Es liegt mir wirklich fern Angst zu machen. Aber ich denke, wenn man in einem derartigen Forum einen Tip abgibt, dann sollte man sich seiner Verantwortung bewusst sein. Es ist sicher ganz einfach, aus der Ferne den allesverstehenden Hundefreund zu geben und für Verständnis für das Tier einzutreten. Aber Anbetracht der Tatsache, daß du zwei sehr kleine Kinder hast, finde ich diese Form hier nicht angebracht. Dein Pflegehund ist wie man sagt verhaltensauffällig, d.H. er verhält sich derzeit nicht normal. Das ist sicher mit viel Zeit und mehr oder weniger Aufwand in den Griff zu bekommen, allerdings sollte das in jedem Fall ohne Beeinträchigung oder Gefahr der anderen Familienmitglieder vor sich gehen. Deshalb habe ich erstmal gewarnt.
Mit den nächsten Stufen die da "zünden" könnten ist folgendes gemeint:
der Hund ist in ein neues "Rudel" gekommen und versucht sich zu orientieren durch Fragen in der Art: wer ist der Rudelführer? wie ist die Hierarchie? Wo stehe ich? kann ich meine Situation verbessern?
Zuerst wird er erkennen daß du der Chef des Rudels bist. Aufgrund seiner bisherigen Lebenserfahrung wird er dir mit seinen Reaktionen zeigen ob er damit einverstanden ist oder nicht. Durch das anfängliche extrem devote Verhalten hat er erst mal deine Position akzeptiert und zwar in einer drastischen Art, die darauf schliessen laßt, daß er hier in der Vergangenheit eine außergewöhnliche Erfahrung gemacht hat.
Im zweiten Schritt wird er versuchen die Stärke deiner Position zu überprüfen. Er möchte letztlich auch zu seinem eigenen Schutz einen starken und verlässlichen Rudelführer. Solch eine Prüfung kann z.B. das Spritzharnen sein mit dem er gerade deine Wohnung versaubeutelt. Er markiert einfach frech "sein" neues Revier und beobachtet, was du als bisheriger Revierbesitzer dagegen unternimmst. Wenn du es gewähren lässt, dann wird es zu seinem Revier und du hast an Autorität verloren.
Das sich in den Weg stellen, Befehle ignorieren und ähnliche Dinge sind wahrscheinlich weitere Prüfungen deiner Stärke und Position.
Parallel dazu scheint er seine Position zu den anderen Familienmitgliedern auszuloten. Er will wissen wie stark sie selbst sind und vor allem, welche Unterstützung sie vom Rudelführer haben! Und genau hier ist der Knackpunkt bei Kindern. Durch die normalerweise starke Unterstützung von Kindern durch den Rudelführers werden diese qasi unangreifbar und tabu, obwohl sie eigenlich nicht selbst stark genug sind für eine übergeordnete Position.
Was kommt normalerweise als Nächstes? Der Hund wird versuchen die Position der Kinder und anderer Hunde anzugreifen und aus den Augenwinkeln ganz genau beobachten wie du reagierst. Das bepinkeln deiner Kinder ist hier einzuordnen, ebenso das klauen aus der Hand. Er schaut sich deine Reaktionen an und wenn du ihn gewähren lässt, heisst das für ihn, daß er sich ohne Probleme über deine Kinder stellen kann, was er dann auch tatsächlich körperlich als nächstes machen könnte. Spätestens dann ist 5 vor 12 denn die nächste Stufe würde bedeuten, daß er anfängt deine Kinder zurechtzuweisen und zu erziehen!
Nun, was wäre zu tun? Hier wird die Sache gaaaanz schwierig, weil du für alles Weitere die Verantwortung trägst. Daher ist es nicht unbedingt damit getan, einfach etwas zu machen was Andere dir empfehlen, sondern dir diese Empfehlungen durch den Kopf gehen zu lassen und das zu tun, von dem DU überzeugt bist und das DU verantworten kannt. Mit diesem Vorwort werde ich nun erläutern was ICH und warum ICH es tun würde:
Ich würde momentan jegilchen Mitleidsfaktor betreffend der Lebensgeschichte des Hundes nach hinten stellen. Für mich wäre entscheidend, ob der Hund die Voraussetzungen mitbringt, in der Familiengemeinschaft sich einzufügen. Da der Hund neu ist im Rudel wird er die letzte Position einnehmen, hinter allen Kindern, Hunden, Katzen und sonstigem Getier. Ich würde verlangen, daß er nach und nach alle Hausregeln wie alle Anderen einhält und dies mit Konsequenz und Nachdruck von ihm verlangen. Jeder Versuch die Positon eines anderen Familienmitgliedes zu schwächen würde ich sofort und unmissverständlich unterbinden (z.B. durch ein klares auch laut gesprochenes Nein, Aufmerksamkeitsentzug oder auch Einschränkung der Bewegung (Leine)). Auf alle Fälle würde ich es auf keinen Fall zulassen, daß der Hund mit meinen Kindern unbeaufsichtigt und allein ist. Nach einer angemessenen Zeit würde ich Bilanz ziehen, wie weit der Hund bereit war sich mit der Familie zu arrangieren und mich hinterfragen, ob ich auf Dauer bereit bin mit den daraus folgenden Konsequenzen zu leben.
Ich hoffe dir ein wenig geholfen zu haben, aber letztlich ist es deine Sache und ich wünsche dir viel Erfolg und Spass dabei ....