so, aus dem Urlaub wieder da und jetzt will ich mal auf Subs Post antworten.
Wie das bei uns allgemein so ist? Hm. Zu Hause eigentlich relativ entspannt. Vorab: mein Hund kann super alleine bleiben, macht nichts kaputt und akzeptiert, wenn er in sein Körbchen gehen muss. Ja, er darf auf Bett und Couch, doch es gibt keinerlei Gemurre und Gezeter, wenn ich ihn runterschicke und ihm einen Platz zuweise (wenn wir essen oder es an der Tür klingelt z.B.). Er ist daheim ein Schaf. Mir wurde das auch alles schon geraten, was so gängig ist: Platz zuweisen, Spiele und Streicheln nur wenn ICH es initieere usw. Machen wir auch, aber manchmal vergisst man das einfach. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich keine Lust habe, meinen Hund ständig rumzukommandieren und aufzupassen, was er sich nun wieder frecherweise herausgenommen hat, denn er macht zu Hause keine probleme, und deshalb darf er sich auch weitgehend frei bewegen. Klar, wenn es mal (draußen) ganz schlimm mit ihm ist, wird er drinnen auch mehr begrenzt, das macht man automatisch. Aber ich halte das mal 1-2 Tage lang durch, dann wirds wieder legerer. Finde ich aber nicht schlimm, denn wie gesagt: ich habe mir den Hund nicht angeschafft, um ihn ständig rumzukommandieren.
Was nicht unerwähnt bleiben soll: wir haben Bela vor 4 Wochen kastrieren lassen, weil er Kryptochide ist. Meiner Meinung nach war es exakt der richtige Zeitpunkt dafür (und es war medizinisch notwendig). Ich habe den Eindruck, dass er in den letzten Wochen allgemein entspannter geworden ist. Auch bin ICH entspannter im Umganh mit ihm geworden. Irgendwie läuft die Kommunikation zwischen uns schon um einiges besser. Der Hund achtet mehr darauf, was ich mache, erkundigt sich, fragt auch neuerdings oft, Hundebegegnungen sind ein bisschen besser geworden, er haut nicht gleich ab wenn er einen anderen Hund sieht, sondern ich kann ihn meistens kontrollieren und dann entscheiden, was passiert.
Ich muss mal ganz scharf überlegen, was noch an Problemen übrig ist. Hm, nicht allzu viel. Ich bin aber auch mehr und mehr der Überzeugung (und sehe das auch), dass sich vieles mit der Zeit selbst regelt. Mein Hund ist in den letzten 6-8 Wochen sehr gereift und ich bin schon recht zufrieden. Wir haben nen riesigen Sprung gemacht. Ich hatte ihn eine zeitlang sehr stark unter meine Kontrolle gebracht (erst Schleppleine und Einführung einer konsequenten Leinenführigkeit ohne mich zu überholen; dann hatte er eh 2 Wochen (Kurz-)Leinenzwang, da musste er sich sehr beherrschen) und dann habe ich ihm stück für stück wieder mehr Freiheiten zugestanden. Das war gut so. Und an tagen, die er versemmelt (kommt natürlich auch noch vor), leine ich ihn draußen an und er bekommt eine Auszeit und gut ist.
Wir sind in letzter Zeit merklich zu einem richtigen Team zusammengewachsen und dadurch hat sich auch ein stückweit der gegenseitige respekt (wieder) hergestellt. Wir arbeiten jetzt richtig gut zusammen. Neuestes Beispiel dafür: vorhin im Park, wir sind mit ein paar anderen Bürohunden unterwegs, Bela ohne Schleppe. Da kommt ein ziemlich bulliger Labbi-Rüde durchs gebüsch auf uns zugerast und klappert alle Hunde ab. Bela war der nicht so geheuer und statt ihn anzupöbeln (wie er es neulich noch gemacht hätte), kam er zu mir und suchte tatsächlich bei mir Schutz! Ich hab mich darüber total gefreut. Der Labbi wollte sich nicht entfernen (Herrchen war schon sauer) und stiftete da weiter Unruhe, doch Bela hielt sich brav an mich und machte keine Anstalten, da irgendwas selber regeln zu wollen. So will ichs haben. Ich habe Bela mit einem ordentlichen Drücker aus der Futtertrube dafür belohnt.
Ich weiß, dass ich mich nicht ausruhen darf. Bela hat mich daran selbst schon erinnert (in Hamburg: da hatte er einmal nen Spinner und rannte vor mir weg, leider über eine mäßig befahrene Straße; doch das war nur meine Schuld, weil ich mal wieder aus irgendeinem Grund hysterisch geworden bin; tja da hatten wir Glück, dass nichts passiert ist).
Ich habe akzeptiert, dass ich zu viel von meinem Hund erwartet habe, ich wollte Dinge, die er noch gar nicht bringen kann, also kann ich nichts anderes machen, als in kleinen Schritten daran zu arbeiten und mich nicht zu ärgern, wenn es noch nicht so schnell klappt. Das nächste Projekt ist, dass er endlich lernen soll, nicht ohne meine Erlaubnis eine Straße zu betreten. Üben wir zwar seit er 9 Wochen alt ist, aber es hat immer noch nicht Klick gemacht. Manches braucht eben länger.
Eines weiß ich genau (und da wiederhole ich mich): ich möchte meinen Hund nicht permanent rumkommandieren. Er soll Hund sein dürfen und dabei viele Freiheiten haben, welche er sich aber erarbeiten muss. Ich bin sehr froh, dass wir keine ernsten Probleme haben. Mein Hund beißt niemanden und er verteidigt keine Ressourcen und wenn er es tut, dann ist es im Rahmen; und er hört ganz gut auf mich - zwar nicht perfekt, aber er ist auch keine Maschine. So wie er jetzt ist, darf er gerne bleiben, den Feinschliff bekommen wir auch noch hin. Er ist 15 Monate alt. Ich habe noch Hoffnung ;-)
Und zu Anne Krüger: vielleicht machen wir das Seminar noch. Evtl. im Herbst. Dann aber eher für mich zur Information als dafür, den Hund komplett umerziehen zu wollen.
Grüße Jennja