So, ich schreib das jetzt einfach mal alles auf... wohl mehr für mich, aber dann kann ichs gleich hier schreiben und mal ein paar von euch drüber schauen lassen... außenstehende Gedanken sind ja nie verkehrt.
Es wird vermutlich etwas wirr, ich hoffe man kann mir dennoch folgen.
Luke ist ein HSH/Windhundmix (von vermutlich bis sicher), ein Jahr jung, kommt wohl ursprünglich aus Spanien, ich bin mWn seine 3.-4. Bezugsperson, er kam mWn mit ca 3 Monaten nach Deutschland, soll (Spekulation, nichts gesichert->) neben der toten Mutter gefunden worden sein.
Über seine Zeit in Deutschland kann ich wenig sagen, ich weiß alles nur vom Hörensagen.
Ich habe Luke am Stuttgarter Bahnhof das erste Mal gesehen.
Wir sind von dort aus gemeinsam zur Pflegestelle gegangen. Auffällig war, dass er alle paar Sekunden mit dem Finger auf die Stirn getippt wurde und entsprechend ausgewichen ist.
Interessant ist dies deshalb, weil er, als er bei mir ankam, vor meiner Hand und/ oder der Leine auswich und es auch heute noch manchmal macht.
Es gab vor einigen Wochen einen besonderen Vorfall, bei dem ich mich, ihn an der Leine neben mir laufen habend, in seine Richtung gebeugt und grollend "nein" gesagt habe (da er grad zu einem Hund losfetzen wollte).
Ich hab ihn nicht berührt, allerdings hat meine Körpersprache bei ihm ausgelöst, dass er einige Tage lang sehr stark zusammenzuckte, wenn ich mir in seiner Nähe auch nur an der Nase kratzte.
Luke kommt sehr schlecht mit Frust zurecht.
Als er bei uns ankam, ist er pausenlos jammernd durch die Wohnung gelaufen, kam nicht zur Ruhe.
Draußen hat er gejammert, wenn er nen Hund oder nen Vogel gesehen hat.
Zudem hat es bereits gereicht, bei ihm Frust/ Trennungsängste (?) auszulösen, wenn wir ein Stück mt fremden HH spazieren gegangen sind und man sich an einer Kreuzung verabschiedet und getrennter Wege weitergegangen ist.
Er jammerte dann sehr sehr laut, stieg in die Leine, kam erst nach Minuten wieder runter.
Anfangs habe ich versucht, ihn über Impulskontrollübungen, Dummyarbeit und Gehorsam besser auszulasten, allerdings hat eine solch starre Verhaltensvorgabe eher dazu geführt, dass er noch frustrierter wurde.
Als er so langsam bei uns ankam, kam er in die Pubertät.
In dieser Phase kamen viele Dinge zusammen, die sich sicherlich negativ auf seine Stresskompensationsfähigkeiten ausgewirkt haben.
Ich kam ins Krankenhaus.
Wir mussten umziehen.
Missy wurde läufig.
Falsche Auslastung.
Die Beziehung stand auf der Kippe.
Am 21.3. ist dann bei Luke eine Sicherung durchgeknallt.
-> https://www.dogforum.de/ftopic105138.html
Seitdem schnappt er manchmal noch, wenn er gestresst ist.
Was genau ihn wann wie stresst, versuche ich gerade herauszufinden.
Manchmal reicht es, wenn er auf sein Futter wartet.
Dabei ist es egal, ob er einfach in der Küche beim Fleisch portionieren zusieht oder außer Sichtweite im Flur auf seiner Decke liegen bleiben soll.
Sprich, Alternativverhaltensvorgabe ist in den meisten Fällen nicht hilfreich.
Lediglich für mich, weil ich ein wenig das Gefühl habe, die Situation unter Kontrolle zu haben.
Hundebegegnungen an der Leine sind jedesmal Stress pur für ihn.
Wen er Katzen sieht, muss ich gefühlte 100 Kilo hinter mir herschleppen, da dreht er völllig ab.
Alleridngs sehe ich da durchaus trainerisches Potential, Voraussetzung ist, ich bin mit ihm allein unterwegs und ich sehe Hund und Katze rechtzeitig.
Er ist draußen nicht völlig in seiner eigenen Welt.
Ganz im Gegenteil. Je mehr Freiräume ich ihm gebe, desto leichter ist es für ihn, sich an mir zu orientieren. Liegt wohl an seinen HSH- Genen.
Allerdings ist da auch eine Grenze, die er nicht überschreiten darf, sonst puscht er sich so hoch, dass ich wieder ein Nervenwrack an der Leine hab.
Ich bin gerade dabei zu lernen, wie weit ich Distanz und Eigenständigkeit zulassen kann und muss und ab wann ihn sein Gerenne nur noch mehr stresst.
Er hat hin und wieder mal Durchfall, verträgt offenbar kein Getreide.
Er ist ständig auf Futtersuche. Besonders, wenn er grad gefüttert wurde, sucht er die Wohnung nach Futter ab, versucht uns anzubetteln bzw versucht in unbeaufsichtigten Momenten irgendetwas (mehr oder weniger) Essbares abzugreifen, im Mpment jammert er wirklich jeden Abend nach dem Füttern und braucht so seine 10-20 Minuten zum Runterkommen.
Ich schicke ihn nach dem Futtern auf seine Decke, allerdings ist es schwierig, ... manchmal stresst es ihn, wenn er auf der Decke bleiben muss und ich muss die Situation auflösen, damit er sich nen angenehmeren Ruheplatz suchen kann. Dann möchte er sich ins Bad legen oder auf die Couch und wird dann erst ruhig.
Er muss ständig etwas Kauen.
Ich habe beim Sperrmüll eine riesen Tüte mit Kuscheltieren gemopst, er bekommt jetzt jeden Abend ein Kushceltier zum Kauen, das funktioniert ganz gut so.
Überhaupt... einerseits braucht er viel Routine im tagesablauf, aber sobald es in den Bereich von starren Verhaltensvorgaben geht, macht er dicht und dreht hoch.
Ich habe das Gefühl, dass er einfach nie gelernt hat, wie er mit Stress umgehen soll.
Er ist dann in einer Schwebe gefangen und weiß nicht wohin mit sich.
Erschwert wird dies durch sein (wohl genetisch bedingtes) Unvermögen, sich einfach in Verhaltensvorgaben zu fügen.
Also er leidet nicht ständig unter Stress... aber wenn er welchen hat, kann er damit nicht umgehen.
So.
Lösungen hab ich bisher kaum... ich versuche mich einfach immer situationsgemäß zu verhalten.
Da sich bereits Verbesserungen abzeichnen, bin ich guter Dinge, dass es auf lange Sicht besser wird...
Ich denke, ich werde auch (sofern er dann noch hier sein wird), wenn er 2 oder 3 Jahre alt ist, mal einen Kastrationschip ausprobieren.
...
Danke fürs Lesen.