Ich hab hier ja auch so nen kopflosen Hibbel sitzen. Und ich habe mir damals die Zähne ausgebissen an der Leinenführigkeit. Mit dem Ergebnis, dass es genau gar nichts gebracht hat.
Ihr habt scheinbar einen Hund, der sich einfach total schnell in Außenreizen verliert und dann drüber ist. Das ist in dem Alter für die Rasse nicht ungewöhnlich, führt aber eben dazu, dass Hundi sich nicht allzu lang konzentrieren kann. Heißt, er ist überhaupt nicht aufnahmefähig für euer Leinenführigkeits-Training. Das kann also auch mit der besten Methode der Welt überhaupt nicht funktionieren.
Was ich nach einem leidvollen Jahr voller Impulskontroll-Training, Ruhetraining, Frustrationstoleranz-Training, Stehenbleiben, Richtungswechsel, Blocken und so weiter und so fort gemacht habe:
- Akzeptiert, dass ich nunmal einen kopflosen Hibbel habe und meine Anforderungen ganz arg runtergeschraubt.
- Zu 90% gar keine Leinenführigkeit trainiert. Hund zieht? Ja nun, soll er halt. Gutes Geschirr und längere Leine dran und dann darf er ziehen.
- Die Leinenführigkeit nur dann ganz gezielt trainiert, wenn er aufnahmefähig war. Also am Anfang mal für 30 Sekunden. Hund neben mir, schaut mich an, Leckerlie in die Schnute. Einen Schritt gehen, Hund schaut mich immer noch an? Perfekt, ein weiteres Leckerlie in die Schnute. Und das dann langsam ausgebaut.
Ich finde diese Methode deshalb so gut, weil sie dafür sorgt, dass Hundi wirklich im Kopf bei dir bleibt. Es gibt Hunde, die können das leisten, zu schnüffeln, rumzugucken und gleichzeitig trotzdem leinenführig zu laufen. Und es gibt Hunde, die sich einfach ganz arg schnell in allen möglichen Reizen verlieren und das deshalb nicht leisten können. Die sind entweder 100% bei dir oder 100% in der Außenwelt. Und euer Hund gehört - genau wie meiner - scheinbar (noch) zu letzterer Fraktion.
Die Ruhe im Spaziergang kam bei uns dann aber tatsächlich nach und nach von allein. Zum Teil mit dem Älterwerden, zum Teil auch, weil Hund nun weniger bzw. machbare Anforderungen beim Spaziergang zu bewältigen hatte und sicher zu einem nicht geringen Teil auch deshalb, weil ich dadurch entspannter war.
Es bringt meiner Erfahrung nach wenig, einem Hund, der nicht genug Frustrationstoleranz und Impulskontrolle besitzt, um den Alltag zu meistern, einfach noch mehr Frustrationstoleranz und Impulskontrolle abzuverlangen. Dadurch entsteht eine Stress-Spirale, die eher das Gegenteil bewirkt. Für euch wichtig ist jetzt erstmal, den Hund "Hund sein" zu lassen und ihn dadurch auf ein Level zu bringen, in dem er überhaupt lernen kann.