Der Hund, der wohl von allen am wenigsten in mein Leben passte, war TokTok. Sie war ein Tibet Terrier, 12 Jahre alt, blind, taub, mit großer Alleinbleibproblematik, bissig gegenüber allen Menschen außer mir und mit etlichen Mammatumoren, die man nicht operieren konnte oder wollte. Ich war 19, vielleicht 20, und lebte in Köln und wollte natürlich eigentlich sehr gerne ständig auf Partys.
Im Grunde war mir alles bekannt, als ich sie damals aus dem Tierheim Siegen abholte - außer das mit dem Alleinbleiben und das sie binnen kürzester Zeit ein absoluter one-woman-Hund werden würde, dessen Welt untergeht, wenn ich nicht da bin und der halt leider nicht betreut werden konnte, weil sie ja biss.
Abgabe kam für mich damals nicht in Frage. Ich hätte das als Versagen empfunden. Heute würde ich das rational anders sehen, aber im Kern meines Herzens würde ich mir das doch nicht zugestehen.
Sicher lag das auch daran, dass TokTok die letzten Wochen ihres Lebens todunglücklich bei meiner Mutter gelebt hat, da ich in einer Klinik war. Ich sah sie erst wieder, als sie eingeschläfert wurde. Das werde ich mir vermutlich nie ganz verzeihen können und vermutlich spielt das sehr in meine innere diffuse "Versuchen, durchziehen, Leben anpassen, der Hund bleibt!"-Mentalität rein.
Auch Elsa passte nicht besonders, das war einfach ein Charakterding. Aber für sie wäre der perfekte Ort eigentlich auch ziemlich unrealistisch gewesen: Am besten als Halterin eine Tierärztin im Ruhestand, deren Tochter aber die Praxis weiterführt. In einer Gegend, in der es keine anderen Hunde gibt, weshalb die Tierarztpraxis in dieser Traumvorstellung auch nicht wirklich viel Sinn macht.
Elsa war aber nicht "ausgesucht", sondern Pflegehund der holterdipolter zu uns kam und der dann letztlich (auch mangels passender Bewerbungen) bei uns geblieben ist. Wir haben uns da schon sehr stark an sie angepasst. Es war ihrerseits leider keine Option, sich anzupassen.
Und dann gab es da noch Bufke, auch "nur" ein Pflegehund. Bufke und ich waren ein Match. Wir passten wie Arsch auf Eimer. Aber leider passten mein Lebensgefährte und Bufke so gaaar nicht zusammen. Und deshalb war behalten keine Option. Es ist sicher etwas anderes, wenn man sich entscheidet, einen Hund - wie von Anfang an geplant - weiterzuvermitteln, als einen abzugeben, den man als bleibende Größe eingepreist hat. Aber das ist eigentlich eine reine Kopfsache, für den Hund und für einen selbst ist es im Grunde kein Unterschied außerhalb des Papiers und der inneren Vorbereitung. Im Grunde kann ich also vielleicht sagen: ich habe schon einige Hunde abgegeben, die nicht so gut ins Gesamtkonstrukt passten bzw mich dagegen entschieden, sie zu behalten.
Hat sich dann aber nicht wie Versagen angefühlt, allerdings immer ein bisschen wie Verrat unter dem Schutzschild mit der Aufschrift 'Pflegestelle'.
Versteht man, was ich meine?
Ist ja irgendwie ein bisschen irrational.