Hallo Ihr Lieben,
ich danke euch von Herzen für eure Beiträge.
Ich antworte jetzt mal allen hintereinander, wenn ihr alles lest bekommt ihr vllt noch mehr Eindruck wie Fips genau ist.
Fineli: Danke für deine ausführliche Schilderung.
Das Medikament was ihr verwendet ist also Clomicalm. Ich bekomme jetzt hier ja einige genannt, deswg ist es für mich wichtig dass das Verhalten der Hunde dazu beschrieben wird. So kann ich eher eingrenzen bzw. mit meinem TA diskutieren wenn es denn mal soweit sein SOLLTE (im Moment gerade kein Thema).
Ellys Sicherung beim TA finde ich nicht wirklich gruselig, es scheint ihr zu helfen dass sie "fixiert" ist und du und dein Freund bei ihr sind.
Würde ich das bei Fips machen würde ich das lange gut aufgebaute Auto komplett traumatisieren. Ich kenne sie. Das möchte ich keinesfalls. Das speichert sie dann unter "Auto" ab, nicht unter "Tierarzt".
fohlen 68: Du verwendest Alprazolam, warum hat es so lange gedauert bis ihr die richtige Dosierung gefunden habt? Wie äusserte sich das?
Pakwerk: Deine Schilderung finde ich sehr interessant. Fips war noch nicht in der Situation dass sie sich von Fremden anfassen lassen musste, gott sei Dank konnte ich sie davor bewahren oder den Rahmen so herrichten dass Zeit für die Annäherung war. Aber das geht nicht immer, bei allen Hunden.
Ich weiß aus Perrerazeiten, dass wenn sie jemand in die Ecke gedrängt hat, sie komplett erstarrt und über sich ergehen lässt. Beißen und schreien nicht, aber ich weiss nicht wie es ist wenn ihr dann jemand wehtun würde. Sie gehört definitiv nicht zu den "nach vorne Gehern" sondern erstarrt und flüchtet.
Welche Erfahrung hast du mit welchem Mittel gemacht?
Billchen: In der Weite meines Mailaccounts ist deine Mail doch noch aufgetaucht
Ich danke dir mal hier sehr dafür. Ja, bitte berichte mir ab und zu mal weiter.
vishnu und woodyfan: Danke für eure Beiträge, auch wenn sie etwas ruppig wurden.
Ich antworte mal allgemein, vllt wird Fips Charakter dann noch etwas klarer:
Fips freut sich kaputt wenn ich das Geschirr zum Rausgehen hole. Sie ist immer die Erste und wedelt und freut sich. Wir sind von Anfang an lange mit ihr rausgegangen, so wie mit unseren Hunden, da gab es nix und sie braucht es auch wirklich sonst geht sie hier über Tische und Bänke.
Was in ihr steckt weiss ich nun wirklich nicht. Sie ist 11kg schwer, schwarz mit langer Nase und Schlappohren. Irgendwas schwer Triebiges, definitiv ein Sichtjäger steckt drin. Ausserdem wurde mir schon öfter der Pinscher genannt, weil sie so komisch läuft und die Beine so nach vorne schmeißt.
Auffällig ist ihre extreme Schnelligkeit und sie kann auch superweit springen. Sie ist eben ein "van de straat", keine Ahnung was da drinsteckt. Ein schwarzer Teufel vielleicht
Naja, sie liebt es jedenfalls draussen zu sein, wenn keine Menschen oder Räder o.ä. kommen ist sie komplett unbeschwert, Schwänzchen raus, schnüffeln, jagen, hopsen, galloppieren, quietschen, Freude.
Es gibt Gegenden, die haben wir so lange positiv gefestigt und gehen da so oft, dort kann sie gar nichts mehr schocken, noch nicht mal ein Radfahrer.
Auch im Wald ist sie anfangs komplett relaxt bzw. aufgeschlossen, wenn dann aber zuviele Menschen oder Räder oder so hintereinander kommen, ist ihre Reizschwelle erreicht und sie läuft den Rest der Zeit fast nur noch mit Kopf hocherhoben, immer auf Zack, immer nach vorne schauen ob dort jemand kommt. Kommt dann zwar auf Zuruf zurück, holt sich ein Leckerchen, aber entspannt ist anders.
Völlig entspannt ist sie am Strand (wo wir oft sind weil wir dort ein Häuschen haben). Da lasse ich sie auch freilaufen, nicht nur an der 20m Schlepp. Das ist wirklich schön.
Aaaber wir waren schon viel weiter. Das o.g. Verhalten zeigt sie nur gerade im Moment, wir waren schon soweit ,dass sie 10 Menschen hintereinander passieren lassen konnte, am Ende lief sie dabei neben mir, ohne wegzuziehen. Momentan lasse ich sie ihre Distanz wieder selber wählen oder weiche aus und zeige und benenne.
Zum Thema auspowern: Fips läuft morgens mit mir im fast menschenleeren Dorf und den Feldern 1 Stunde 15min. Auf dieser Runde machen wir Suchspiele, apportieren auch mal, üben Rückruf und Lichtreize auf Distanz. Durchs Dorf müssen wir zurück, da variiere ich die Runde derzeit öfter minimal (sie kennt alle Strecken in und auswendig, das ist auch gut so), um ihre Reizschwelle nicht ständig zu überschreiten. Kam uns also an einem Tag ein Rad entgegen, variiere ich am nächsten Tag die Strecke leicht damit sie wieder positive Erfahrung macht, oder gehe diesselbe Strecke 10 min früher ohne Rad.
Auf dieser Runde ist Fips zu 80% an der Schlepp, flitzt durch die Felder wie eine Irre, wir haben ein paar Wildwiesen, wo auch Suchspiele gemacht werden, hier hüpft und springt sie und hat sichtlich Spass. Auf einem Rollrasenfeld darf dann mal so richtig schnell gerannt werden.
Nach dem Dorf gehen wir dann nochmal in den Garten, toben und Stress abbauen. Egal was vorher war (letztens kam die Kehrmaschine
), im Garten ist sie sofort wieder fröhlich und komplett entspannt.
Nachmittags gehen dann abwechselnd ich und mein Mann mit den Dreien.
Mein Mann fährt Rad oder joggt mit ihnen, ich laufe in den Feldern oder in den Swistauen oder auch mal im Wald.
Fips legt also mit mir ca. 10km täglich zurück, mit Gerd 15km.
Das mag sich viel anhören, ist aber für sie genau richtig. Sie liebt das stupide Laufen am Rad, das tut ihr richtig gut. Beim Joggen darf sie mitflitzen an der Flexi oder Schlepp in sehr großem Radius.
Ich muss sagen, die Angst steigert sich wenn Fips nicht genug ausgelastet ist. Dann hat sie viel zuviel Zeit sich reinzusteigern.
Sie verschlafen hier ein Großteil des Tages, spielen und necken sich, putzen sich, sind alle 3 totale Schmusebacken. Soweit ist wirklich alles okay.
Ja, die traumatischen Erlebnisse in Berlin sind auf jeden Fall ein Auslöser warum Fips ist wie sie ist.
Als ich sie in der Perrera auf Mallorca kennenlernte, war sie nicht so. Sie wirkte auf mich eher wie ein Hund mit schlechter Umweltsozialisierung, nicht komplett panisch. Aber das kann ich eben auch nur aus dem Tierheimalltag beurteilen.
In Berlin wurde leider alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann.
Allein einen solchen Hund vor einem Laden an einer Strasse anzubinden, erzeugt bei mir Gänsehaut. Gut dass sie da weg ist.
Nein, ich würde Fips Verhalten nicht unbedingt wie Silvesterknalltrauma beschreiben. Silvester macht Fips nämlich auch komischerweise gar nichts aus.
Luni hingegen hat schreckliche Silvesterangst, hecheln, zittern, Panik. Sie ist dann aber immer in meiner Nähe, leidet zwar augenscheinlich, aber würde nie flüchten.
Fips will in einer Paniksituation einfach nur weg. Erlaube ich das an der langen Leine (je nach Reizintensität und Situation), rennt sie vor bis ans Leinenende, wird aber irgendwann langsamer. Dann schaffe ich es in der Regel sie abzurufen und sie kommt mir wieder entgegen.
Vor ihrem Rückfall war sie durch langes Training aber in der Lage, eng bei mir an ihrem Reiz vorbeizugehen (ohne wegzuziehen) oder sogar sich von selbst hinzusetzen.
Zuhause ist sie mit Fremden mittlerweile echt toll geworden, unsere Freunde liebt sie heiß und innig und überschlägt sich vor Freude.
Komplett Fremde werden aus der Ferne beäugt, von hinten beschnuppert, dürfen sie natürlich NULL beachten, dann kommt sie nach ca. 10 min, macht sich klein und will gestreichelt werden.
Das ist schon ganz toll.
@all:
Ich hatte jetzt folgende Medikamente: Alprazolam, Clomicalm und Selgian. Wobei mich derzeit die Selgian Beschreibungen am meisten ansprechen. Eine Gabe ist noch weit weg oder auch gar nicht wirklich in meinen Gedanken gerade, aber es schadet ja nicht sich auszutauschen.
Eine ewig lange Dosierungsanpassung schreckt mich doch ein wenig ab, muss ich sagen.
Deprivationssyndrom: Ich erkenne wieder, dass diese Hunde schlecht verknüpfen bis gar nicht, d.h. ein Reiz kann noch so oft positiv belegt werden, eine schlechte Erfahrung und alles auf Null weil es eben nicht so abgespeichert wird wie bei "normalen" Hunden.
Ich erinnere mich an eine Schilderung hier (sorry, weiss nicht mehr von wem), wo ein Hund denjenigen, den er vorher tolerierte, 5 min später nicht erkannt hat weil der den Raum verließ. Das ist für mich ein klares Deprivationssymtom, oder?
Fips hingegen hat dann doch einige Dinge als komplett positiv erlernt, z.B. bestimmte Feldwege, bestimmte Dorfstrassen, bestimmte Menschen. Da kann schon fast passieren was will, selbst sonstige Angstauslöser werden dort hingenommen.
Wäre das bei der Deprivation überhaupt möglich?
Könnten diese Hunde überhaupt lernen? Und wie ist ein Leben möglich mit einem Hund, der praktisch nichts mehr positiv abspeichern kann? Und kann auch die Konditionierung nicht mehr greifen aufgrund der mangelhaften Entwicklung des Gehirns?
Gesamteindruck:
Ich habe das Gefühl es wird MINIMAL besser mit Fips. Wenn ich das Gefühl habe, es geht weiter bergauf, werde ich meine und Fips geliebte Menschen auf Mountainbikes setzen und sie von der Ferne ankommen lassen, dort wo sie sich sicher fühlt.
Dann soll derjenige absteigen und sie rufen, sie LIEBT unsere Freunde (besonders zwei), da wird die Liebe definitiv stärker sein als die Angst. Die beiden lasse ich dann immer wieder kommen, wo Fips es nicht erwartet.
Aber ich mache es erst dann, wenn ich SICHER bin, dass die Liebe stärker ist als die Angst, sonst ist es kontraproduktiv.
Vllt helfen ja auch die Zylkene oder mein Intensivtraining...oder beides. Ich bin trotzdem hoffnungsvoll....