Als ich noch ein kleines Kind war, hat mich der Nachbarshund gebissen. Der Hund war ein ganz armer Wicht, der bei seinen Menschen einfach ein beschissenes (sorry) Leben hatte. Die Bisse haben weh getan, klar. Verstörend ist aber die Angst - auch ein kleiner Hund entwickelte massive Kraft, wenn er ernsthaft angreift. Auch als ich im Erwachsenenalter zwei Bisse einstecken musste, war nicht der Biss an sich am schmerzhaftesten - auch wenns höllisch wehtut, sondern die verstörende Hilflosigkeit.
Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber wenn Lebewesen in Verletzungsabsicht angreifen, entgleiten sie völlig - wenn der eigene Hunde mit gefletschten Zähnen und aggressivem Ausdruck in den Augen plötzlich zubeißt, ist die Situation in ihrer Gesamtheit einfach verstörend. Ausdruck in den Augen, Ausdruck des Gesichts, Körperhaltung, die extreme Kraftentwicklung, auch die Gerüche.
Insofern glaube ich einen Schnapper kann man sicher gelassen hinnehmen. Aber ein Biss mit Verletzungsabsicht wird das Verhältnis im Mensch-Hund-Team immer erschüttern - das behaupte ich jetzt einfach mal ganz frech.
Ich persönlich finde das auch gar nicht schlimm. Ein Biss mit Verletzungsabsicht ist ein einschneidendes Erlebnis und das darf man ja dann auch als solches wahrnehmen. Ob jetzt die Begrifflichkeit des Vertrauensbruchs passend ist oder nicht, ein gesundes Misstrauen wird sicherlich entstehen - vermutlich auf beiden Seiten.
Heisst ja nicht, dass man den Hund in der Folge weniger schätzt oder weniger gerne hat.
Was ganz Anderes ist es natürlich, wenn man den Hund aus einer Rauferei holt und einen verirrten Biss ins Bein bekommt oder mal einen harmlosen Warnschnapper. Ich glaube das kann man von der Intensität des Erlebnisses aber auch gar nicht mit einem Biss mit Verletzungsabsicht vergleichen ...