Beiträge von Schnaudel

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    Ganzheitlich ist ein wohltönendes Schlagwort ohne Inhalt. Bzw. jeder füllt es damit, was ihm grad in den Kram und die Weltanschauung passt. Wenn man sich überlegt, dass es schon unmöglich ist, einen Steinhaufen unter Berücksichtigung sämtlicher Aspekte und Eigenschaften, also "ganzheitlich", auch nur zu beschreiben, wie will man da ein Lebewesen "ganzheitlich" behandeln? Wo wie gesagt schon jede Beschreibung eine gewisse Abstraktion und Reduktion auf das, was einem wesentlich erscheint, beinhaltet? Ohne diese Reduktion auf eine überschaubare Anzahl von Aspekten würde man an dieser Welt irre werden, und käme nie dazu, etwas auch nur anzufangen!

    Es gibt keine ganzheitlichen Sichtweisen und Behandlungsmethoden. Es werden bei jeder Dinge gefiltert in relevant und weniger relevant. Die Einteilung erfolgt allerdings nach sehr unterschiedlichen Kriterien.

    Absolut meine Meinung. Ich hatte ja schon mal gefragt, ob wer "halbheitlich" behandelt.
    Ein erfahrener medizinisch Tätiger wird immer seine gesamten Eindrücke des Patienten verwerten. Es ist doch eine bewusste Irreführung, dass "Schulmediziner" die Persönlichkeit und den Eindruck, den ein Patient macht nicht, nie einbeziehen.
    Nicht umsonst gibt es "guten klinischen Blick" - und das ist sicher nicht stumpf nach Schema F zu behandeln.


    Was ich auch lustig finde: kaum jemand macht sich Gedanken darüber, dass auch eine homöopathische Behandlung, Phytotherapie letztendlich die Einnahme von Mittelchen als Bewältigungsstrategie von Krankheit anbietet.
    Eine der effizientesten Behandlungsweisen, nämlich Ernährungs- und Lebensstiländerung, regelmäßige sportliche Betätigung bleibt da häufig (möchte das jetzt nicht für jeden Behandler sagen) außen vor, denn das ist für Patienten mühsam und unbequem.

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    Schnaudel, die von Dir aufgezählten Faktoren beeinflussen doch alle das Immunsystem - bis auf die genetische Vorbelastung, auf die man keinen Einfluss hat.

    Nun ja, Strahlung verändert das Erbgut von Zellen und nicht das Immunsystem. Asbestfasern in der Lunge haben auch nicht viel mit dem Immunsystem zu tun und können krebsauslösend sein. usw. Brustkrebs ist teilweise hormonabhängig, hat auch mit dem Immunsystem nicht viel zu tun.

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    [...]
    Nur in einem geschwächten Immunsystem kann sich Krebs entwickeln. Darum ist eine Unterstützung des Immunsystems durch Ernährung, Bewegung, Entspannung usw. die beste Krebsvorsorge und die beste Krankheitsvorsorge insgesamt. Dazu gehört m. E. auch, so wenig Chemie, wie möglich, in den Körper, zu tun.

    Dem würde ich wirklich nur bedingt zustimmen.
    Onkologische Erkrankungen sind meist multifaktoriell. Also durch genetische Vorbelastung, Lebensstil, hormonellen Status und weitere Faktoren, wie Genuss- und Umweltgifte, Strahlenbelastung, etc. bedingt. Individueller Lebensstil ist halt das Rädchen an dem wir drehen können und nach Kräften sollten. Krankheiten zu verhindern ist natürlich der goldene Weg, aber es ist nicht so, dass jeder Kranke mit seinem Immunsystem geluschert hat.

    Ich denke, viele Mediziner wären froh, wenn sie ihre Patienten zu Lebensstiländerungen bewegen könnten (was zum Beispiel bei kardiologischen Erkrankungen durchaus kräftig versucht wird) - nur leider ist das sehr schwer. Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach.... ist halt menschlich.

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    Meine Mutter hat mit 44 Krebs bekommen. Bei ihr wurde das auch durch die jährliche Vorsorgeuntersuchung entdeckt (meine Omi hatte auch Krebs mit 48)
    Sie wurde operiert, hat Chemo und Bestrahlung bekommen. Die Langzeitfolgen der Therapie sind schon sehr einschneidend. Osteoporose, Kiefernekrosen, Nervenentzündung usw.

    Da sind wir wieder bei der Ausgangsfrage: die der individuelle Bewertung. Bei dieser Familienkonstellation (Mutter erkrankt, Oma erkrankt) ist sicherlich sogar ein früherer (also in früherem Lebensalter) Beginn von Untersuchungen sinnvoll. Das persönliche Risiko ist anders als bei Menschen ohne familiäre Häufung von Erkrankungen.

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    Bubuka: Aber die Dosis macht das ein Ding ein Gift ist, oder?

    Und von wegen Quecksilber: Isst du gerne Meeresfisch?

    Die Älteren unter Euch: erinnert Ihr Euch an den Amalgam-Hype? Da wurde ja auch schon gegen Quecksilber mobil gemacht.
    Das Resultat: verunsicherte Patienten, die sich reihenweise ihre gesamten Füllungen ausbohren ließen, Zahnsubstanz ging verloren, dafür haben wir jetzt teilweise erheblich zweifelhaftere Füllungsmaterialien im Mund. Langlebig und günstig: das war einmal. (Ok, den Faktor Ästhetik lasse ich mal außen vor :D )
    Dafür massenhaft Menschen, die endlich eine Erklärung für jedes Leiden fanden. Eigentlich müssten wir jetzt weitgehend gesund und glücklich sein. ;)

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    Bei meinem Vater wurde durch den PSA-Test ein Tumor sehr früh erkannt und konnte nur mit Bestrahlung behandelt werden.
    Ich muss aber zugeben dass ich mich auch nicht untersuchen lasse und nur zum Arzt gehe wenn es gar nicht anders geht. Aber ich habe auch eine Phobie.

    Dann ist Dein Vater jemand, der glücklicherweise von dieser Früherkennung profitiert hat. Das sind dann immer die positiven Beispiele.
    In der Gesamtrechnung muss man aber gegenrechnen:
    wie alt ist derjenige, würde ein nicht entdeckter Tumor lebenszeitverkürzend sein
    wie sind die Nebenwirkungen einer möglichen Therapie
    gerade beim Prostatakarzinom: wie gewichtet man die Lebensqualität, z.B. Inkontinenz nach OP
    wie wären die Überlebenschancen nach konventioneller Diagnose durch z.B. Tastuntersuchungen, wären sie schlechter, bzw. die Behandlung erheblich aufwendiger - wenn nicht, dann ist eventuell Lebenszeit im Bewusstsein gesund zu sein sehr wertvoll
    wie viele Männer werden in Angst und Schrecken versetzt durch "falsch positive" Diagnosen
    wie viele profitieren definitiv von der Untersuchung (so wie Dein Vater)

    Das sollte man in Betracht ziehen, bevor man einen Test macht.

    Übrigens: ich bin NICHT generell gegen Früherkennung, gerade für Menschen mit erblicher Vorbelastung kann sie segensreich sein.
    Ich meine aber, dass man sich VORHER ausreichend Gedanken machen sollte, denn eine Entscheidung dafür/dagegen kann weitreichende Folgen haben.

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    Beim Menschen ist es ja. z.B. so, dass die Überlebenschancen viel größer sind wenn man einen Tumor früh erkennt.
    Aber ich will ihn auch nicht mit sinnlosen Untersuchungen belasten. Er geht auch nicht gerade gerne zum TA.

    Nein, nicht zwingend - so generell kann man das nicht sagen. Kommt auf die Art und Ort des Tumors an. Manchmal bedeutet eine frühe Diagnose nicht unbedingt bessere Überlebenschancen, sondern nur längeres Krankheitswissen. Deswegen ist auch die Meinung zu Screenings, z.B. Brustkrebs nicht eindeutig positiv. Denn Du musst auch mögliche Nebenwirkungen der Untersuchungen miteinrechnen. Der PSA-Test für Männer ist völlig umstritten.

    Von daher ist jede Früherkennung, denn das ist eigentlich richtiger als das Wort Vorsorge, eine individuelle Entscheidung, die jeder bewusst treffen sollte und nicht einfach "mal so machen". Miteinfließen sollten Risikofaktoren, z.B. familiäre (beim Hund eventuell rassespezifische) Belastung.

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    Ich habe da irgendwie auch eine komische Einstellung.....nach dem Motto: was ich nicht weiß macht mich nicht heißt. Ich weiß, dass das eine eher schlechte Einstellung ist. Die Frage, die man niemals wird beantworten können: Ist es schlecht für mich oder für mein Tier?

    Glaube nicht, dass das so schlecht ist. Schließlich geht es ja auch um Lebensqualität, und die ist unbezahlbar. Was bringt es einem, ständig mit dem Lebensgefühl "kurz vor Titanic" durch die Welt zu laufen?

    Früherkennung hat ihren Preis. Ich habe ihn schon mal zahlen dürfen. Seitdem weiß ich: Früherkennung macht nur Spaß, wenn man nix hat ;) Das ist jetzt natürlich nicht 100% ernst gemeint. Nur: man sollte sich darüber klar sein, dass man durch das Radikaluntersuchen sehr viele Krankheiten finden wird, die vielleicht niemals relevant werden würden - aber wenn sie entdeckt werden, dann beginnt das Beobachten und Behandeln.

    Da ein Hund sich ja nicht äußern kann, ist klar, dass ich ihn beobachte und bei Verdachtsmomenten lasse ich das abklären. Zudem steht auch wieder ein großes Blutbild an. Aber rundumscannen lasse ich ihn nicht.

    Man kann sich nichts "erkaufen" - und auch wenn es uns schwer fällt - Krankheit und Tod sind nicht 100% steuerbar und auch heutzutage zu einem gewissen Teil schicksalhaft.

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    So macht man sich Freunde :roll: . Letztlich sind mindestens die Hälfte der DF- User Upswurfhalter. Der Hund wird ja nun kein anderer, nur weil er durchs TH getapst ist. Aber eben dieses Denken ist wohl Grundlage der endlosen Diskussionen: was nicht teuer war, kann nicht gut sein.

    Ich bezweifele, dass es so viele echte Ups-Würfe gibt.

    Was nicht teuer war, kann nicht gut sein? Quark. Aber was billig ist und an jeden ohne Prüfung verscheuert wird, ist für manche Menschen auch wenig wert und wird dementsprechend unüberlegt, ohne jede Voraussetzung gekauft und auch teilweise entsorgt.
    Da können wir ja weiter hoffen, dass genug "doofe" Leute Secondinos aus den TH holen :| Aber Hauptsache, keinem auf die Füße vor dem Kauf treten......

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    Es gibt doch sicherlich bestimmte Krebsarten, die bei bestimmten Rassen häufiger auftreten als bei anderen oder?

    Milztumoren beim Boxer und Golden Retriever... als Beispiel
    http://www.tierarztpraxis-rogalla-rummel.de/wiss_krank_milztumor.html

    Ich fragte mal bei unserem TA, ob er zur Früherkennung von Milztumoren bildgebende Untersuchungen empfehlen würde. Er verneinte und sagte dann noch, dass diese bei obigen Rassen gehäuft vorkämen (der im Link ist aber nicht mein TA ;) )