Also, meine Kleine arbeitet seeeehr gern, ich merke bei ihr relativ schnell, wenn ich mal zwei Wochen mit dem Such-Training aussetze (oder gar länger in der Winterpause). Sie wird dann richtig übermütig, und fängt an, Bossi daheim zu ärgern, nur um der Beschäftigung Willen, damit sie mit dem rumraufen kann, und ihre überschüssigen Energien loswerden kann ;-) Denke aber, wenn ich das nicht angefangen hätte, könnte sie sicherlich ohne leben. Aber das wäre jaaaammerschade, die ist echt gut....
Seitdem tun mir sämtliche Oma-Pudels leid, die nur 3mal am Tag 10 Minuten laufen dürfen.
War mal mit nem Pudelverein unterwegs auf "Wanderung" (die war nach 20 Minuten beim nächsten Café zu Ende - hat mich voll geschockt, und ich hatte mich auf ne richtige Wanderung gefreut!), die Armen durften alle nicht mal ohne Leine laufen, weil die Frisuren sonst ruiniert gewesen wären, oder die Füßchen schmutzig! Ich hab meine beiden wie meist leinenlos laufen lassen, und es hat alle geschockt, daß ich das arme Pudeli mit dem Jagdterrier übers (abgeerntete!) Feld hab rasen lassen, sie im Graben neben dem Feldweg hab buddeln lassen, und die "armen" Tiere dabei auch noch schmutzig geworden sind. Aber die leuchtenden Augen der beiden bei diesen Aktionen haben sie nicht wahrgenommen.....(auch wenn für die zwei der Spaß nach 20 Minuten grad erst mal angefangen hatte.... *gg Das war für uns eher ne Pipirunde als ne Wanderung.)
Ich finde, so richtig kennenlernen tut man seinen Hund doch nur, wenn man den Hund auch mal Hund sein läßt (der blüht doch dann erst richtig auf - und dazu gehört für mich eben der Art entsprechende Auslastung/Beschäftigung, und der Pudel war nunmal ursprünglich ein Jagdhund - sie liebt es, Dinge zu apportieren, oder zu suchen. Das kann für einen anderen Hund auch einfach nur eine kleine Leckerlisuche am Wegrand sein, muß nicht offiziell ein regelmäßiger Hundesport sein oder so!), und der nicht nur immer brav, hübsch und gepflegt aussehen muß. Sonst kann ich mir auch ne Barbiepuppe anschaffen...
Ich hab grad Jan Nieboers "Natural Dogmanship" zu lesen begonnen- und darin schreibt er z.B. sinngemäß (und das gab mir schon zu denken), daß der Hund ja ursprünglich für die Jagd gehalten und entsprechend weitergezüchtet wurde, Lasten gezogen hat o.ä., also auf seine Aufgaben richtiggehend und weitgehend spezialisiert wurde, und heute wird dann plötzlich nur noch ein Hund gewünscht, der einfach brav ist und hübsch aussieht, sich in jeder Situation dem Menschlichen Vorstellungen angepaßt verhält - aber oft keinerlei Aufgaben mehr hat als die Begleitfunktion. Eigentlich kraß, dieser Gegensatz.... Daß das zu Problemen führen kann, ist für mich nachvollziehbar, insbesondere für Arbeitsrassen, die heute noch für bestimmte Jobs gezüchtet werden (wie "meine" Jagdis oder auch Weimaraner, die ja viel zu oft in unkundiger Privathand nicht ausgelastet werden etc.)....
Mein Bossi will auch richtig gearbeitet werden - wenn nicht, werden seine Kreise beim Spazierengehen um mich herum immer weiter, weils bei mir langweilig wird, er fängt an, zu schnüffeln, und gezielt Spuren zu suchen, um einen Auslöser (aufspringender Hase o.ä.) für eine lustige Hetzjagd zu finden. Er fängt dann auch daheim an, mich zu nerven ("Spiel mit mir!", legt sich zwischen meine Nase und das Buch, wenn ich auf dem Sofa liege, richtig frech also, fiept mich an, läuft unruhig herum und guckt definitiv, was er jetzt "anstellen" könnte). Kommt dann also nicht mehr wirklich zur Ruhe. Aber bei ihm ist nicht nur geistige Auslastung wichtig, sondern auch das Rennen - wenn der nicht ab und an einfach losdüsen darf, weiß er nicht, wohin mit seiner Power. Ich versuche, ihm auch diese Bewegung zu ermöglichen, indem er bekannte Hundekumpels trifft, die ihn gerne jagen oder sich von ihm spielerisch jagen lassen, mit ihm toben etc., oder wenn ich alleine mit ihm unterwegs bin, lasse ich ihn vor-rennen, rufe ihn zu mir her, schicke ihn wieder weg - einfach, damit er, wenn ich unterwegs bin, den x-fachen Weg zurücklegen und rennen kann. Er freut sich dann bei jedem Abruf, kehrt auf dem Absatz um und rast auf mich zu, dreht um und rennt nach Freigabe wieder weiter. Zur geistigen Auslastung nehme ich Spielzeug mit oder Leckerli, und er kriegt Aufgaben unterwegs: Liegenbleiben, während Biene um ihn herumläuft oder ich ihm ein Spielzeug zum Apportieren werfe, das plötzlich im Busch verschwundene Zerrseil suchen, mit dem er dann als Belohnung zerren darf etc. Manchmal bleib ich einfach stehen und geh kommentarlos zwei Schritte hinter einen Gartenzaun in die Garageneinfahrt, und laß mich suchen (wenn er dann mal gemerkt hat, daß ich verschwunden bin.... *gg). Also teils Impulskontrolle, teils Apportieren, teils Zerren, teils suchen, alles jagdliche Aufgaben, die er da ausleben darf. Und ich traile mit ihm spaßmäßig - bisher nicht regelmäßig, aber immer wieder mal, war auch schon auf Seminar mit ihm. Hab grade eine Hundeschule in der Nähe gefunden, und wenns gut läuft (geht März los), werde ich dabei bleiben, sodaß wir das dann regelmäßig machen können.
Natürlich mach ich nicht bei jedem Spziergang sämtliche Übungen, aber mal 1-2 Sachen pro Spaziergang, das reicht schon, um auch seine Aufmerksamkeit bei mir zu belassen - es könnte ja was Aufregendes bei Fraule passieren....
Also, ich denke, es hängt echt vom Hund und der Rasse ab, ob der gezielt "ausgelastet" und beschäftigt werden muß, oder ob ein bißchen Spaß auf dem Spaziergang ihm reicht. Was noch dazu kommt: ein Hund aus Showlinien hat sicherlich auch andere Bedürfnisse als einer aus einer reinen Arbeitslinie, und ein Hund, der das Arbeiten kennt und liebt, wird ohne diese Arbeit künftig doch etwas vermissen. Selbst bei uns in der Staffel werden ehemalige Suchhunde als Rentner mit kleinen Aufgaben weiterhin beschäftigt - sei es mit mini-Suchen oder einfach nur einer kleinen Anzeige oder Verbellübung.