Wie und wann sie in den Wald zu den Wölfen kamen, konnte nie festgestellt werden, denn richtig sprechen haben die beiden nie gelernt.
ZitatAlles anzeigenDie Wolfskinder Amala und Kamala (Buch Seite 210-222)
Oder die Geschichte von den beiden Mädchen Amala und Kamala, die in der Nähe von Godamuri in Indien mehrmals mit einem Wolfsrudel gesehen und für Geister gehalten worden waren. Sie wurden am 17. Oktober 1920 gefangen genommen, nachdem man ihren Wolfsbau augegraben und ihre Wolfsmutter erschossen hatte. Ein Augenzeuge: „Nun erschien ein dritter [Wolf aus dem Wolfsbau]. Er stürzte wie der Blitz heraus und bedrohte die Arbeiter, bevor er wieder eintauchte. Wieder erschien er um die Männer zu verjagen. Er heulte, raste umher, kratzte am Boden wie besessen, knirschte mit den Zähnen. Er war nicht zu verscheuchen. Ich wollte ihn fangen, denn ich begriff, dass es sich hier um das Muttertier handelte. Wild von Natur, doch himmlisch in der Liebe. Ich war sehr beeindruckt. Ich war erstaunt, dass ein Tier solch edle Gefühle zeigte, die auch diejenigen von Menschen – dem Gipfel der Schöpfung – überboten. Es war in der Lage, seine ganze Liebe und Zuneigung wie eine liebende Mutter auf diese merkwürdigen Geschöpfe [Amala und Kamala] zu richten. Sicherlich hatte sie sie einst (oder vielleicht waren es die anderen zwei Wölfe) als Beute für die Welpen geholt [...] Dass sie leben durften und von [den Wölfen] ernährt wurden, ist beinahe göttlich. [...] Daraufhin erschoss ein Mann [die Wölfin] mit Pfeil und Bogen.“
Das ältere der Mädchen, später Kamala genannt, war ungefähr 8 Jahre alt, das jüngere, Amala, eineinhalb. Sie hatten beide lange verknotete Haare und assen nur rohes Fleisch. Bei ihrer Festnahme hatten sie eine dicke Hornhaut an den Knien und den Handoberflächen, was auf ihre Fortbewegung auf allen vieren zurückgeführt wurde. Man versuchte ihnen aufrecht zu gehen beizubringen, aber sie zogen es vor auf Händen und Füssen zu laufen. Am liebsten hockten die Mädchen in ihrem Zimmer, wo sie in der dunkelsten Ecke blieben. So oft wie möglich versuchten sie zu fliehen. Zuweilen griffen sie Menschen, vor allem andere Kinder, mit Zähnen und Fingernägeln an. Kam ihnen ein Kind zu nahe, fletschten sie die Zähne. Sie hatten angeblich ein hervorragendes Nachtsehvermögen und waren stumm, heulten aber in der Nacht wie Wölfe, und konnten Fleisch aus einer Entfernung von 63 m riechen. Sie verfügten über ein besonders empfindliches Gehör, und Finger und Zehen waren durch das Laufen auf allen vieren verformt. Flüssigkeit leckten sie, anstelle zu trinken. Kleider, die man ihnen anzog, rissen sie sich vom Leib, Decken warfen sie von sich. Sie konnten Kälte und Hitze ohne sichtbares Unbehagen überstehen. Sie waren nicht stubenrein und kuschelten sich beim Schlaf aneinander wie Welpen.
Die jüngere, Amala, benutzte nach einigen Monaten erstmals ihre Stimme um etwas mitzuteilen: „bubu“ bedeutete, dass sie Durst hatte. Am 21. September 1921, also 11 Monate nach ihrer Gefangennahme, starb sie an einer Krankheit. Der frühe Tod nach der Gefangennahme ist ein Schicksal, das viele „wilden Kinder“ mit ihr teilten. Während der nächsten Jahre lernte Kamala recht viel, zunächst das aufrechte Stehen. Sie wurde auch fleischlos ernährt. Allerdings suchte sie für ihr Leben gern nach Aas. Lebendige Beutetiere tötete sie nie. Kamala lernte etwa 40 Begriffe in der Bengalisprache, mit denen sie sich verständigte. Auf 2 Beinen laufen konnte sie allerdings nie. Am 14. November 1929, neun Jahre und einen Monat nach ihrer Gefangennahme, starb sie an einer Nierenvergiftung.
http://www.vegan.at/vgoe/buecher/t…demenschen.html
Der Link ist auch ganz interessant, es geht über "wilde Menschen"