Die Richtungswechsel konnten wir auch nicht anwenden. Mit einem dauer-zerrenden Zugpferd kriegt man in kürzester Zeit einen Drehwurm. Und mit Stop & Go wären wir keinen Meter vorwärts gekommen.
Wir haben uns dazu entschieden, das Ziehen zunächst komplett zu ignorieren. Erstens, weil wir sowieso noch keine Handhabe gegen das Ziehen hatten und zumindest Erfolge für den Hund vermeiden wollten. Zweitens, weil das Ziehen nur das Resultat war - nicht das Problem.
Beim Spaziergang hatten wir einfach nicht die Aufmerksamkeit unseres Hundes - überhaupt gar nicht. Wir hätten an der Leine explodieren oder seine Leckerlie-Tüte auffressen können ... das hätte er nicht bemerkt.
Also haben wir VOR jedem Spaziergang eine Spielstunde im Wohnzimmer veranstaltet. Es ging darum, die volle Aufmerksamkeit des Hundes zu bekommen und einen Riesenspaß für den Hund zu veranstalten. Es gibt auch ein bestimmtes "Kommando", mit dem wir dem Hund zeigen, dass jetzt mit ihm interagiert wird. Hallo hier sind wir ... und wenn Du auf uns achtest, haben wir einen Riesenspaß.
Wenn er noch voll dabei war und richtig Spaß hatte, sind wir mit ihm raus. Wir haben auch beim Anziehen und Rausgehen immer weiter kleine Spiele gemacht - die Spielstunde ging einfach weiter. Ziel war, die Aufmerksamkeit mitzunehmen. Das klappte am Anfang nur für ein paar Meter und später immer mehr.
Parallel dazu haben wir das Fuß-Kommando aufgebaut. Wenn die Aufmerksamkeit stoppte, haben wir das Ziehen weiter ignoriert. Er kugelt uns die Schulter aus, aber das lassen wir ihn gar nicht merken.
Die Sternstunde unserer Schultergelenke kam, als wir nach ein paar Wochen ein solides und verlässliches Fuß-Kommando (ich denke er hatte Vorkenntnisse) aufgebaut hatten. Wir haben den Spaziergang mit Fuss begonnen. Wenn das gut klappte, durfte er die volle Länge der Führleine ausnutzen.
Im nächsten Schritt haben wir den Spaziergang ohne "Fuss" begonnen. Wenn der Zug zu groß wurde, sind wir für 2 bis 3 Minuten stehen geblieben und er musste im Anschluss Fuss laufen. Wenn das Fuss laufen problemlos klappte ( wir haben recht kurze Intervalle genommen, etwa 2 bis 3 Minuten ) haben wir ihn als Belohnung daraus entlassen. Natürlich gab es auch ab und zu ein Leckerli ... wir sind ja keine Unmenschen ;-)
Wichtig war wohl, dass wir immer freuuuundlich und lieb geblieben sind. Wir haben uns wirklich höllisch bemüht uns die Genervtheit nie anmerken zu lassen.
Ja, so haben wir es versucht.
Es hat sehr schnell angeschlagen und wir haben inzwischen einen Hund, mit dem man problemlos auch mal schwere Tüten tragen oder ein Notfalltelefonat machen kann - war am Anfang eher undenkbar.
Ich hoffe es hilft ein bisschen.
Aber natürlich ist das der Weg von UNSEREM Hund, keine Ahnung, ob das immer passt. 