Ich trenns mal ab, damit es kein Monsterpost wird.
Ist der Weg, den wir gegangen sind und ich erwähne sicherlich auch nicht alle Punkte. Hat also sicher keine Allgemeingültigkeit und ist mehr als Anregung gedacht.
Den Hund sichern
Wichtig ist, dass der Hund zu jeder Zeit ausreichend gesichert ist. Wir haben uns ein ausbruchssicheres Geschirr besorgt. Erstens bist auch Du als HH sicherer, wenn der Hund nicht flüchten kann. Zweitens kann ein flüchtender Hund ziemlich viel Schaden für sich selbst und andere Lebewesen anrichten. Bitte nich mehr ableinen!
Bindung und Sicherheit
Um mehr Bindung aufzubauen, haben wir den Hund aus der Hand gefüttert und viele Bindungsspiele gemacht - diese Spiele natürlich erstmal nur im Haus. Wir haben keine zu langen Leinen benutzt, damit der Hund draußen stets die Nähe zu uns hat - haben wir auch erst gelernt, weil er an der Schlepp immer in Panik ausgebrochen ist. Wir haben versucht unglaublich viel Beständigkeit und Rituale in die Spaziergänge zu bringen: gleiche Uhrzeit, gleiche Verhaltensweisen.
Das Gassigeh-Spiel
Wir haben, wie gesagt, viele Bindungsspiele gemacht. Wir haben immer 15 Minuten vor den Spaziergängen angefangen in der Wohnung zu spielen. Geschirr, Jacke und Schuhe anziehen, haben wir so nebenbei im Spiel gemacht - wir sind SPIELEND vor die Tür gegangen. Der Hund war dann ganz auf sein Spiele und mich fixiert. Am Anfang war dieser Spieltrieb vorbei, sobald die Haustür ins Schloss viel. Nach einigen Wochen konnte ich ihn im beiläufigen Spiel halten, bis wir schon 300 m vom Haus weg waren. Er war so beschäftigt, dass er die Angst vergaß und lernen konnte, das draußen keine böse Welt ist.
Das Spieli trägt er heut noch mit raus 
Panik nicht ignorieren!
Hier im Forum hat mir ein weiser Mensch den Tipp gegeben, dass ich die Panik nicht ignorieren solle. Wenn er bei ANGST unsere Nähe sucht, darf er sich anlehnen und kurz Körperkontakt suchen. Wir gehen jedoch nicht näher darauf ein. Wenn er bei PANIK unsere Nähe sucht, gehe ich darauf ein. Ich gehe IMMER auf den Boden runter und beruhige ihn. Wenn er wieder ansprechbar ist, geben wir allerdings nicht auf (never surrender!) sondern wir gehen weiter! Allerdings baue ich persönlich hier NIEMALS NICHT Druck auf. Wenn nötig, bin ich 2 Stunden einen 10 m Weg gelaufen. Jeder Schritt wurde gelobt als hätte er gerade das Perpetum Mobile gebaut.
Ablenkung
Mit der Zeit konnten wir ihn immer besser lesen und die Panik oft schon vorhersehen - nicht immer, aber immer öfters. In diesen Fällen direkt wieder mit Bindungsspielen und Ablenkung starten, sodass er den Moment der Panik (wenn der dunkle Mann am Ende der Gasse in den Weg einbiegt, das Flugzeug direkt über uns ist etc.) am Besten "verspielt" hat. Dann haben wir gelobt wie bescheuert und sind weitergelaufen.
Selbst-Training
Für mich persönlich war noch wichtig, dass ich alle guten Ratschläge über Bord werfe. Ich KANN nicht immer sicher sein. Ich KANN nicht immer souverän sein. Und ich finde es viel wichtiger, dass mein Hund mich als berechenbar und authentisch wahrnimmt, denn als allseits-souverän. Also habe ich daran gearbeitet, mich zu kontrollieren aber mich nicht zu verstellen. Ich persönlich habe irre Angst vor dunklen Kellern und Wäldern. Ich bin ohne Hund in solche Situationen rein und habe mich selbst darin trainiert, da souverän durchzukommmen. Das klingt jetzt wahrscheinlich irre lächerlich, aber mir hat das Selbst-Training da immens geholfen. Ich MUSS nicht immer abgebrüht und cool sein, wenn mein Hund grade in Panik verfällt - ich hab dann auch ANGST dass was schiefgeht. Ich muss aber selbst wissen, dass ich kontrolliert und logisch reagieren kann.
Oh Gott, das klingt fies ... ich hoffe ihr versteht was ich meine. Mir hat das geholfen, um den Hund wirklich bessere führen zu können. Er WEISS dass ich Angst habe, wenn er Durchfall hat und wir um 3 Nachts im Feld stehen. Aber er weiss auch, dass ich trotzdem die alte Verena bin und handle wie immer.
Wir sind jetzt ein Jahr ein Mensch-Hund-Team.
Unser Hund hat immernoch Panikattacken, teilweise sogar ziemlich schlimm. Allerdings kann er seit über einem halben Jahr frei laufen und ist nie wieder geflüchtet. Wenn er Angst bekommt, läuft er zu uns. Wenn er sich ganz nah an mein Bein schmiegt, läuft er auch weiter - selbst wenn er vor Angst zittert und speichelt. Er läuft und er geht überallhin mit. Er flieht nicht. Wichtig ist aber auch, dass man versucht im Auge zu behalten, wann der Hund mehr leistet als er kann. Auch wenn mir viele Trainer sagen dass es falsch ist (was gut sein kann), breche ich in diesen Situationen ab. Ich versuche ihm Sicherheit zu geben und dazu gehört für mich auch, dass er die Sicherheit hat, dass ich seine Grenzen respektiere.
Vielleicht kannst Du da ja irgendwas finden, was Dir hilft.