung von den Dingen hat schmeißt man solche Hilfsmittel lieber in die nächste Tonne.


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    und zu meinen trainern ... sie bilden sich kontinuierlich fort und haben jede Menge ahnung ... sonst würden wir in vielen Sparten nicht alle erfolgreich sein ...


    Wieviele ACD´s mit Problemverhalten hatten deine Trainer schon an der Leine? Frag sie das mal. Vielleicht haben sie von vielen Dinge jede Menge Ahnung von deiner Hunderasse aber eventuell nicht.





    Du wirst aus deinem Hund keinen Labrador oder Schäferhund machen, da kann man dranrumschrauben wie man will. Man muss akzeptieren das es Probleme gibt die man bestenfalls durch gutes Management entschärfen kann. Entgegen der Meinung vieler "Experten" hier im Forum gibt es auch Dinge die man solch einem Hund nicht durch positive Bestärkung austreiben wird, das muss man auch ganz klar sagen.

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    mindestens die Hälfte aller Labrador"züchter" hat doch niemals ne Zuchtordnung gesehen...diese Hunde gibt es doch...und zwar gar nicht wenige...warum landen die denn ständig mit immer den gleichen Problemen bei mir???


    Warum die bei dir landen weiß ich nicht. Aber die Probleme kommen unter anderem daher, weil viele "Züchter" eben noch nie ne Zuchtordnung gelesen haben. Keine Ahnung welche Kriterien da für die Paarungen herangezogen werden, die Wesenseigenschaften der Hunde sind es oftmals anscheinend nicht. Wenn man wollte könnte man Labradore züchten die (fast) alles richtig machen, während der Halter alles falsch macht. Aber manchmal wird man das Gefühl nicht los, das es genau in die andere Richtung geht.

    Ich weiß ja nicht inwiefern du dich mit der Rasse beschäftigt hast vor dem Kauf, auf jeden Fall hast du dir ganz schön was vorgenommen mit nem ACD. Das sind Arbeitshunde mit entsprechenden genetischen Veranlagungen. Aus diesem Grund sind einige Probleme die du beschreibst völlig normal. ACD´s agieren während der Arbeit sehr selbstständig, das ist auch so gewollt. Das wirkt sich natürlich auch aufs Training mit solch einem Hund aus.


    Das er stark auf tobende Kinder reagiert ist normal für einen Heeler. Man muss dem Hund halt erstmal klar machen, dass Kinder keine Rinder oder Schafe sind die er hüten darf. Leine dran und ruhiges Verhalten belohnen ist da schonmal nen guter Weg. Die Sache mit der Agression bei Fremden bzw. an der Wohnungstür hat denk ich wenig mit Dominanz oder Rangordnung zu tun, sondern vielmehr mit genetisch bedingter Unsicherheit und der Tendenz dieser mit nach vorn gerichteter Agression zu begegnen. Tipps über das Internet bringen da wenig. Du schreibst das ihr den Hund mit dem Komando "Nein" maßregelt. Weiß der Hund überhaupt was damit gemeint ist? Wie wurde dieses Abbruchsignal aufgebaut?


    Ich würde dir empfehlen, dich erstmal richtig in die Grundlagen der Lerntheorie einzulesen. Auch alles was du zur Rasse finden kannst solltest du dir nocheinmal anschauen. Irgendwelche konkreten Tipps, wie du in brenzligen Situationen verfahren kannst, bringen in deinem Fall über das Internet wenig. Sei mit allem was über Leckerechen und Loben hinausgeht, wenn er sich deiner Meinung nach ordnungsgemäß verhält, vorsichtig. Keine emotional bedingten Wutausbrüche am Hund, nicht zutexten mit Sachen die er eh nicht versteht. Da muss man sich in Selbstbeherrschung üben, ich weiß.

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    Und lass bitte die Finger von der Kastra und dem Chip. Das ist ein Be- und Erziehungsproblem und wird weder mit der Kastra noch mit dem Chip besser.


    Reinste Pauschalisierung deinerseits. Jegliches unerwünschtes Verhalten des Hundes ohne Wenn und Aber dem Hundehalter in die Schuhe zu schieben ist einfach Schwachsinn. Wie stark ein Hund sexuell motiviert sowie sein daraus resultierendes Verhalten ist, hat entscheidend mit seiner genetischen Disposition zu tun. Natürlich kann man da möglicherweise erzieherisch entgegenwirken und lenken, aber mit welchen Mitteln das zu erfolgen hat (von positiv mit Clicker und Futterbeutel bis aversiv) hängt vom Einzelfall ab.


    Mich würde interessieren wie du darauf kommst, dass ein Chip oder eine Kastra das Problem nicht löst oder sogar verschlimmert. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine Kastration oftmals wirklich krasse Verhaltensänderungen und teilweise eine fast sofortige Lösung aller schwerwiegenden Probleme mit sich brachte. Und das ohne irgendwas an der Erziehung oder Beziehung zu verändern. Es wird auch Fälle geben wo eine Kastration nicht den gewünschten Erfolg bringt, das steht außer Frage.


    Bei einem Hund der nicht mehr frisst wenn läufige Hündinnen unterwegs sind bin ich gespannt wie er nem Futterbeutel gegenübersteht...ich hab da meine Vermutung....aber probieren kann man es ja mal. Der Vorteil ist, mit dieser Methode macht man zumindest nichts kaputt am Hund.


    Zum Thema Trainer. Da besteht definitiv die Gefahr das du tausende Euro lässt und sich am Ende nichts ändert. Es gibt einfach Verhaltensmuster an manchen Hunden (weil z. B. züchterisch nicht entgegengewirkt wurde in der Vergangenheit) die im Grunde genommen ganz normales Verhalten darstellen und sich nicht so einfach wegtrainieren lassen (90 % der Trainer werden jedoch aus beruflichen Gründen was anderes behaupten).

    Alles was du schreibst ist für einen Corgi nichts ungewöhnliches - eher ganz normal. So viel erstmal dazu.


    Eine chemische Kastration kann beim Rüdenproblem helfen, muss aber nicht. Probleme die mit einem Kind entstehen bzw. im Umgang mit anderen Menschen (z.B. knurren beim Tierarzt) werden im Normalfall gleich bleiben. Es kann passieren das der Hund durch die chemische Kastration unsicherer wird. Da viele Corgis Unsicherheiten mit Aggression begegnen kann es theoretisch passieren das neue Probleme auftauchen.



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    Ich sehe das auch so, die Tierärztin übertreibt da vollkommen. Sie hat deinem Hund zweimal weh getan mit den Spritzen, das ist nunmal unangenehm, für den Hund ist sie auch wer fremdes, warum sollte er da also nicht warnen dürfen indem erknurrt und die Zähne zeigt? Ist ja schließlich sein gutes Recht, immerhin ist er in der Kommunikation so gesund und knurrt also warnt und schnappt nicht einfach ohne Vorwarnung zu.


    Von der gesunden Kommunikation kann man sich auch nix kaufen. Zumal ich mir ziemlich sicher bin das ein Corgi es nicht unbedingt beim knurren belässt. Lass den einmal (!) Erfolg haben durch Zubeißen. Danach wirds schwer dass wieder rauszubekommen. Ich würd bei Tierarztbesuchen nen Maulkorb drauf machen (vorher positiv zu Hause aufbauen). Dann haben alle (menschlichen) Beteiligten beim Tierarzt weniger Stress.