Hallo liebe Angsthund Foris,
Ich habe jetzt langsam angefangen mich durch den ganzen Thread zu lesen, vllt habt ihr etwas Nachsicht und helft mir trotzdem schonmal...ich hoffe ich bin nicht die Hundertste die diese Fragen stellt...
seit einem Monat habe ich eine kleine Angsthündin hier bei mir zuhause. Als Pflegehund. Kennengelernt habe ich sie auf Mallorca in der Perrera bei meiner alljährlichen Arbeit dort. Sie liess sich erst am 3. Tag sehen und am vierten oder so anfassen. Nie hätte ich zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass sie mal bei mir landen würde...aber ihre (bebilderte) Geschichte könnt ihr hier lesen, bzw. das, was passiert ist, nachdem wir alle dachten, sie sei glücklich vermittelt worden 
https://www.dogforum.de/meine-tierschu…120147-240.html
So, jetzt ist Fipsy eben hier.
Ich versuche mal ihre Ängste zu beschreiben:
- Angst vor Männern, da braucht sie aber drinnen mittlerweile nur noch 1/2- 2 Stunden bis sie an der Hand leckt, schnuppert, Witterung aufnimmt. Anfangs hat mein Mann sie 3 Tage nicht anfassen dürfen.
Meine Besucher haben alle dieselben Instruktionen wie Chris das mit Doba macht und es klappt auch bei uns hervorragend.
- Angst vor Autos und insbesondere Strassen. Bei vereinzelt vorbeifahrenden Autos gehe ich so vor: Alle meine Hunde sitzen (dabei sitzen sie zwischen Fipsy und Strasse , dazwischen stehe ich noch) und genau beim Vorbeifahren gibts Leckerchen. Anfangs ging das gar nicht, mittlerweile nimmt Fips das Leckerchen und gaaanz selten gibt s dabei auch schon Blickkontakt.
Kreuzungen versuche ich zu vermeiden, es gibt bei uns nur eine, die wir überqueren müssen, da geht keinesfalls: in Entfernung absitzen und gucken (sie schlottert wie Espenlaub), oder unmittelbar beim Überqueren Leckerchen, das ist ihr noch viel zuviel Stress.
Sie schaltet dann auf Panik Modus, Schwanz eingeklemmt, stramm an der Leine nach vorne ziehen, Ohren nach hinten, nur weg.
Ich gehe mittlerweile dazu über, sie eng neben bzw. hinter mich an der Leine zu nehmen und ruhig und sicher über die Strasse zu gehen. Panikmodus und allein vorlaufen erscheint mir hier falsch...?!
- Angst vor anderen Menschen: Wenn wir von weitem Menschen sehen, klemmt Fipsy Schwanz ein und schaut schon sehr ängstlich zu ihnen, sucht Fluchtweg. In diesen Momenten ist sie kaum noch ansprechbar, je näher wir kommen.
Bei Fahrrädern gehe ich wie oben beschrieben bei vereinzelten Autos vor. Das klappt ganz gut.
Bei Menschen bin ich noch nicht sicher, was meint ihr? In Distanz zu den Menschen absitzen lassen, als Schutz dazwischenstellen und schönfüttern? Eng an mich nehmen und sicher vorbeigehen? Oder ihr mit Flexi oder Schlepp Distanz zum Menschen lassen (mache ich das, läuft sie schnell und mit Blick auf die Menschen in grossem Bogen vorbei)?
Drinnen klappt es mittlerweile super, hier ist ein völlig angstfreier Hund, tobt, spielt, ist kess und schmusig. Hier arbeite ich an ganz normaler Grunderziehung (nicht über Sofas toben, meinen Hunden nicht ins Gesicht springen usw.).
Naja, ich werde sie ja irgendwann zur Vermittlung freigeben müssen und ich weiss eben nicht, aufgrund meiner wenigen Angsthunderfahrung, wohin wir kommen können zusammen und was nie gehen wird. Was ich noch tun kann, um ihr bei diesem Prozess zu helfen. Sie soll keinesfalls in einem Cafe liegen können, um Gottes willen, aber ein Ertragbar machen von Strassen oder anderen Menschen wäre schon ein tolles Ziel.
Ich hätte gern dass sie sich an mir orientiert und nicht mehr in den Panik Modus schaltet.
Klar, dafür braucht man vor allem eins: ZEIT. GEDULD. LIEBE. VERSTÄNDNIS. STRUKTUR .RITUALE.
All das soll sie hier haben. Meine beiden Hunde sind sehr souverän und sie klemmt sich immer wieder (z.B. auf unserer täglich gleichen morgendlichen Runde) zwischen die beiden und macht klitzekleine Fortschritte.
Freilaufen darf sie auch (und geniesst es in vollen Zügen, danach habe ich immer das Gefühl, sie ist richtig stolz und ihre Angst etwas kleiner, z.B. noch heute auf dem Rückweg vom Strand) , allerdings nur dort, wo ich 100%ig alle Gefahren und Angstauslöser abschätzen kann (vor Umweltgeräuschen hat sie gott sei Dank NULL Angst, es sei denn sie kommen von Menschen oder Autos, was kontrollierbar ist). Z.B. in Feld wo ich bis zum Horizont schauen kann oder am Strand wo kilometerweit kein Mensch in Sicht ist. Sobald im Sichtfeld jemand auftaucht oder auftauchen könnte, wird sie angeleint (wobei ich die Leine immer positiv verknüpfe).
Auf uneinsichtigen Waldwegen, Feldwegen usw. verwende ich Schlepp bzw. Flexi und übe immer fleissig den Abruf, etwas Jagdtrieb hat sie auch, was aber kein grosses Problem darstellt, darin habe ich Übung.
Angst vor anderen Hunden hat sie absolut nicht.
Was könnt ihr mir raten? Gibt es Tipps und Tricks für uns? was meint ihr, wohin können wir kommen?
Ich liebäugele derzeit mit einem Intensiv Workshop, bei einer Hundetrainerin, die mich am Telefon sehr beeindruckt hat, sie ist Expertin im Thema Angsthunde und hat sich seehr viel Zeit für uns genommen. Der Workshop richtet sich an 4 Mensch Hund Teams mit Angsthunden und dauert einen Tag bzw. 4 Stunden.
Oder soll ich doch lieber eine Einzelstunde nehmen und sie direkt Situationen im Alltag beurteilen lassen? Oder sollte ich einfach noch eine Weile abwarten um mehr Bindung zu erreichen (die ja oft fast alles andere sowieso erledigt
)
Ach ich wäre sehr dankbar für eure Tipps.
Liebe Grüsse, Meike mit Angsthase und Superrudel 