Also, prinzipiell empfinde ich die Umwelt für einen sehr kleinen Hund auch als gefährlicher.
Ich habe hier eine sehr, sehr filigrane 2 kg Hündin sitzen (sie wurde nicht extra klein gezüchtet, sondern ist schlicht sehr klein geblieben; 21 cm Schulterhöhe), ihre Beinchen sind dünner, als meine Zeigefinger. Sie ist definitiv kaputtbarer, als ein Neufundländer.
ABER ich glaube, eventuell ist das vorsichtiges menschliches Denken. Lieschen war 4 Tage in Budapest verschollen und hat sich in diesen 4 Tagen alleine durchgeschlagen.
Sie hat (Straßen-)Hunde überlebt, Leute, die sie fangen wollten, Katzen, sie hat mehrfach Straßen überquert (auch Hauptstraßen und die Autobahn), Bahngleise, nachts hat es geregnet, es war ziemlich frisch, usw.
Ich denke, sie konnte sich besser und erfolgreicher durchschlagen, als so manch anderer Hund, und so wie ich das einschätze, wäre das auch noch länger so gut gegangen.
Diese kleinen Dinger sind superzäh, echte Überlebenskünstler und Superhelden, wenn sie müssen.
Trotzdem manage ich natürlich unseren Alltag und das ist nicht immer soooo einfach. So ein Beinchen ist schnell gebrochen, der Rücken ist schnell durch; sie ist schnell so zerbrochen und beschädigt, dass sie ihr Leben lang behindert sein und Schmerzen haben könnte.
Sie hat zB nur Kontakt zu netten anderen Lebewesen jeder Größe, auf alles andere kann sie gut selbst gucken (zb dass sie nicht in Gullis tritt und sich ein Beinchen bricht, oder dass sie gut auf Bordsteine hochspringt).
Sie ist schneller, als die Hunde, die sie damals gehetzt haben und töten wollten, sie ist fitter und ausdauernder, als die Schäferhunde, die uns manchmal begleiten und sie ist deutlich geschickter, als viele andere Hunde.
Und nur weil wir Menschen es "fremdartig" finden, sollten wir den Kleinsthunden nicht ihre "Hundigkeit" absprechen.
Die Hunde sind idR das, was man draus macht.
Viele lachen über meinen winzigen Minihund, und das Lachen vergeht ihnen, wenn sie deren Hunde LOCKER in die Tasche steckt, und nach 10 km Marsch fragt, wann wir weiter laufen.
Ich bin mir sicher, sie hat ein hundgerechteres und spaßigeres Leben, als viele andere Hunde, mit Auslauf, reichlich freundlichen Hundekontakten, festen Hundefreunden, Privilegien, gutem Futter UND sie kann überall dabei sein, wenn sie will.
Natürlich geht es mir nicht um Hunde, die ausgewachsen unter 1 kg wiegen (ungefähr) und extrem deformierte Teacup-Zuchten (zB "Applehead" Chihuahuas).
Aber wenn der Hund aus einer anständigen Zucht stammt, gesunde untersuchte Elterntiere hat und man das händeln kann, man dem Hund Sozialkontakte und -interaktion ermöglicht, sehe ich da gar nicht sooo das Problem.
Da sind in meinen Augen Hunde, die zb aufgrund ihres Jagdtriebs nie ohne Leine laufen dürfen, gehandicapter.