Ich bin zwar nicht Emsmann, aber ich kann berichten, wie es mir damals bei meinen Hündinnen ging.
Bessie war der tollste Hund der Welt für mich, immer lieb zu jedem, hörte top usw.
Mit 2 Jahren ist sie von unserem Hof entwischt, weil Kinder auf der anderen Straßenseite sie gelockt haben. Bessie ist damals vor ein Auto gerannt. Trümmerbruch im vorderen Sprungelenkt. Sie stand unter Schock, hat nur mich an sich rangelassen. Ich saß neben ihr im Kofferraum, als wir zum Tierarzt fuhren und habe sie gestützt. Ich war da, als sie einschlief und ich war da, als sie aufwachte. Den Anblick ihrer zertrümmerten Pfote und den Blick des Nicht-Verstehen-Können werde ich nie vergessen. Trotz aufwendiger OPs ist es nie wieder so ganz geworden.
Mit 7 wurden bei ihre Mamatumore gefunden. Bauch aufgeschnitten, alles raus. Ich habe Nächte auf der Couch im Wohnzimmer neben ihr verbracht. Sie rausgetragen, sie reingetragen. Sie in den ersten Tagen überreden müssen, überhaupt nur einen Bissen zu fressen. Bessie hat lange gebraucht, um sich von dieser OP zu erholen. Dann wurde bei ihr Diabetes festgestellt. Ab sofort täglich mehrmals Insulin spritzen, feste Fütterungszeiten, feste Spritzzeiten, alles musste danach ausgerichtet werden und dementsprechend die Tage geplant werden. Spontan irgendwo hin? Nicht möglich. Meine Mutter zum Beispiel, kann keine Spritzen sehen, sie konnte Bessie in all den Jahren nicht eine Spritze setzen. Durch die Diabetes wurde sie relativ früh blind, wieder eine Umgewöhnung, vieles neu einstellen. Wir mussten uns neu einstellen.
Irgendwann baute sie dann ab, wurde lahmer, konnte nicht mehr gut laufen, wieder ab zum TA. Diagnose Krebs. Alles zu entfernen wäre unmöglich gewesen, solch eine OP hätte sie nicht mehr verkraftet. Also haben wir ihr noch ein paar schöne Monate gemacht. Bis zu dem Tag, wo sie nicht mehr konnte. Sie konnte nicht mehr alleine aufstehen, sie konnte nicht mehr ohne Hilfe stehen. Es war soweit und wir haben sie einschläfern lassen. Als der TA kam, stand sie noch einmal auf, hat ihren Kopf in meinem Schoß vergraben und ist noch ein bisschen gelaufen.
Ruhig und friedlich konnte sie in meinen Armen einschlafen.
Drei Wochen lang habe ich getrauert, konnte nichts essen, hab schlecht geschlafen. Meine Nerven waren am Ende. Und immer habe ich mir die Frage gestellt, ob es der falsche Zeitpunkt war. Ob Bessie nicht doch noch etwas leben wollte. Ob es ihr vielleicht nicht doch in ein paar Tagen besser gegangen wäre. Ob man nicht doch die Schmerzmittel noch höher hätte dosieren sollen.
Ihren Verfall zu sehen, dass war das Schlimmste. Bessie war bis zum Schluss immer fröhlich und wollte an allem Teil haben. Aber sie konnte nicht mehr. Sie konnte nicht mehr immer dabei sein, sie konnte sich nicht mehr so viel bewegen, wie sie wollte. Wenn ich nach Hause kam, lag sie auf ihrer Decke, hat gewedelt, den Kopf gehoben und wollte aufstehen. Und dann jedes Mal zu sehen, wie sehr sie sich abgemüht hat, aufzustehen, nur um wenigstens mal kurz Hallo sagen können. Es hat mir jedes Mal in der Seele weh getan.
Mit 12 ist sie gestorben. Heute, 2011 habe ich immer noch Tränen in den Augen, wenn ich an meine beste Freundin Bessie denken, denn ich vermisse sie immer noch.
Molly war ein vor Kraft strotzender Kuvasz, sie hat über mich und mein Aufwachsen gewacht. Sie kam, als ich etwa ein Jahr alt war. Ich war zwar noch Kind, aber dennoch war ich "ihr" Mensch. Auf mich hat sie gehört, wir waren ein eingespieltes Team. Ich liebte diese Riesin, bedingungslos. Bis ich eines Tages morgens die Treppe runterkam und sie nicht mehr aufgewacht war. Ich habe es lange nicht begreifen können. Jeden Tag, wenn ich aus der Schule kam, habe ich darauf gewartet, dass Molly mich abholt, dass sie da ist, dass sie über mich wacht, wenn ich meine Hausaufgaben mache. Dass sie sich abends vor mein Bett legt. Dass sie mit mir draußen im Garten ist, wenn ich da rumgeturnt bin. Für mich war es unbegreiflich, wie sie einfach gehen konnte, ohne Abschied zu nehmen.
Für mich gibt es zwei Rassen, die ich nicht wieder haben möchte: Goldie und Kuvasz. Ich liebe sie, ja, aber es würde mir auch heute noch zu sehr weh tun. Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Schmerz um ihre Abwesenheit nie vergeht, auch wenn mich jetzt drei wundervolle Hunde begleiten.