Beiträge von Die Swiffer

    So, liebe Brigit ich frage dich: was wäre wenn... ;)

    Du betrachtest es jetzt im Nachhinein reflektiert, stehst dazu und gestehst auch die zusätzlichen Nervfalten ein..
    Hätte man dir vorher dieses Szenario geschildert, was hättest du geantwortet? Wie hättest du reagiert?

    Und ja, ich glaube, um solche Konstellationen zu überleben, bedarf es schon einer gewissen Neigung, sich selbst aufzureiben.. Und die hat halt nicht jeder ;)

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    Der Punkt ist: Schaffe ich mir einen Hund an, dann übernehme ich für die nächsten Jahre ( und hoffentlich sind das eine Menge) Verantwortung und Pflichten, muss darauf gefasst sein, dass da nicht nur die watteweichen schönen Seiten sind sondern auch die betonharten.

    Ein Hund ist nichts, was man sich mal eben so anschafft und bei Nichtgefallen und/oder dessen Überdrüssigkeit wieder abgibt.

    Und so mancher hat sich schon über die Intensität seiner Gefühle und Reaktionen gewundert, wenn mit dem Hund iwas ist, er was angestellt hat oder es im schlimmsten Fall mit dem Hund auf der Kippe steht.

    Eben, DAS meine ich! Klar kann ich, ohne so eine schlimme Krankheit wie bei Pepper mitgemacht zu haben, vorher behaupten "ja, ich pack das. Ich bin stark. Ich kenn mich. Sowas halte ich aus." Aber, mitnichten kann ich vorher sagen, was meine Emotionen mit mir da machen, was die gesamte Situation mit mir macht, weil ich es einfach nicht beurteilen kann!

    Es gib doch immer diese tollen "was wäre wenn..."Fragen. "Was wäre wenn du auf einer einsamen Insel strandest..." joa, da kommt man im Kopf noch klar mit, malt sich aus, wie man die Situation meistert etc.. Aber real? Ich habe sowas noch nie erlebt, ich bin nie auf einer einsamen Insel gestrandet und so kann ich nur vermuten, ob ich das packen würde. Aber sicher sein, neee.. Ich kann nicht sagen, dass ich keine Panik kriege...

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    Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass viele Menschen die einen Hund besitzen allen anderen Menschen nicht zutrauen einem Hund gerecht zu werden. Ich mache mir schon lange Gedanken über genau diese Dinge und werde, je mehr ich hier so herum lese, immer unsicherer. Es scheint offenbar nur möglich einem Hund gerecht zu werden, wenn man 15 Jahre Lebensplanung im voraus machen kann, man nicht zu alt ist (wehe man stirbt vor dem Hund), keine Arbeit hat (immer jemand zu Hause, der sich kümmert) und viel Geld für den Lebensunterhalt des Hundes ausgeben kann. Äh, soll ich ehrlich sein? Dann werde ich sicher nie einen Hund haben dürfen und sicherlich gibt es auch genug Menschen die einen besitzen und diese Kriterien nicht alle erfüllen.

    Na ja, ich sehe es ja bei meinen Arbeitskollegen.. Die eine will unbedingt einen Hund, erzählt von Katzentoilette, dass das Hundekind dann den ganzen Tag bei der Mutter ihres Freundes sein kann und sie sicherlich Lust hat, selbst bei Frühdienst (Schichtbeginn um 7 Uhr) vorher noch lange mit dem Hund draußen zu sein. Ich habe sie auf der Arbeit erlebt, festgestellt, wie ihr vieles lästig wird, wie sie die Augen verdreht, wenn sie etwas nervt. Und sie will halt unbedingt einen Welpen.. Ich schätze sie nicht so ein, dass sie die Nerven dafür hat, dass es ihr nicht irgendwann auf den Geist geht und glaube eher, dass sie der Verantwortung nicht gewachsen ist. Vor allem das Alleinebleiben für den Hund, mit Arbeitsweg und Pause ist die Kollegin immer 10 Stunden aus dem Haus. Ich habe ihr von einem Hund abgeraten. Die andere Kollegin hat kein Problem damit, wenn ihr Hund mal 10 Stunden alleine ist und wenn sie dann nach Hause kommt, noch warten muss, bis es raus geht, weil sie erst einmal die Bude putzen will und sagt dann, dass das jeder Hund lernt und kein Problem darstellt...

    Da traue ich es noch am Ehesten der Kollegin zu, die einen kleinen Hund anschaffen will, weil die Kinder gern einen haben würden. Die macht sich nämlich Gedanken, sowas erst einmal für eine Woche mit dem Hund ihrer Schwester zu testen etc. Und die macht sich Gedanken, was ist, wenn die Kinder doch nicht so mitziehen.. Etc..

    Ich glaube, es ist die Einstellung, die manche Menschen an den Tag legen. Wenn mir jemand gegenüber sitzt und sagt, er möchte einen Hund, dann ist das erst einmal ein toller Gedanke. Wenn ich dann anfange, die "Nachteile" und die Verantwortung aufzubröseln, die worst-case-Situationen durchzuspielen und ich kriege nur zu hören "ja, da hab ich mir schon Gedanken gemacht, aber das schaffe ich bestimmt und außerdem wird es bei mir ja ganz anders kommen", dann bekomme ich meine Zweifel. Mag sein, dass der Mensch sich die Gedanken gemacht hat, aber ich wage zu bezweifeln, ob er da dann auch wirklich ehrlich zu sich selbst war.

    Hmm, kann es schwer beschreiben, aber bei mir persönlich ist es so, wenn jemand selbst über diese Gedanken spricht und auch sehr deutlich zeigt, dass er zweifelt, dann traue ich ihm einen Hund eher zu, als jemand, der solche Gedanken weit von sich weist.

    Kathrin, diese Erinnerungen werden kommen. Es ist einfach noch zu frisch. Lass dir Zeit!

    Ich habe auch lange gebraucht, um mich nicht mehr an die schwache und kranke Bessie zu erinnern. Erst jetzt überwiegen die Erinnerungen an die Zeit, wo sie noch fit war und allen Blödsinn mit machte.. An die Geschichten mit den Jauchegruben (jaaaa, sie dachte immer, Jauchegruben wären prima Hundeschwimmbäder), wie sie innerhalb eines Nachmittages 15 Mal die Fetthenne im Garten ausgebuddelt hat und voller Stolz ran brachte.. Oder sich mit Wonne im frisch gemähten Rasen wälzte... Das alles ist erst in den letzten Jahren wieder im Kopf, die ganze Zeit davor habe ich an Bessie nur als meine arme, schwache, blinde Maus gedacht..

    Gern geschehen.

    Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass Bessie ein wandelndes Scheckbuch war.. Die Kosten für ihren Lebensunterhalt waren enorm. Die TA-Kosten, das Insulin, das Diätfutter, die Blutzuckertests und und und... Damals ist der eine oder andere Urlaub flachgefallen..

    Molly war zwar im Gegensatz dazu kerngesund, aber ich wüsste auch heute nicht, was ich schlimmer fände. Einem Hund beim Altern und "Verfallen" zu zusehen oder einen topfitten Hund morgens ohne Leben zu finden. Ich weiß es wirklich nicht. Mein Glück bei Molly ist, dass ich nicht soooo viele Erinnerungen an sie habe, dadurch, dass ich noch so klein war. Aber: die Gefühle für sie, die kann ich nicht vergessen.

    Ich bin zwar nicht Emsmann, aber ich kann berichten, wie es mir damals bei meinen Hündinnen ging.

    Bessie war der tollste Hund der Welt für mich, immer lieb zu jedem, hörte top usw.
    Mit 2 Jahren ist sie von unserem Hof entwischt, weil Kinder auf der anderen Straßenseite sie gelockt haben. Bessie ist damals vor ein Auto gerannt. Trümmerbruch im vorderen Sprungelenkt. Sie stand unter Schock, hat nur mich an sich rangelassen. Ich saß neben ihr im Kofferraum, als wir zum Tierarzt fuhren und habe sie gestützt. Ich war da, als sie einschlief und ich war da, als sie aufwachte. Den Anblick ihrer zertrümmerten Pfote und den Blick des Nicht-Verstehen-Können werde ich nie vergessen. Trotz aufwendiger OPs ist es nie wieder so ganz geworden.

    Mit 7 wurden bei ihre Mamatumore gefunden. Bauch aufgeschnitten, alles raus. Ich habe Nächte auf der Couch im Wohnzimmer neben ihr verbracht. Sie rausgetragen, sie reingetragen. Sie in den ersten Tagen überreden müssen, überhaupt nur einen Bissen zu fressen. Bessie hat lange gebraucht, um sich von dieser OP zu erholen. Dann wurde bei ihr Diabetes festgestellt. Ab sofort täglich mehrmals Insulin spritzen, feste Fütterungszeiten, feste Spritzzeiten, alles musste danach ausgerichtet werden und dementsprechend die Tage geplant werden. Spontan irgendwo hin? Nicht möglich. Meine Mutter zum Beispiel, kann keine Spritzen sehen, sie konnte Bessie in all den Jahren nicht eine Spritze setzen. Durch die Diabetes wurde sie relativ früh blind, wieder eine Umgewöhnung, vieles neu einstellen. Wir mussten uns neu einstellen.
    Irgendwann baute sie dann ab, wurde lahmer, konnte nicht mehr gut laufen, wieder ab zum TA. Diagnose Krebs. Alles zu entfernen wäre unmöglich gewesen, solch eine OP hätte sie nicht mehr verkraftet. Also haben wir ihr noch ein paar schöne Monate gemacht. Bis zu dem Tag, wo sie nicht mehr konnte. Sie konnte nicht mehr alleine aufstehen, sie konnte nicht mehr ohne Hilfe stehen. Es war soweit und wir haben sie einschläfern lassen. Als der TA kam, stand sie noch einmal auf, hat ihren Kopf in meinem Schoß vergraben und ist noch ein bisschen gelaufen.
    Ruhig und friedlich konnte sie in meinen Armen einschlafen.
    Drei Wochen lang habe ich getrauert, konnte nichts essen, hab schlecht geschlafen. Meine Nerven waren am Ende. Und immer habe ich mir die Frage gestellt, ob es der falsche Zeitpunkt war. Ob Bessie nicht doch noch etwas leben wollte. Ob es ihr vielleicht nicht doch in ein paar Tagen besser gegangen wäre. Ob man nicht doch die Schmerzmittel noch höher hätte dosieren sollen.

    Ihren Verfall zu sehen, dass war das Schlimmste. Bessie war bis zum Schluss immer fröhlich und wollte an allem Teil haben. Aber sie konnte nicht mehr. Sie konnte nicht mehr immer dabei sein, sie konnte sich nicht mehr so viel bewegen, wie sie wollte. Wenn ich nach Hause kam, lag sie auf ihrer Decke, hat gewedelt, den Kopf gehoben und wollte aufstehen. Und dann jedes Mal zu sehen, wie sehr sie sich abgemüht hat, aufzustehen, nur um wenigstens mal kurz Hallo sagen können. Es hat mir jedes Mal in der Seele weh getan.

    Mit 12 ist sie gestorben. Heute, 2011 habe ich immer noch Tränen in den Augen, wenn ich an meine beste Freundin Bessie denken, denn ich vermisse sie immer noch.

    Molly war ein vor Kraft strotzender Kuvasz, sie hat über mich und mein Aufwachsen gewacht. Sie kam, als ich etwa ein Jahr alt war. Ich war zwar noch Kind, aber dennoch war ich "ihr" Mensch. Auf mich hat sie gehört, wir waren ein eingespieltes Team. Ich liebte diese Riesin, bedingungslos. Bis ich eines Tages morgens die Treppe runterkam und sie nicht mehr aufgewacht war. Ich habe es lange nicht begreifen können. Jeden Tag, wenn ich aus der Schule kam, habe ich darauf gewartet, dass Molly mich abholt, dass sie da ist, dass sie über mich wacht, wenn ich meine Hausaufgaben mache. Dass sie sich abends vor mein Bett legt. Dass sie mit mir draußen im Garten ist, wenn ich da rumgeturnt bin. Für mich war es unbegreiflich, wie sie einfach gehen konnte, ohne Abschied zu nehmen.

    Für mich gibt es zwei Rassen, die ich nicht wieder haben möchte: Goldie und Kuvasz. Ich liebe sie, ja, aber es würde mir auch heute noch zu sehr weh tun. Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Schmerz um ihre Abwesenheit nie vergeht, auch wenn mich jetzt drei wundervolle Hunde begleiten.

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    PS: ich bin ja gottseidank einiges grösser als mein Pimpf - also sehe ich zuerst, wenn jemand kommt.... :p

    Lach, den Vorteil habe ich auch ;) Darf ich denn meine Wuschels mitbringen?? Dann lernt deine Madame vielleicht, wie man das Ganze richtig macht :p