Ich erzähle mal von einem anderen Akademikerberuf.
Vorab ich bin naturblond und habe mein Traumfach studiert (Ingenieur).
Studiengemäß habe ich in einer ordentlichen Firma ein Praktikum gemacht.
Mir ist angeboten worden, da zu bleiben und auch da die Diplomarbeit zu schreiben.
Das alles war zu DM Zeiten und Praktika sind noch bezahlt worden - nicht fürstlich aber ok.
Dann ging das zu Ende und der Personalchef hat gesagt, ich soll mal vorbeikommen.
Ich da hin, mir war zu dem Zeitpunkt völlig unklar, was er wollte.
Er hat dann gesagt, ich soll ja dann festangestellt werden und er würde nun den Vertrag machen und mich in Exy einordnen.
Ich "ja" gesagt, war ja grundsätzlich bereits abgesprochen.
Bin wieder in mein Büro und mal nachgesehen, was dann Exy bedeutet und aus Brutto/ Netto berechnet.
Da habe ich dann echt angefangen zu heulen, weil ich hatte ja schon "ja" gesagt.
Das war unter dem heutigen Mindestlohn.
Nach einer schlaflosen Nacht bin ich dann völlig verstört wieder hin.
Habe aber tapfer gesagt:
"Also ich habe mir das durchgerechnet und obwohl ich gestern ja gesagt habe, werde ich das nicht unterschreiben.
Weil ich mehr verdiene, wenn ich weiter kellnern gehe."
Und dann hat der ohne zu zögern mich viel höher eingestuft und fertig.
Erst Jahre später habe ich dann begriffen, dass auch das immer noch zu wenig war.
Und die Größenordnung habe ich ja dann mitgeschleppt.
Am Anfang war es ok, weil die hatten mich ja auch unterstützt bei der Diplomarbeit, aber irgendwann war nicht mehr witzig.
Erst über viele Jahre und Abteilungs- und Firmenwechsel bin ich heute auf dem Durchschnittsniveau.
Aus der Erfahrung (selbst wenn ich mich stockdoof angestellt habe), lasst uns grundsätzlich über Geld und Lohnniveaus reden, denn nur so herrscht ein Minimum an Transparenz und eine faire Verhandlungsbasis.
Auf der Basis kann ich dann auch entscheiden, ob der Job so toll ist und in die Lebensplanung passt, dass man auch mit wenig Geld zufrieden ist.
Grundsätzlich bin ich damit immer noch bei den Studienberufen.
Das viele gesellschaftlich grundlegende berufliche Leistungen nicht entsprechend honoriert werden (z.B. Pflege...) ist ein anderes trauriges Thema.