So, unser Termin wurde um zwei Wochen verschoben...
Was soll ich sagen, hinkriegen kann man schon viel... Jack haben wir mit 12 Monaten bekommen, wir waren seine 10. Familie. Als Welpe durfte er nur Schrottplatz und Keller kennenlernen, sollte ein wachender Kampfhund werden. Dazu taugte er nicht wirklich, dann wurde er verkauft, zurückgeklaut, verkauft, zurückgeklaut etc (das ganze 5mal)... dann hat ihn eine TS zu sich genommen, daraufhin lief er als 3.-4. Hund durch mehrere Pflegestellen.
Als wir Jack bekamen, war er ein vollkommen unsicherer Junghund (ok, 12 Monate alt), der es nicht kannte, Vertrauen zu haben. Kommandos?? Nix da... Schlimme, furchteinflößende Dinge (also alles)? Immer drauf los. Jack hatte panische Angst vor Zäunen und Spielplätzen, schoss auf alles bellend und knurrend los, was ihm nicht geheuer war.
WIr wussten, dass wir genau ein Jahr hatten... bei Benji war das anders, da haben wir erst hauptsächlich das eine trainiert, dann das andere. Bei Jack alles gleichzeitig, jeder Spaziergang wurde zum Spießrutenlauf, wir waren nervliche Wracks. Jede Runde draußen wurde zur Übungsrunde, kleine Schritte haben wir nicht gemacht, unsere Ziele lagen höher (mussten sie ja in Abetracht der Zeitvorgabe) - manchmal genau richtig, manchmal zu hoch. Wir haben Jack in jede erdenkliche Situation gebracht, Sprung ins kalte Wasser für ihn und für uns, jedes einzelne Mal. ABer wir mussten es tun, denn er musste schneller erzogen werden, als andere Hunde. Ich würde das mit keinem anderen Hund so machen, aber wenn es notwendig ist, dann muss es eben sein.
Und was haben wir heute (komme gerade von einem Traumspazeirgang zurück)?? Einen top erzogenen Hund, der seit 3 Wochen auch ohne Kontakt an anderen Hunden vorbeigehen kann, der es ignoriert, wenn ihn zwei Dackel in die Füße beissen, der mit Welpen so sozial umgeht, dass alle in der Nachbarschaft sich mit uns treffen wollen, wenn sie was Kleines daheim haben... ich bin unglaublich stolz auf Jack, denn diese Entwicklung hätte ich bis vor 2 Monaten noch nicht für möglich gehalten und ich bin ebenso stolz auf unsere Durchhaltekraft, denn wir waren mehrmals nahe am Ende.
Ich bin der Meinung, dass man mit dem Druck "Deadline" zwar etwas sehr Negatives, aber auch etwas Positives verbinden kann. Wir sind mit Jack gewachsen, lernten, wie groß Schritte sein dürfen... und man kommt ja auch gar nicht zum Durchatmen oder "heute mal nicht" sagen, denn jeder Tag, jede Minute ist Training. Und das war genau richtig für uns (auch wenn ich nichts gegen eine Zeitverlängerung gehabt hätte).
Mittlerweile bin ich der Meinung, dass man es auch mit verstörten und ängstlichen Hunden schafft, einen WT zu bestehen. Jack muss ja "nur" den moderaten bayerischen WT machen, würde aber auch den Niedersächsischen bestehen, denn wir haben ihn bewusst immer und immer wieder solchen Situationen ausgesetzt, an dies sich andere HH langsam herantasten - bei uns war das eher immer so ein Hechtsprung...
Die Tests sind um Glück nicht mehr so extrem, wie sie bei Marion der Fall waren, dennoch werden Hunde und Halter unter enormen Druck gesetzt. Situationen, in die man seinen Hund niemals bringen würde, werden getestet..
Was soll ich sagen - Jack hat sich toll entwickelt... mit Benji würde ich zum Beispiel nie einen WT machen, lieber würde ich ihm Leine und Maulkorb aufbrummen, denn er ist immer noch sehr verstört und das aufgebaute Vertrauen kann bei ihm rasch verschwinden... es ist immer eine Awägungssache, aber bei Jack wussten wir von Anfang an, dass er wahrlich nicht so böse ist, wie er immer tut - und wir und alle Skeptiker dürfen nun den tollsten Hund sehen, den man sich vorstellen kann.