Hallo,
ich lese grad das Buch "Damit wir uns verstehen - Erziehung des Familienhundes" von Thomas Baumann, der diesem Thema eine sehr interessante und wie ich finde nachvollziehbare Passage widmet.
Ich versuch's mal zusammenzufassen...
Baumann beschreibt das Triebverhalten von Hunden (in diesem Fall: "fressen") grundsätzlich in einem Kreislauf von
- Triebreiz (hier: Hunger) - Triebhandlung (hier: das Fressen selbst) - Triebbefriedigung (hier: Satt werden / Überleben / Arterhaltung).
Das Interesse des Hundes gilt also der Aufrechterhaltung dieses Funktionskreislaufs, um zur Triebbefriedigung zu kommen. Aggressionsverhalten ist nichts anderes als ein Werkzeug zur Konfliktlösung, d.h. es dient der Durchsetzung von Triebzielen.
Klingt ein bisschen nach trockener Theorie, aber ich fand es sehr hilfreich, weil mir so erst mal wirklich klar wurde, dass mein Hund nicht gleich ein böser Hund ist, wenn er mich anknurrt.
Trotzdem dulde ich natürlich nicht, dass mein Hund mich anknurrt. Es kann ja wirklich mal Gründe geben, warum man an sein Futter = seine Beute will/muss. Stellt Euch mal vor, er hätte irgendwo einen Giftköder gefunden...
Baumann empfiehlt in diesem Fall folgendes Vorgehen, er bezeichnet das als "Aggression hemmen mit Kompensation":
Jetzt zitiere ich mal - ich hoffe, das ist erlaubt:
"xxx (Name des Beispielhundes im Buch) steht knurrend und aggressiv drohend über seiner Futterschüssel. Mit einem deutlichen "Pfui xxx" blockiert Frauchen sein unerwünschtes Verhalten. In unmittelbarer Folge setzt sie noch eine verstärkende Blockierung durch einen Schnauzengriff. xxx reagiert in gewünschter Weise und stellt seine aggressiven Signale sofort ein.
Nun nimmt Frauchen die Futterschüssel hoch, lobt xxx mit sanfter und liebevoller Stimme und streichelt ihn dabei. Anschließend stellt sie die Futterschüssel wieder auf den Boden und erlaubt erneut mit lobender Stimme und streichelnder Hand das Weiterfressen. Sollte xxx in irgendeiner Form erneut aggressiv reagieren, wiederholt sich die ganze Zeremonie solange, bis keine Aggressionen mehr erkennbar sind."
Du hast also grundsätzlich ganz richtig reagiert. Zur Verdeutlichung, dass erwünschtes Verhalten (also keine Aggression bzw. Unterdrücken von Aggressionen) angenehme Folgen hat, hättest Du ergänzend noch loben können, als er ruhig geblieben ist. Wichtig ist, dass der Hund abschließend so dann auch zur Triebbefriedigung (s.o.) kommt, also in Ruhe zuende fressen darf. Deswegen die Bezeichnung "mit Kompensation". Ohne Kompensation würde bedeuten, dass man ihm das Futter wegnimmt und nicht wiedergibt, was zu Frust und dadurch entweder zu noch mehr Aggression oder zu depressivem Meideverhalten führen würde.
Liebe Grüße,
Silke