Ich erlebe es nicht so, dass es Menschen "in die Natur zieht".
Auch das Argument mit dem hektischen Leben und dem Entspannen an der frischen Luft - klingt nett, aber es trifft oftmals gar nicht zu.
Und weil du das nicht so erlebst, ist es zwangsläufig auch nicht so?
Das hat nichts, aber auch nichts damit zu tun, dass auf einmal alle den gleichen Geistesblitz haben. Aktuell zieht es auch nicht alle in die Natur. Es hecheln wie in allen anderen Bereiche (und das seit langer Zeit) nur viele einem Trend hinterher. Dann stehen sie eben zig Stunden im Stau, weil ein Gebiet gerade IN ist. Und obwohl sie den gleichen Spaziergang, das Klettern, das Paddeln, das Biken auch 20 Minuten von der eigenen Haustür entfernt hätten machen können. Aber das klingt halt nicht so cool im Moment. Noch viel uncooler ist es, wenn man zu Hause bleibt und sich dort tatsächlich entspannt, anstatt ewig zu fahren und etwas zu machen, worauf man eigentlich keinen Bock hat.
Ich kann deine Argumentation ein Stück weit nachvollziehen, aber es klingt ein bisschen danach, als würdest du so ziemlich jedem absprechen, sich bewusst für einen Urlaub in der Natur zu entscheiden. Klar gab und gibt es immer Menschen, die nur wandern gehen (um jetzt mal beim Beispiel zu bleiben), weil das halt gerade "in" ist. Aber was ist mit den anderen, die das tatsächlich einfach tun, weil es ihnen Spaß macht und gut tut? Die gibt es dann zwangsläufig nicht mehr?
Lass mich das umformulieren:
Teil 1: Trends gibt es. Das ist einfach so. Die gab es schon immer.
Das ist nicht mein Empfinden. Es ist Fakt.
Das ist nicht nur in Hinblick auf Kurztrips, Freizeit und Urlaub so. Das ist in allen Lebensbereichen so. Einrichtung der Wohnung, Kleidung, Ernährung, etc. pp.
Teil 2: Natürlich gibt es Menschen, die schon immer gerne Urlaub in der "Natur" gemacht haben. Selbstverständlich gibt es die auch heute. Das spreche ich auch keinem ab. Es gab auch schon Leute, die mit dem Auto gecampt haben, bevor es Car Camping hieß. Das hat nur gar nichts mit den aktuellen Massenwanderungen zu tun, die sich auf die Bereiche konzentrieren die "IN" sind. Nichts.
Was ich meine ist: Menschen, die gerne im Freien unterwegs sind, die müssen dafür nicht erst erzählt bekommen, dass das gerade der letzte Schrei ist. Die machen das auch so. Die setzen sich auch nicht x Stunden ins Auto, wenn es nicht sein muss, sondern starten vor der Haustür.
Aber diese Massen, die gerade konzentriert an den "Hotspots" einfallen - da willst du mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass die schon immer gerne in der Natur unterwegs waren und plötzlich ganz zufällig beschlossen haben, einzelne Orte regelrecht zu überrennen. Die Menschen sind doch nicht alle gestern auf die Welt gekommen und haben egal in welchem Alter vollkommen unabhängig voneinander entdeckt, dass sie frische Luft brauchen und es sie instinktiv dahin zieht.
Das ist ein Trend. Das ist gerade die Mode.
Und die Leute, die wirklich gerne in der Natur sind, die suchen sich was anderes. Weil sie an den Stellen nicht mehr zur Entspannung kommen, wenn es im Wald, am Strand, am Berg zugeht wie bei Ikea an einem regnerischen Samstag.