Ach Herrje,
der liebe Herr Vargas mal wieder...
Damit das jetzt niemand in den falschen Hals bekommt:
Ich bin absolut gegen solche sadistischen Quälereien und verurteile sie aufs Schärfste !!! , ganz davon abgesehen, dass ich den "Künstler" sowohl privat als auch innerhalb meiner fachlichen Einschätzung für einen mediengeilen Schwachkopf halte.
Aber man sollte dabei nicht vergessen, dass diese "Aktion" wie kaum eine andere auf der Welt verschiedensten Tierschutzkampagnen erneuten Auftrieb gegeben hat, indem sie ungemein verstärkte mediale Präsenz erhalten haben.
Was ich viel erschütternder finde, als die kranken Ideen eines verkifften Selbstdarstellers, ist die ernüchternde Tatsache, dass wir anscheinend in einer Gesellschaft leben, in der es a) überhaupt möglich ist, so etwas durchzuführen und b) offenbar erst zu dermaßen drastischen Mitteln gegriffen werden muss, bevor die Weltöffentlichkeit das Thema Tierquälerei und Hunger wieder in den Fokus rückt.
DAS ist doch das wahre Armutszeugnis, nicht etwa die unfassbare Tat eines Einzelnen, die in dieser Form täglich tausendfach geschieht - nur eben nicht im Museum.
Verzeiht mir bitte, wenn ich dazu einen differenzierteren Standpunkt habe, aber KUNST ist in allererster Linie dazu erdacht, Menschen zu bewegen.
Kunst kann durch Ästhetik wirken, durch eine Stellungnahme, durch reines Vorhandensein oder eben dadurch, dass etwas ganz Alltägliches in einen neuen Kontext gesetzt wird und somit zum Nachdenken anregt.
Letztere Variante ist ebenfalls nichts Neues - Vorreiter dieser Idee der wahrnehmungssteigernden Sinnveränderung war die im Zuge des Dadaismus entstandene Readymade-Bewegung, deren bekanntester Wegbereiter Marcel Duchamp ist.
Es verhungern tagtäglich tausende von Tieren elendig, und das nicht nur auf den Straßen der Dritten Welt.
(Von Menschen will ich jetzt gar nicht erst anfangen!)
Was Herr Vargas getan hat, war im Grunde nichts weiter, als eine alltägliche Begebenheit, die von der Mehrheit der Menschen leider viel zu wenig Beachtung bekommt, in einen komplett konträren Bezug zu setzen.
Damit hat er nicht nur für allgemeine Medienwirksamkeit seiner Person gesorgt, sondern hoffentlich auch dafür, dass das Bewusstsein unserer verwöhnten, durchkapitalisierten Gesellschaft ein weiteres Mal aufgeweckt und wachgerüttelt wird - so bedauerlich es auch ist, dass es dafür einer dermaßen krassen Maßnahme bedarf.
Sehr polemisch überspitzt ausgedrückt könnte man an dieser Stelle anmerken, dass es scheinbar erst einem "Opfer" bedurfte, das dazu beitragen kann, das Leiden vieler anderer zu mildern.
ALLERDINGS - und jetzt folgen die Punkte, weshalb er meiner Ansicht nach mehr als Prügel verdient hätte... - war es überhaupt nicht seine Intention, für den Tierschutz zu werben und auf die bestehenden Missstände aufmerksam zu machen, sondern lächerlicher Weise genau gegenteilig an die Begebenheit eines Hundeangriffs auf einen verstorbenen Menschen und dessen postmortaler Popularität zu erinnern.
Dies ist sowohl für die Person des Angriffsopfers als auch für den dafür ausgenutzten und geschändeten Hund mehr als nur geschmacklos.
Auch hätte, vorausgesetzt Herr Vargas hätte damit tatsächlich jene Gedanken verfolgt, die ich im oberen Teil ausgeführt habe, diese Aktion lange nicht so dramatisch ausfallen müssen, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Nach meinen Kenntnissen ist der Hund tatsächlich verstorben, ein Umstand, den Herr V. in seinen Interviews permanent zu dementieren versucht, indem er sich nicht dazu äußert.
Die Art und Weise seines Vorgehens enzieht sich vollkommen jedweder Kategotie von Ethik, auf welche sich meine persönlichen Wertevorstellungen und auch die vieler anderer Menschen stützen.
Doch auch, dass er aus dieser unfassbaren Quälerei noch Profit schlägt, ist leider noch lange nichts, wofür man die moralischen Keule über einen einzelnen Menschen guten Gewissens schwingen kann, so lange man gleichzeitig hinnimmt, dass Viehtransporte, Pelzfarmen, Versuchslaboratorien, Pharmakonzerne, Lebensmittelhersteller usw usf genau dies tun und es bedauerlicher Weise kaum eine Sau interessiert.
Was mir eigentlich am traurigsten erscheint, ist das Ergebnis dieses "Experimentes". Mehrere Hundert Besucher hatten die Gelegenheit, etwas direkt vor Ort für die arme Hundeseele zu tun; sie hätte gerettet werden können, wenn nur EIN EINZIGER eingegriffen hätte.
Doch leider ist oftmals in den Köpfen der Menschen die Barriere zu groß, um sich sowohl vor eine Menge, als auch gegen eine Autorität zu stellen - denn als solches wird Kunst leider immer noch anerkannt.
Wollen wir hoffen, dass der arme Hund nicht umsonst gestorben ist, und dass die Wellen der Empörung diesmal hoch genug schlagen, um weitere geschmacklose "Happenings" dieser Art bereits im Vorfeld zu verhindern.
Liebe Grüße,
Sub.