Beiträge von Schäferterrier

    Je mehr ich mich aber damit beschäftige desto mehr kommt es mir vor als wäre das nicht zu schaffen

    Je nachdem, wie man selbst als Mensch tickt, kann zu viel theoretische Beschäftigung mit dem Thema auch kontraproduktiv sein.

    Es gibt zigtausend verfügbare Informationen, was man wie machen soll und was man auf keinen Fall so machen soll und was alles wichtig ist... Nur, der Punkt ist: Jedem ist etwas anderes davon wichtig. Und für jeden Hund ist etwas anderes davon wichtig.

    Wenn du versuchst, das alles umzusetzen, weil du es (verständlicherweise) unbedingt richtig machen willst, wird dich das wahnsinnig machen. Und es ist auch schlicht nicht möglich. Zum einen weil sich die Infos zum Teil einfach grundlegend widersprechen, zum anderen weil du eh nie alles richtig machen wirst.

    Meiner Meinung nach sind theoretische Infos sinnvoll, um einen groben Überblick darüber zu bekommen, auf was man ein Auge haben sollte, welche Themen ggf. entstehen können und wie man diese Themen, falls sie entstehen, angehen könnte. Aber das heißt noch lange nicht, dass auch alle Themen, die in Ratgebern etc. angesprochen werden, mit genau dem individuellen Hund wirklich so kommen werden!

    es ging nicht nur um das Thema des alleine bleibens sondern auch um welpen-, bzw. Hundeerziehung, Alltag mit Hund die Fehler die man machen kann usw.. [...] Ich versuche alles richtig zu machen und habe einfach das Gefühl dass das sehr schwierig ist

    Es gibt Hunde, die verzeihen Fehler in allen Bereichen sehr gut.

    Und es gibt Hunde, die verzeihen Fehler, egal in welchem Bereich, kaum.

    Ein ganz großer Teil aller Hunde wird aber irgendwo dazwischen liegen: Die verzeichnen Fehler in manchen Bereichen echt gut und Fehler in anderen Bereichen gar nicht gut. Welche Bereiche das betrifft, ist sehr rasseabhängig.

    Wenn ich z.B. bei einem Hund, der eh kein Problem mit dem Alleinbleiben hat, mal nen Fehler beim Thema Alleinbleiben mache, wird der das vermutlich gut verzeihen.

    Wenn ich aber bei nem Hund, der rassetypisch schon dazu neigt, schlecht allein bleiben zu können, Fehler beim Alleinbleiben mache, kann das ziemlich doofe Konsequenzen haben.

    Ähnliches gilt für den Umgang mit Wild, fremden Menschen, fremden Hunden usw.:

    Ein Hund, der vom Grundgerüst her total freundlich mit anderen Hunden und Menschen ist, wird wegen Fehlern dahingehend eher nicht massiv unverträglich, während ein Hund, der rassetypisch eh schon zu Unverträglichkeigen neigt, was das Thema angeht eher keine Fehler verzeiht.

    Ein Hund, der grundsätzlich total desinteressiert an Wild ist, wird vom falschen Anti-Jagd-Training eher kein Extremjäger - der rassetypisch eh total jagdgeile Hund halt ggf. schon.

    Es geht für mich also gar nicht so sehr darum, keine Fehler zu machen. Die machen wir alle, egal ob bereits hundeerfahren oder nicht. Wichtig ist eher, keine für diesen individuellen Hund besonders blöden Fehler zu machen.

    Ich habe den Eindruck, du wirfst da ein paar Sachen zusammen, die nicht oder nur sehr bedingt zusammengehören. Ich versuche mal, das alles ein bisschen aufzuschlüsseln.

    Echte Bindung zeigen Hunde frühestens im Alter von etwa 14 Wochen. Hat ein Hund bis zu dieser Zeit keine Erfahrungen mit dem Menschen machen können, wird er ein Leben lang diesem gegenüber eher ein Meideverhalten zeigen und damit keine Bindung an ihn entwickeln können.

    Was haltet ihr von der Aussage?

    In dem Zitat geht es um die Sozialisierungsphase. Das ist zweifellos nicht falsch, was da steht, aber lässt doch ein paar wichtige Informationen außer Acht.

    In der Sozialisierungsphase geht es primär darum, Sozialpartner als solche anzuerkennen und mit diesen zu kommunizieren.

    Eine Studie von Freedman aus den 60ern zeigt, dass keinerlei menschlicher Kontakt innerhalb dieser Phase durchaus dazu führen kann, dass der Hund den Mensch niemals als Sozialpartner ansehen wird. Und da ohne Sozialpartner auch keine Bindung entstehen kann, geht dann natürlich auch jegliche Chance, zu diesem Hund eine Bindung aufzubauen, flöten. Soweit ist das Zitat also vollkommen korrekt.

    Dazu muss man allerdings auch sagen, dass ein solcher Hund nicht nur keine Bindung aufbaut, sondern auch nicht mit dem Mensch kommuniziert. Also gar nicht. Null. Kommunikation findet nämlich nur mit Sozialpartnern statt.

    Wichtig zu erwähnen finde ich außerdem, dass laut Scott & Fuller (auch 60er meine ich) bereits ein einmaliger Kontakt von 40 Minuten zu einem Mensch während der Sozialisierungsphase ausreicht, damit ein Hund den Mensch als Sozialpartner verstehen kann. Nur weniger Kontakt zu Menschen als ein Hund, der hier beim guten Züchter groß geworden ist, ist also noch lange kein Grund.

    Bei Hunden, die aufgrund mangelnden menschlichen Kontakts in der Sozialisierungsphase tatsächlich keine Bindung aufbauen können, geht es also nicht um Hunde, die sich schwer damit tun, Vertrauen aufzubauen, oder die ein besonders geringes Interesse an der Zusammenarbeit mit dem Menschen haben, sondern um Hunde, deren Sozialverhalten tatsächlich schwer gestört ist. Vergleichbar wäre das wohl am ehesten noch mit der Reaktiven Bindungsstörung beim Mensch. So etwas ist in der Praxis (sowohl beim Mensch als auch beim Hund) aber doch wahnsinnig selten.

    Die unsichere Bindung

    Innerhalb dieser Bindungsform sieht der Hund seine Bezugsperson ebenfalls nicht als Gefahr. Seine Bezugsperson ist zwar vielleicht nett, aber aus Hundesicht naiv und unwissend, und sie ist keine Hilfe in brenzligen Situationen. Die Person dient sicherlich nicht als Vorbild. Der Hund lernt aus seiner Sicht für ihn sinnlose Handlungen. Obwohl der Hund Betreuung braucht, hat er oft das Gefühl, dass er seine Menschen betreuen muss. Der Mensch gibt ihm nicht ausreichend Sicherheit.

    Da sind wir dann schon wieder in einem ganz anderen Bereich: Hier geht es um Bindungstheorie, verschiedene Bindungsstile und die Qualität von Bindungen. Dafür muss zumindest mal die grundlegende Fähigkeit, eine Bindung einzugehen, vorhanden sein. Mit einer echten Bindungsstörung (siehe z.B. RBS) hat das nichts zu tun.

    Die Bindungstheorie bezieht sich ja ursprünglich auf die Auswirkungen von frühkindlichen Interaktionen mit den nächsten Bezugspersonen auf das spätere Bindungsverhalten. Üblicherweise wird hier also die frühe Interaktion zwischen Mutter/Vater und Kind unter die Lupe genommen. Übertragen auf den Hund sind wir hier also eher noch beim Thema Mutterhündin als beim frühen Kontakt mit dem Mensch.

    Tatsächlich ist es so, dass eine Mutterhündin, die sich z.B. nicht kümmert, nicht anwesend ist oder bei Fehlverhalten des Welpen total überreagiert, einen erheblichen Einfluss auf das spätere Sozialverhalten haben kann und damit eventuell auch eine unsichere Bindung an den späteren Halter begünstigen kann.

    Da als Mensch gegenzusteuern, kann tatsächlich herausfordernd sein, aber ist keineswegs unmöglich.

    Es gibt z.B. Situationen, wenn ich mich im Bett umdrehe (sie schläft neben dem Bett) dann steht sie von ihrem Schlafplatz auf. Wenn ich zu erst rausgehe oder zu erst zur Einfahrt rausgehe um die Lage zu checken, stresst sie das.

    Das hier (bzw. generell die Dinge, die du als mögliche Indikatoren für eine unsichere Bindung beschreibst) sind für mich so erstmal wenig aussagekräftig. Denn Fakt ist einfach: Hunde sind wahnsinnig vielfältig. Je nach Rasse und Hundetyp ist die Range an Normalverhalten so dermaßen unterschiedlich, dass man schlicht nicht von Verhalten x oder y auf eine gute oder schlechte Bindung schließen kann.

    Denk z.B. mal an die ganzen Terrier, deren Job es ist, eigenständig Entscheidungen zu treffen. Würde so ein Hund, sobald er eine sichere Bindung an seinen Halter hat, keine eigenen Entscheidungen mehr treffen, wäre der schlicht unbrauchbar.

    Oder die vielen Hüte-, Schäfer- und Wachhunde, die dafür gemacht sind, die Umwelt zu kontrollieren und abzuchecken und das, was ihnen wichtig ist, zu schützen. Wenn die bei einer sicheren Bindung zum Halter plötzlich nicht mehr kontrollieren und abchecken und schützen würden, hätten die Schäfer und Bauern ein echtes Problem.

    Je nach Genetik, Umwelt und persönlichen Erfahrungen des Hundes kann eine sichere Bindung deshalb ganz unterschiedlich aussehen.

    Ist das eher ein Zeitfaktor, oder gäbe es noch Hilfen womit man sie unterstützen kann?

    Um aus einer unsicheren Bindung heraus eine sichere Bindung aufzubauen, hilft vor allem ganz viel Zeit. Zeit, in der du deine Geduld, Konstanz und Verlässlichkeit unter Beweis stellst, einen klaren Rahmen und eine Erwartungssicherheit für den Hund schaffst und somit Raum für Vertrauen aufbaust.

    Wenn dein Hund grundsätzlich fähig ist, eine Bindung aufzubauen (und davon würde ich einfach mal ausgehen, weil wie gesagt, alles andere ist extrem selten), dann gestaltest du mit jeder Interaktion eure Bindung weiter. Vielleicht nur in Babysteps, aber es geht voran.

    Zuletzt noch ein kleiner ungebetener Ratschlag, ich hoffe, du nimmst mir das nicht krumm:

    Ich habe selbst einen Hund aus dem Tierschutz, der etwas... hm, ich nenne es mal "besonders" ist. Und ich war auch lange auf der Suche nach dem Grund für seine Andersartigkeit. Was hab ich gelesen und recherchiert und gemacht und getan... einfach, weil ich verstehen wollte, warum er so ist, wie er ist. Und wie ich ihm helfen kann.

    Aber letztendlich bringt das alles nichts, denn du wirst bei einer solchen Vorgeschichte nie erfahren, was genau deinen Hund letztendlich so gemacht hat, wie er jetzt ist. Diese Suche nach Erklärungen wird in so einem Fall nie einen wirklichen Abschluss finden.

    Versuch deshalb, die Vergangenheit hinter euch zu lassen. Wichtig ist, wo ihr jetzt steht und was (also welche Methode, welcher Umgang etc.) für euren Hund funktioniert. Sei kreativ, probiere aus, schau genau hin und beobachte, was klappt. Bei einem out-of-the-box-Hund kann es so nebenbei auch Sinn machen, mal out-of-the-box-Methoden zu erproben.

    Davon abgesehen zeigt ja allein dieser Thread hier, dass die Meinungen wie eine optimale Begegnung aussehen soll stark auseinander gehen. Man kann es nicht allen recht machen.

    Grundsätzlich gibt es natürlich super vielfältige Ansichten dazu, wie eine gute Hundebegegnung ablaufen sollte. Aber speziell in diesem Fall hier (also dem der TE) verstehe ich tatsächlich gar nicht, wie da so eine Diskussion entstehen konnte. Denn hier geht es ja ganz offensichtlich nicht um die Gestaltung einer optimalen Begegnungen unter Idealbedingungen, sondern darum, eine blöde Situation möglichst gut zu lösen.

    Wenn die TE die Wahl zwischen "mit pöbelndem Hund (+ Kinderwagen!) vorbeilaufen" und "mit am Halter orientierten Hund absitzen lassen" hat, dann kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendein entgegenkommendes Gespann Option A bevorzugen würde. Echt nicht.

    In diesem Sinne finde ich auch mehrfache Hinweise darauf, dass das Absitzen für den Halter des anderen Hundes unangenehm sein kann, irgendwie unnötig. Ja klar ist's nicht optimal, klar kann das für das andere Gespann unangenehm sein - aber mir kann doch hier niemand erzählen, dass angepöbelt zu werden angenehmer ist?

    Die allermeisten verantwortungsbewussten und engagierten Halter von Pöbelhunden (und da zähle ich die TE nach dem, was sie schreibt, einfach mal dazu) wissen doch selbst, dass Begegnungen mit ihnen für andere Hunde und Halter total unangenehm sein können und sind deshalb redlich bemüht, eine Begegnung im Rahmen des ihnen Möglichen trotzdem für alle Parteien so angenehm wie möglich zu gestalten. Da noch draufzuhauen, indem man mehrfach darauf hinweist, dass das so aber noch nicht gut genug ist, finde ich für alle Seiten wenig zielführend.

    Wenn es für euch so die bislang beste Lösung ist, warum nicht?

    Klar ist das nicht ganz ideal, aber wenn die Alternative ist, dass der Hund mehr Stress hat und ihr ihn weniger gut unter Kontrolle habt, bleibt ja nicht viel anderes.

    Was euch halt bewusst sein muss, ist, dass das mehr Management als tatsächliches Training ist. Ob der Hund dadurch langfristig lernt, frontale Hundebegegnungen entspannt zu passieren, ist fraglich.

    Aber so wie sich das liest, geht es hier ja auch nur um die Ausnahmefälle, in denen ein Ausweichen und entsprechendes Training eben mal nicht möglich ist.

    Ich fände ein Geschirr mit Ring vorn persönlich schlauer. Dann wird der Hund "zu dir gedreht" sobald Spannung auf der Leine ist.

    Grundsätzlich: Ja, bin ich voll bei dir. Aber bei einem Hundetyp, der eh schon mehr oder weniger prädestiniert dafür ist, sich in spannungsgeladenen Situationen mal zum Halter umzudrehen, würde ich davon sicherheitshalber ganz großen Abstand nehmen.

    Was vielleicht noch ne Option wäre, so ihr den Hund damit kräftemäßig noch gut halten könnt: Ein Geschirr mit (stabiler!) Handschlaufe am Rücken.

    Ich bin ehrlich gesagt einfach noch nie auf die Idee gekommen, dem Hund draußen alles abzuziehen :lol:

    Freilauf heißt bei uns einfach abzuleinen, unabhängig davon, was gerade am Hund dran hängt.

    Nackigen Freilauf kenne ich nicht und tatsächlich habe ich meines Wissens nach hier auch noch nie einen Hund ohne alles im Freilauf getroffen.

    Wenn ich so drüber nachdenke: Klar könnte ich dem Hund sein Halsband im Freilauf abziehen. Aber mir persönlich erschließt sich der Sinn dahinter nicht.

    Für mich wäre es zum An- und Ableinen viel aufwändiger, erst am Halsband rumzumachen. Da klicke ich lieber kurz die Leine ein oder aus.

    Dass ihn das Halsband im Freilauf stört, bezweifele ich auch sehr, weil wenn es ihn im angeleinten Zustand nicht stört, warum sollte es dann im Freilauf plötzlich stören? Also ja, es gibt schon Halsbänder, die ihn stören, aber die kommen dann halt prinzipiell nicht an den Hund :ka:

    Abgesehen davon sehe ich, sollte der Hund im absoluten worst case doch mal entlaufen, bei meinem Hund tatsächlich eine größere Gefahr darin, wenn er kein Halsband trägt als wenn er eines trägt.

    Klar, eine gewisse Verletzungsgefahr geht in solchen Fällen vom Halsband aus - aber ohne Halsband wäre er von fremden Menschen never ever gefahrlos festzuhalten und zu sichern.

    Von dem her: Hier bleibt's auf jeden Fall beim angezogenen Freilauf. Wobei ich jetzt mal mehr drauf achten werde, ob's hier in der Gegend doch auch paar nackige Hunde gibt...

    Er wiegt 3kg und bekommt 130gr Nassfutter und 15-20gr Trockenfutter. Das wären dann ca. 90ml + 20-50ml nochmals zusätzlich. Ich habe das NaFu ein wenig reduziert nach der Kastration. Davor gab es 160gr.

    Hm ja gut, das klingt erstmal nicht nach außerordentlich viel.

    Ich habe von 2x auf 3x erhöht, da er stellenweise morgens nüchtern gekotzt hat als es nur morgens und nachmittags nach der Waldrunde zu futtern gab.

    Hast du mal Füttern vor dem Gassi probiert?

    Ich weiß, da muss man echt bisschen aufpassen, mit vollem Magen Gassi ist nicht ganz optimal, aber bei uns hat sich das so herum tatsächlich besser bewährt, weil dann beim Gassi alles rauskommt und nicht direkt danach wieder die Verdauung durchs Futtern angeregt wird.

    Aber wenn du davor schon ne Weile 2x täglich gefüttert hast und das Problem dasselbe war, ist wohl auch eher unwahrscheinlich, dass es daran liegt...

    Trinkverhalten habe ich bereits dokumentiert. Meine Hündin trinkt NIE aus dem Napf. Er trinkt aktuell im Winter 20-50ml am Tag + Nassfutter.

    Für einen Chihuahua Rüden klingt das für mich irgendwie nach viel zusätzlichem Wasser. Wie viel wiegt das Kerlchen denn und wie viel Nassfutter fütterst du?

    Wenn er schätzungsweise 150g Nassfutter am Tag bekommt, dann hast du grob überschlagen eh schon mal 100ml Wasser pro Tag (eher mehr) im Hund drin. Da nochmal 50ml drauf finde ich für die Hundegröße (im Winter!) schon ordentlich...

    Alternativ: Hast du mal probiert, nur 2x am Tag zu füttern? Bei meinem Rüden regt die Fütterung die Verdauung und auch das Pinkelnmüssen an. Kennen wir von uns ja auch manchmal: Wenn wir eine große Menge Wasser (hier: Nassfutter) zu uns nehmen, müssen wir plötzlich ganz dringend auf die Toilette, obwohl das natürlich nicht das Wasser sein kann, das wir gerade getrunken haben.

    Ich denke, ein medizinischer Checkup macht trotzdem auf jeden Fall Sinn. Wenn das Pinkeln bei ihm eh immer lang dauert, würden mir noch Missbildungen der Blase, Harnsteine o.Ä. einfallen, die das komplette Entleeren draußen erschweren können oder einfach zu einem geringeren Fassungsvermögen der Blase führen. Gerade bei Kleinsthunden kann das durchaus mal vorkommen leider. Das sollte aber meine ich mit dem eh angedachten Ultraschall erkennbar sein.

    Ich würde den Hund als allererstes medizinisch komplett auf den Kopf stellen. Hier haben Schmerzen ein ähnliches Verhalten verursacht.

    Auch wenn es selten ist: Nerven- und Gelenkerkrankungen wie CES, Bandscheibenprobleme, Arthrose, Spondylose, HD oder diverse andere Fehlbildungen können (aus einer Erfahrung) auch schon im Alter von wenigen Monaten auftreten und genau solche zyklischen Stress-Symptome verursachen.

    Ansonsten ja, Schilddrüse, generell Hormonhaushalt, Ernährung etc...

    Davon ab lese ich da ganz arg viel Training über Frust heraus. Mit dem Hund im Auto herumfahren, immer wieder halten und wieder weiterfahren. Zig mal das Verlassen der Tür üben, rein, raus, anziehen, ausziehen. Leinenführigkeit über Blocken und Umdrehen. Wenn's nicht läuft, ganz heim gehen.

    Wenn eure Maus stress- und frustmäßig eh schon total drüber ist, kann das extrem kontraproduktiv sein. Stress und Frust lässt sich nicht mit noch mehr Stress und Frust bekämpfen!

    Gerade wenn du selbst sagst, dass bislang alle Trainer mit intensiven Übungen zur Impulskontrolle und Frustrationstoleranz gearbeitet haben (ich weiß es natürlich nicht sicher, aber habe da ein bestimmtes Spektrum an "Übungen" vor Augen...) und dass das immer nur dazu geführt hat, dass sie noch mehr drüber war: Zieht jetzt die Reißleine. Entstresst und entfrustet den Hund, indem ihr mal gar nichts verlangt (außer, dass sie nicht in euch reinbeißt).

    Kein Wartenlassen, keine Übungen zur Geduld oder Leinenführigkeit und Impulskontrolle und Frustrationstoleranz, auch kein Ruhe-Ruhe-Ruhe mit allen Mitteln. Wenn sie es nicht umsetzen kann, erzeugen diese gut gemeinten Übungen nur zusätzlichen Stress. Und dann seid ihr in einer einzigen Stress-Spirale gefangen, aus der ihr nicht mehr so leicht raus kommt.

    Ich würde die gesamte Erziehung deshalb nochmal auf Null setzen, nur das Allernötigste von ihr verlangen und schauen, dass sie erstmal ganz viele aus ihrer Sicht schöne und entspannende Momente genießen kann.

    Du sagst, Freilauf kann sie super. Gibt es die Möglichkeit, so mit ihr rauszufahren, dass ihr euch den Weg an der Leine sparen könnt?

    Falls nicht, würde ich tatsächlich erstmal die Zähne zusammenbeißen und sie halt ziehen und zerren lassen, bis ihr im Freilaufgebiet seid. Gibt ja entsprechende Management-Maßnahmen, um auch einem schweren, ziehenden Hund Herr zu werden.

    Ansonsten je nachdem was sie mag: Kuscheln, Tricks, Dummytraining im Garten, gemeinsames Spielen und Zergeln, ein Schnüffelteplich, was zu Kauen, eine leichte Schleppfährte irgendwo in der Pampa? Irgendeine Freizeitbeschäftigung halt, die sie gern macht und die sie vor allem so gut kann (oder die so leicht gestaltet wird), dass da kein Frust, sondern vor allem Freude entsteht. Manchen Hunden hilft auch gleichmäßige Bewegung, also z.B. gemeinsames Joggen, aber in eurem Fall würde ich sowas wenn überhaupt erst dann probieren, wenn der Bewegungsapparat gründlich durchgecheckt wurde.

    "Richtige" Arbeit ist langfristig zweifellos sinnvoll, allerdings weiß ich aus eigener Erfahrung, wie unfassbar schwierig das mit so einem Drüber-Hund ist. Komplexere Aufgaben, die einen wirklich sauberen Aufbau benötigen, sind quasi nicht beizubringen, wenn der Hund so dermaßen durch ist. Man kriegt einfach keinen Fuß in die Tür und dann gibt's nur noch mehr Frust von allen Seiten. Ich bin deshalb erstmal (!) für leichte Hobbys, wenngleich ich in jedem Fall eine "richtige" Arbeit anstreben würde, sobald der Hund halbwegs zugänglich ist.

    Also kurz gesagt: Ich würde neben dem medizinischen Rundum-Checkup erstmal schauen, ob ihr eurer Hündin durch eine entsprechende Alltagsgestaltung, sehr viel geringere Anforderungen und schöne Glücksmomente den ganzen Frust, der sich da aufgestaut zu haben scheint, ein bisschen nehmen könnt. Erst dann macht es meiner Meinung nach Sinn, in ganz kleinen Babysteps sowas wie Leinenführigkeit, Impulskontrolle und Frustrationstoleranz nochmal neu aufzubauen.

    Aber hier in Deutschland in der Kälte....

    Hier gibt es bei jedem Stadtfest einmal im Jahr ein großes zentrales Feuerwerk. Das ist hier heilig und wird noch weit mehr gehyped als Silvester.

    Trotzdem ist sowas auch mit entsprechend betrunkenen Leuten ohne großartige Eingriffe vom Ordnungsdienst meiner Erfahrung nach super entspannt:

    So 10-15 Minuten vorher sammeln sich alle auf einem großen Platz (oder torkeln halt da hin, je nachdem :roll: ), alle schauen gemeinsam stumm in den Himmel, um das Feuerwerk zu bestaunen und wenn Schluss ist, ziehen halt alle wieder ihrer Wege.

    Hier ist da niemand zig Stunden vorher da und campiert irgendwo, das Feuerwerk ist ja eh im Himmel, den sieht man eigentlich immer, egal wo man steht :ka:  

    Und Ordnungsamt und Polizei habe ich auch noch nie großartig eingreifen sehen, ganz im Gegenteil: Die Stimmung ist in der Regel total friedlich und freundschaftlicher Gemeinschaft geprägt. Selbst der betrunkenste Krawallmacher schaut hier die paar Minuten lieber mal ruhig in den Himmel, als Stress zu suchen.

    Abgesehen davon habe ich ja die leise Vermutung, dass aus "Feuerwerk MUSS aber sein, weil TRADITION!!!" bei vielen Menschen ganz schnell ein "Och ja, so wichtig ist's dann doch nicht..." wird, sobald man dafür das Haus verlassen müsste (und eh nicht mehr selbst zündeln darf) :pfeif: