Beiträge von kaenguruh

    Wisst ihr, was mich ein bisschen traurig stimmt?

    Nicht, das wir hier und da unterschiedliche Meinungen haben. Mich stimmt traurig, das wir allesamt nicht in der Lage sind eine konstruktive Diskussion zu führen. Es läuft immer so ab:

    Welches Obst sollten wir heute essen? Äpfel oder Bananen?

    Hildtrud sagt:
    Ich lehne Bananen kategorisch ab, denn man kann ihre Schale nicht essen und die Menschen in Afrika müssen hungern.

    Brunhilde antwortet:
    Ich gebe Bananenschalen grundsätzlich nicht in den Müll, sondern sammle sie und gebe sie dem örtlichen Bauern und dort kommen sie ins Schweinefutter.

    Ottigunde schreibt:
    Ich lehne Bananen grundsätzlich ab, weil sie gelb sind. Äpfel kommen für mich genauso wenig in Frage, denn diese sind grün. Damit möchte ich nichts zu tun haben! Ich nutze nur Erdbeeren!

    Siegbert findet:
    Ich mag beides gern - Äpfel und Bananen.

    Hiltrud hört Brunhilde nicht zu und Ottigunde ist egal, was Siegbert schreibt. Was mich erschreckt ist einmal die schnelle Bereitschaft kategorisch, grundsätzlich und immerwährend abzulehnen. Zum Anderen (mit wenigen Ausnahmen) der Verzicht auf Quellenangaben, Zahlen oder Hintergrundinformationen. Man bildet sich eine Meinung über Auslands- oder Inlandstierschutz (irrsinnig - allein schon die Begriffe) auf Basis von eigentlich was ... ?

    Man kann nicht zu jedem Thema alle Informationen im Kopf haben oder diese recherchieren - kein Problem. Wer aber mit gesundem Halbwissen in eine Diskussion geht, sollte doch Interesse haben, nicht nur die eigene Meinung zu profilieren sondern auch Austausch zuzulassen? Indem Ottigunde zuhört, was Siegbert sagt, zum Beispiel. Heißt ja nicht, das Siegbert immer Recht hat. Heißt nur, das man andere Meinungen zulässt?

    Wir sollten da echt alle an uns arbeiten.

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    Das ist genau das, was ich bemängelt habe - die Auslandshunde finanzieren den staatlichen Tierschutz hier mit. Es ist ein Geschäft, dass mindestens bei +/- Null rauskommen muss. Ich bezweifle ernsthaft, dass so viele Welpen und niedliche Hunde, wie ständig importiert werden rein zufällig als Abfallprodukte anfallen, die dann von seriösen Orgas hervermittelt werden.

    Das niedliche Welpen unter schlimmsten Bedingungen produziert werden - auch für den leichtgläubigen Tierschützer - ist sicherlich kein Geheimnis und, da stimme ich Dir unumwunden zu, ein riesengroßes Problem. In meinem Beispiel bezog ich mich rein auf die Zusammenarbeit "meines" Tierheims mit unserem Partnertierheim. Sämtliche Welpen und Junghunde werden auf der Straße aufgelesen. Ob da nicht doch einmal "Produktions-Ware" dabei ist, kann ich selbstverständlich nicht garantieren. Was ich aber garantieren kann, ist das kein Vermehrer direkt oder indirekt davon profitiert. In diesem einen Fall.

    Wie das in Summe aussieht, weiß ich nicht. Da möchte ich im Moment nichts zu schreiben, weil mir ehrlich gesagt Infos und Zahlen fehlen. Wieviele unkrastrierte Tiere rennen in einem beispielhaften Land rum, wie sind die durchschnittlichen Zahlen wilder Vermehrungen und was sind die Zahlen der importierten Welpen und Junghunde.

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    Ich glaube nicht mal, dass die Orgas groß daran verdienen, aber die Hunde werden aus den Tötungen verkauft. Warum sollte man dort also ein schlechtes Gewissen haben, wenn gleich noch 20 niedliche Welpen entstehen oder eingefangen werden, wenn die Deutschen sich so drüber freuen und auch noch Geld geben.

    Hier sind aus meiner Sicht mehrere Dinge vermischt. Kein seriöser Tierschutz unterstützt die Profitgier von Vermehrern. Ich kenne auch keine Tierschutzorganisation die Tiere aus Tötungsstationen freikauft - aber korrigiert mich hier gerne, falls ihr bessere Infos habt. Die Tierschutzorganisationen die ich kenne, bekommen die Tiere kostenfrei aus den Tötungsstationen. Darüber hinaus darf man die Linderung von Tierleid nicht 1:1 gegen die langfristige Entwicklung von verantwortungsvollem tierschützerischen Denken gegenrechnen.

    Übrigens, genau das habe ich auch lange Jahre gemacht. Bis ich Schlaubi, Chris und Andere kennengelernt habe. Ich habe umgedacht.

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    Viele hier schreiben, sie hätten keinen Hund im inländischen Tierheim bekommen und es war bei der Auslandsorga leichter. Da frage ich mich doch, ob die Maßstäbe nicht in beiden Fällen verschoben sind. Es kann eigentlich nicht sein, dass die Auslandsorga geringere Ansprüche an Interessenten hat.

    Ich glaube das richtige Mittel zu finden, ist hier sehr wichtig. Ich finde es schlimm wenn Hunde ohne jede Überprüfung in fremde Hände gegeben bzw. ausgeliefert werden. Genauso schlimm finde ich, wenn Menschen kategorisch abgelehnt und nicht weiter überprüft werden. Wie Maanu ging es uns im Tierheim in Frankfurt - wir hätten sofort Mietvertrag, Kontoauszüge etc. vorlegt. Nur wurde uns dazu erst gar nicht die Chance gelassen. Unter 30 gab es prinzipiell keinen Hund. Hier hätten wir uns gewünscht, mehr zu differenzieren.

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    In meinem Beispiel habe ich die damaligen Lebensumstände genannt. Und ich weiß nicht, wieso es den Tierheimen nicht gereicht hat ;)

    Ich kenne die Umstände der damaligen Prüfung nicht, aber ich kann verstehen das bei sehr jungen Menschen genau nachgeprüft wird wie die berufliche, familiäre und finanzielle Situation ist. Tierschützer erleben sehr viele Menschen die mit 20 einen jungen Hund möchten, dann aber nicht die vollen zehn bis fünfzehn Jahre auf Strecke gehen können - weil die finanzielle Belastung unterschätzt wurde, die Lebenssituation sich ändert oder auch einfach die Interessen. Auf Dich trifft das genauso wenig zu wie auf mich, aber diese Menschen gibt es und ich finde es ist die Pflicht eines guten Tierschutzvereins genau das abzuklopfen. In welcher Art und Weise und wie weit, steht dann natürlich nochmal auf einem anderen Blatt.

    Ach, ich finde es ist eine super Leistung von Euch überhaupt soweit gekommen zu sein - ihr schafft ganz bestimmt auch noch die letzten Meter :smile:

    Habt ihr mal über die Möglichkeit nachgedacht den Einzeltrainer ggf. in etwas abgelegenere Felder zu bestellen? Wo wohnt ihr denn, wenn ich fragen darf?

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    wir lassen sie abends nun angeleint, da wir keine lust auf suchen haben. aber das ist ja auf dauer auch keine lösung.

    Schlimmer als das Suchen dürfte die damit verbundene Lebensgefahr für den Hund sein. Panik ist kein guter Berater und wenn es kein Unterholz gibt, flüchtet sie ggf. auf die Straße.

    Mir hat immer geholfen mich an Momente zu erinnern, in denen ICH furchtbare Panik hatte. Dann versteht man seinen Hund ein bisschen besser und kommt nicht in eine genervte Stimmung. Ich kenne das alles und weiß, wie unfassbar anstrengend das sein kann. Also bitte nicht genervt sein - ihr macht das toll und mit ein bisschen Ruhe und Geduld bekommt ihr das wieder hin.

    Ich würde einen Hundetrainer empfehlen, damit ihr alle etwas mehr Sicherheit im Umgang miteinander bekommt. Dann ist ein rutschiger Laminat auch nicht mehr die Pforte zur Hölle :-)

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    Hmm, und warum? warum nicht einem Welpen ein schönes Heim ermöglichen der in nem zugigen dunklen 2qm Zwinger irgendwo in Rumänien hockt?? :???: die dann da lassen weil es sich nicht "schickt" Welpen zu importieren?!

    Ob es uns passt oder nicht, Welpen haben in deutschen Tierheimen eine deutlich höhere Vermittlungschance als erwachsene Hunde. In "meinem" Tierheim gibt es eine enge Zusammenarbeit mit einem sehr guten spanischen Tierheim - und die Welpen und Junghunde die von dort kommen, leisten einen erheblichen Beitrag zur Finanzierung des Tierheims. Welpen und Junghunde sind meist nur wenige Wochen im Tierheim bis sie ein zu Hause finden und dem Tierheim die Vermittlungsgebühr einbringen. Durch diesen unterdurchschnittlichen "Durchsatz" finanzieren sie die Hunde mit, die bedingt durch Alter oder Krankheit länger warten müssen.

    Vorbeugend: In Deutschland werden kaum Welpen und Junghunde abgegeben und wenn, durchlaufen sie die Vermittlung gleichermaßen schnell. Entscheiden sich Menschen für Welpen und Junghunde bedeutet das nicht, das ein Platz für einen erwachsenen Hund verloren geht und damit ein ausländischer Welpe einem inländischen Senior den Platz wegschnappt. Hier handelt es sich in den allermeisten Fällen um ganz unterschiedliche Zielgruppen.

    Aus welchem Land ein Tierschutzhund stammt, ist letztlich völlig egal. Wichtig ist, welche Organisation dahinter steht und ob diese nach den Kriterien nachhaltigen Tierschutzes und im Sinne des kurz-, mittel- und langfristigen Tierwohles agiert. Sprich, keine Organisationen die profitorientiert Tiere außer Landes karren. Stattdessen Organisationen, die i) das Wohlergehen des Individuums sicherstellen und ii) durch die aus dessen Vermittlung entstandenen Mittel das Wohlergehen der verbleibenden Tiere z.B. durch die Etablierung fester Tierschutz-Prozesse verbessern.

    Ob ein Hund von Bayreuth nach Frankfurt, von Budapest nach Bagdad oder von Hamburg nach Dover zieht - solange die Tierschutzorganisation nach obenstehenden Kriterien geprüft wurde, kann man nichts falsch machen.

    Es ist schwer genug den richtigen Hund zu finden. Da würde ich jetzt nicht noch nach "Staatsangehörigkeit" filtern wollen |)

    Känguruh mit ihrem Hundeopa,
    der in Spanien geboren und nach Darmstadt gerettet wurde, wo man ihn nach Wiesbaden vermittelt. Anschließend ging es zurück ins Tierheim nach Darmstadt, damit er von dort aus zu uns nach Frankfurt und schließlich mit uns nach Darmstadt ziehen konnte. Und ich verspreche Euch, er hat noch nie nach einer Umsiedlung nach Madrid gefragt. Ehrlich! Nur Tortilla findet er klasse.

    Liebes Fräulein Wunder,

    schon sehr lange habe ich hier im Forum keinen wirklichen Beitrag mehr geleistet. Dir möchte ich heute ein paar Zeilen hinterlassen und wer weiß, vielleicht findest Du irgendetwas darin, was Dir weiterhilft.

    Inzwischen ist es einige Jahre her, das wir unseren Hund gefunden haben. Er war zehn Jahre alt und, vermutlich durch den Tod seiner Besitzerin, schwer traumatisiert worden. Du wirst im Forum viele Beiträge von mir finden, welche die ersten Woche und Monate mit einem Hund beschreiben, der bei jedem zweiten Spaziergang alles-erschütternde Panikattacken erlitt. Du wirst unzählige Diskussionen und Ratschläge finden und erleben, das ich immer wieder glaubte den Königsweg gefunden zu haben, um dann doch in einer Sackgasse zu landen.

    Unser Hund hat mir beigebracht, das alle Weisheiten nur Inspiration sein dürfen. Am Ende ist der Hund genau wie Du, ein Individuum, ein Individualist, eine Persönlichkeit. Umso mehr, wenn es sich um ein traumatisiertes Tier handelt - denn dann ist der Hund unter Umständen nicht in der Lage an der Lösungsfindung mitzuarbeiten. Damit meine ich, das mein Hund mich in der Regel viel besser versteht, als ich ihn. Wenn wir also gemeinsam etwas erarbeiten, gelingt dies, weil er sich auf mich einstellt und meine Kommunikationsfehler ausgeleicht. Wenn es aber um eine Traumatisierung geht, müssen wir ggf. alleine den richtigen Ton treffen.

    Ob Panikattacken oder Verlustängste - am Ende bedienen sich alle Ratschläge aus dem Pool der propaten Hausmittelchen und Trainingskonzepte. Nur das bei einem traumatisierten Hund die Welt gerne mal Kopf steht - auf dieser Basis kann eine sonst erfolgreiche Ansprache völlig falsch sein und der emotionale Stress verhindert zusätzlich jeden Lernerfolg. Das heißt aber nicht, das es aussichtslos ist.

    In Deinem Beitrag lese ich zwischen den Zeilen viel Frustration und Sorge und beides steht Dir zweifelsohne zu. Im ersten Schritt musst Du trotzdem für Dich entscheiden, wie weit Du mit Deinem Hund gehen wirst. Du musst wissen, das es für Dich nur den einen Weg gibt. Den Weg mit Deinem Hund - egal ob sich etwas an seinem Verhalten bessert oder nicht. Diese bedingungslose Entscheidung für Deinen Hund gibt Dir Ruhe, Kraft und Mut - denn ab jetzt gibt es sowieso nur noch den Weg geradeaus. Und zumindest die daraus resultierende Ruhe wird Dein Hund spüren.

    Was ein traumatisierter Hund nämlich nicht braucht, ist, ein Mensch der sich durch sein Trauma-Verhalten unter Stress setzen lässt. Wenn es uns schlecht geht, suchen wir auch eine Schulter zum anlehnen. Wenn diese Schulter ebenfalls in Panik verfällt, bricht uns der Boden unter den Füßen weg. Wenn Du Dich aber bedingungslos für Deinen Hund entschieden hast, bist Du auch bereit dieses Trauma-Verhalten notfalls ein ganzes Hundeleben lang zu erleben. Diese Endgültigkeit macht es viel leichter diese Situationen zu ertragen. Frage Dich immer, was kann im schlimmsten Fall passieren. Kinoverzicht, Rauswurf aus der Wohnung wegen anhaltenden Bellens - that's it. Es gibt Filme auf Scheiblette und andere Wohnungen. Selbst das Worst-Case-Szenario ist maximal unangenehm, aber keine Bedrohung für Eure Existenz.

    Für mich war das der Knackpunkt. Wir haben so die Sicherheit gewonnen, unserem Hund in seinen schlimmsten Momenten nicht noch zusätzlich zur Last zu fallen, sondern ihm langsam aber sicher eine kleine Stütze zu sein. Wir haben es irgendwann aufgegeben uns aktiv mit Literatur oder Hunde-Experten zu überfordern. Letztlich waren alle Wege sehr logisch und kompetent, schienen aber rein gar nichts mit unserem Hund zu tun zu haben. Ich erinnere mich, das man uns am Anfang von allen Seiten riet, seine Angst zu ignorieren. Wie kann ich die nackte, himmelschreiende Angst meines Hundes ignorieren? Vielleicht ist es in anderen Mensch-Hund-Beziehungen richtig - für uns passte es überhaupt nicht. Ich kann Dir daher nur raten, hör genau auf Deinen Hund. Lerne ihn kennen. Lerne ihn lesen. Lerne ihn verstehen.

    Irgendwann kam die Zeit, als wir unseren Hund besser verstehen konnten. Während ich die Angst zunächst erst bemerkt habe, wenn er bereits mitten in der Panikattacke steckte, konnte ich die Situationen jetzt kommen sehen. In unserem Fall habe ich mich - egal wie unpassend die Situation gerade war, und das war sie oft - sofort auf den Boden gesetzt und ihm Nähe angeboten. Noch heute kommt er mit tief gesenktem Haupt auf mich zu und drückt sich richtig in mich hinein. Ich lege meinen Kopf auf seinen und wir sind einfach ein paar Minuten ganz ruhig. Und wenn in diesem Moment das Wasser überkocht, kocht es über. Und wenn jemand sauer ist weil das Essen kalt wird, kann ich daran nichts ändern. Am Anfang hat es die Panikattacken nicht verhindert, null. Um ganz ehrlich zu sein, ich hätte noch nicht einmal für unseren Weg ein Patent-Rezept. Was ich sagen kann, ist, das wir abgesehen von Silvester und Neujahr seit über zwei Jahren ohne Panikattacken leben. Wichtiger noch ist, das wir seit über dreieinhalb Jahren ohne kopflose Panik leben, das heißt unser Hund kommt zu mir oder meinem Freund, wenn er Angst bekommt. Wir müssen also keine Angst mehr haben, das er von ein Auto rennt.

    Bitte suche Dir erstmal eine Lösung, welche die größte Not für Dich lindert. Ich könnte mir vorstellen, das Du ihn gut an einen Hundesitter gewöhnen kannst. Nur wenn ihr nicht unter permanenter Anspannung leidet, könnt ihr Euch die Zeit lassen, den richtigen Weg zu finden. Sein Bedürfnis ist, zunächst nicht alleine zu sein. Dein Bedürfnis ist, ruhigen Gewissens arbeiten zu gehen. Probiere es doch einfach mal mit einem Hundesitter aus. Ich denke, das wäre wirklich die allerbeste Lösung für den Moment. Und wenn nicht, würde ich den Job knallhart nur mit Hund antreten.