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Für alle, die solche Tage mehr oder weniger täglich erleben, ist das nervenzehrend. Ich befürchte, dass solche Erlebnisse auf Dauer nicht dazu führen, sich selbst noch mehr zusammen zu nehmen, cool zu bleiben oder den Schmarrn gar als Training zu betrachten. Die Idee ist absurd!!!! Bei einem vernünftigen Training bestimme ich schließlich über Distanz etc. mit, denn wenn ich den Hund in eine Situation zwinge, in der er überfordert ist, festige ich im Zweifelsfall nur sein unangebrachtes Verhalten und mache es schlimmer. Ich fürchte eher, dass dann irgendwann das alte Sprichwort zur Anwendung kommt, in dem es heißt: "Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus." und die Leute selbst abstumpfen und auf stur schalten.
...und genau damit schaukelst Du die Angelegenheit doch künstlich noch mehr hoch... Kennst nicht das schöne Gebet: Herr, Hilf mir, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, oder so ähnlich. Du regst Dich über Dinge auf, die Du nicht ändern kannst, daher kannst Du nur an Dir selbst arbeiten. Und wenn Du in so einer Situation selbst hochfährst, spiegelt sich das im Verhalten Deiner Hunde wider. So können sie nicht runterkommen, sie lernen von Dir, jede Hundebegegnung ist ein Ärgernis, und setzen wieder eins drauf. DAMIT machst Dir den Trainingserfolg kaputt, nicht, weils ungeplant ist (immerhin, wenn man in so nem Gebiet wohnt, weiß man ja in der Regel, daß lauter Tutnixe rumlaufen, die "ja nur kläffen").
Der Hund ist in dieser Situation nur überfordert, wenn Du ihn selbige klären lassen willst. Wenn Du aber in dem Moment souverän bist (nicht nur so tust, als ob!), udn ihm das zeigst, und einfach erhobenen Hauptes durchmarschierst, oder eben (Deinen Hunden angepaßt, um sie eben nciht zu überfordern) einfach an der Seite stehenbleibst, und ein wer-wartet-länger-Duell einläutest, höflich und entspannt, und den Hunden zeigst, daß Du ruhiges Verhalten von ihnen möchtest, wird der Hund daraus lernen, daß er sich auch in schwierigen Situationen auf Dich verlassen kann.
Und wenn ich sehe, wie sehr Du Dich alleine am Rechner und Schreibtisch theoretisch über das Thema bzw. meine Idee (die bei mir übrigens wunderbar klappt) aufregst (ich zitiere: "Die Idee ist absurd!!!!"), dann kann ich mir vorstellen, mit welcher Stimmung Du in der Praxis mit dem Hund an Deiner Seite in so eine Situation reingehst. Und das ist nicht böse gemeint, sondern soll lediglich zum Nachdenken anregen. Freilich ist man nicht immer gut drauf, und manchmal hat man´s auch schlichtweg eilig und muß weiter, und der Andere nervt einen. Aber auf dem Niveau eines pöbelnden Hundes zu reagieren und sich damit auf dieselbe Stufe zu stellen, wird Dir die Sache und damit das Weiterkommen mit dem Hund in dem Moment nicht erleichtern ;-) Da kann (sollte) man an sich arbeiten, und tut damit was dafür, daß man die Situation für den Hund auch relaxter gestaltet. Abgesehen davon: vielleicht hat eben auch nur der andere grad seinen blöden Tag, ne schlechte Nachricht gekriegt oder was auch immer, und ist sonst gar nicht so doof? Das kann man doch gar nicht wissen.
Und die, die Dich in dem Moment nerven: die haben schlichtweg zwar vielleicht Kläffer, aber bisher keine Probleme mit selbigen gehabt, deswegen können die das auch gar nicht abschätzen, wie belastend es sein kann, wenn man ständig wieder mit der zu trainierenden Situation konfrontiert wird, ohne dies planen zu können. Die ärgern einen nicht mit Absicht, und ihr Lebensziel ist in der Regel nicht, Dich zu ärgern. Aber auch da kommst Du mit einer freundlichen Bitte/Erklärung meist weiter. Oder mit bestimmtem Auftreten: "können Sie die Hunde bitte mal kurz an Ihre Seite nehmen!" Mit nem Rufzeichen, statt Fragezeichen am Satzende, und dem Tonfall von "ich diskutieren nicht darüber, mach einfach."
Du wirst immer mal -selbst, wenn Du normalerweise im Hundeleeren Gebiet spazierengehst- in Situationen kommen, die nicht geplant waren. Diese zeigen Dir dann z.B. auch, wie weit der Trainingsstand schon ist, ob der Hund Distanz X eines anderen Hundes schon akzeptieren kann. Wenn Du Dich darüber jedes Mal aufregst, hast bald graue Haare und einen Herzinfarkt. Nochmal: andere Menschen kann man nicht ändern, nur sich selbst. Du tust also damit nicht anderen einen Gefallen, sondern Dir, weil Du Dir Streß verringerst, wenn Du relaxter reagierst.....
Und ganz ehrlich: Deine Hunde lesen Dich von früh bis spät. Jemand, der in so einer Reaktion ausflippt, wird von einem Hund nicht als souverän gesehen, die erkennen Hilflosigkeit anhand hysterischer Beschimpfungen des Gegenübers ganz schnell, und damit untergräbt man die eigene Autorität. Und damit auch den Wunsch, dem Hund beizubringen, bei hundebegegnungen souverän zu bleiben. Wenn Du´s schon nicht kannst - wie soll das dann der Hund? Der steigt aufs Pöbeln mit ein und erlebt die Begegnung als eine voller Aggressivität BEIDER Seiten. Was lernt er dabei?
Wie gesagt, immer gelingt es nicht, ruhig zu bleiben - aber wenn man sich wenigstens mal bewußt macht, wie meine Reaktion beim eigenen Hund rüberkommt (kommen könnte), bleibt man vielleicht schon mal in der ein oder anderen Situation gelassener - und das ist doch schon mal ein Anfang, oder? ;-)
Und wer echt täglich mehrfach in solchen Situationen steckt - also, da würd ich mir lieber andere Gassigebiete raussuchen, evtl. ein Stück mit dem Auto rausfahren, wenigstens einmal am Tag zum großen Gang. Man muß sich ja net mehr Streß machen, als der Alltag erfordert....
PS: auch mein Bossi ist einer, der gerne mal an der Leine pöbelt, und vor allem, wenn er angemault wird vom anderen Hund. Na und? Ich nehm den Hund, grinse das Gegenüber an und geh weiter mit entschuldigendem Grinsen, Schulterheben und "Terrier halt" auf der Zunge. Mit etwas Humor kann man solche Szenen auch meistern. Und zeigt sich damit nicht nur vorm eigenen Hund souverän, sondern hebelt solche "Stänkerer", die einen anmaulen wollen und definitiv nur auf Streit aus sind, gleich noch mit aus. Ich könnte auch sagen: "Na, hat bei Dir wohl auch ein Terrier mitgespielt, was?", wenn der andere Hund pöbelt.