Hallo ihr Lieben,
im Moment fällt mir eine Sache sehr stark auf: unschuldige Threads, in denen zum Beispiel nach der Eignung zur Hundehaltung gefragt wird, ufern immer wieder aus und münden in die meist ebenso ergebnis- wie fruchtlose Grundsatzdiskussion: Ist Hundehaltung möglich, wenn man einen Fulltime-Job hat?
Achtung, dies war eine rethorische Frage!
Warum?
Weil diese Frage meiner Meinung nach nicht pauschal sondern individuell zu beantworten ist - es hängt doch ganz maßgeblich von der Situation und den Umständen ab.
Mache ich also einen Thread auf, um rethorische Fragen zu stellen?
Nein! 
Ich mache einen Thread auf, damit die Grundsatzdiskussion vielleicht einen festen Platz haben und nicht immer und immer wieder bei allen möglichen Themen auftauchen muss. Manchmal ist es berechtigt. Manchmal ist es sinnvoll. Manchmal ist es aber auch destruktiv und leidvoll.
Auch mag ich zum Nachdenken anregen,
nämlich mit einer soeben erlebten Geschichte:
Ich bin krank zu Hause und deshalb sicher ein bisschen sensibler als sonst. Mit dem Notebook auf dem Schoss und dem Hund über den Beinen mache ich mich also auf, um mir im DogForum ein wenig die Zeit zu vertreiben.
In mehreren Threads, die ganz harmlos wirkten, ging die alte Diskussion wieder los. Einige Beiträge sind sehr sachlich geschrieben, andere Beiträge sind eher naiv. Viele Argumente gegen Hund & Vollzeitjob leuchten absolut ein, einige Argumente dafür allerdings auch. Erfahrungsberichte gibt es zu beiden Seiten. Eigentlich schön, oder? Für jeden das Richtige dabei.
Dann gibt es aber auch Beiträge, die zum Nachdenken anregen und in ihrer Heftigkeit sicher auch verletzen. Ich las den Vergleich von Hunden, deren Halter den ganzen Tag arbeiten, mit Tierheimhunden ... in beiden Fällen sind die Hunde ja allein. Hmm. Ich las das viele Hunde still und heimlich leiden und sich keine Auffälligkeiten zeigen würden. Hmm. Ich las das kein Mensch seinen Tag so durchstehen könnte, wie wir Berufstätigen es unseren Hunden zumuten.
Bitte nicht dran aufhängen, falls ihr was aus dem Kontext gerissen wurde. Es geht mir mehr ums Prinzip, als um die wortlaute Aussage, ja?

Heute etwas sensibel, musste ich weinen.
Ja, echt heulen.
Warum?
Weil mein Hund an drei Tagen in der Woche acht Stunden allein zu Hause ist. Die restlichen vier Tage ist er maximal für ein Stündchen allein - dennoch, dreimal die Woche ist er für acht Stunden auf sich gestellt.
Wir hätten ihm gern eine Gassigängerin spendiert, haben jedoch noch keine Person gefunden, die mit seinen immensen Angstzuständen zurecht kommt und den Hund nicht noch zusätzlich unter Stress setzt. Er kann sich im Garten erleichtern, aber das wars dann auch schon - dafür sind wir jedoch extra umgezogen. Ich kann nicht mehr tun.
Klar würde ich ihm gern ein anderes Leben ermöglichen.
Trotzdem haben wir ihn letztes Jahr zehnjährig aus dem Tierheim übernommen - er litt dort schrecklich, hatte Panikattacken und andere Baustellen. Hier ist er aufgeblüht.
Hätte ich ihn im Tierheim lassen sollen?
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Ich möchte mich bei den Menschen bedanken,
die hier so kritisch die Haltung von Hunden trotz Vollzeitjob hinterfragen. Ich finde es gut und richtig, das Vergleiche angestellt und Fragen gestellt werden. Auch wenn es den Einzelnen manchmal schmerzt, ist es immer sinnvoll, auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen und Verbesserungen vorzuschlagen. Die Argumente sind logisch und einleuchtend und - solange sie konstruktiv bleiben - auch sehr wertvoll.
Danke.
Ich möchte mich bei den Menschen bedanken,
die sich den Hintern für ihre Tiere aufreißen und trotzdem ihrem Fulltime-Job nachgehen. Vielen Dank für die vielen Erfahrungsberichte, Lösungs- und Verbesserungsvorschläge!
Ich möchte aber auch darum bitten,
dass diese Grundsatzdiskussion manchmal vielleicht ein bisschen differenzierter, ein bisschen lösungsorientierter geführt werden könnte. Es gibt sie - die vielen guten Gründe dagegen. Es gibt sie aber auch, die Ausnahmesituationen. Die Fälle, in denen es klappt. In denen die Kompromisse (und Kompromisse bleiben es letztendlich immer) trotzdem Zufriedenheit zulassen.
Ich würde mir wünschen, dass wir nicht immer nur schwarz (Alle Hundehalter die den ganzen Tag arbeiten fügen ihrem Tier schweres Leid zu) und weiß (Den Hunden geht es prima, wenn sie 10 Stunden nicht zur Toilette können) sehen, sondern die vielen Graustufen dazwischen.
... denn dann können auch konstruktive Diskussionen entstehen, Lösungen vorgeschlagen und angenommen werden.
Dies nur als kleiner Gedankenanstoss meinerseits 
Etwas sentimental und ziemlich getroffen,
Euer Känguruh
