Beiträge von King-Kong

    Nein, gar nicht! So war das nicht gemeint. Ich bin auch eine Freundin deutlicher Worte. Mir geht es überhaupt nicht darum, jemandem Honig ums Maul zu schmieren! Man muss nichts schönreden, was falsch läuft!


    Mit sachlicher Information, mit Fakten und belastbaren Studien, mit immer und immer wieder darauf hinweisen, was man sieht und hört beim Hund, erreicht man mMn aber wesentlich mehr als mit persönlichen Beschimpfungen und beleidigungen.


    Ja das Thema ist sehr emotionsgeladen und es brennt der Hut. Aber wenn jeder ein wenig Emotion aus der Diskussion rausnimmt und nicht auf den anderen verbal hinfährt wie eine Kampfgelse, ist man viel eher bereit, dem Diskussionsgegner zuzuhören. Dann nähert man sich an und das ist dann der erste Schritt, seine Meinung und Überzeugung zu reflektieren und zu ändern.

    Ich muss ja ehrlich gestehen, mir selbst war bis zum Forum hier auch nicht bewusst, wie groß die körperlichen Schädigungen sind bei Qualzuchtrassen. Auch ich dachte: jo, muss halt so.


    Gefallen haben sie mir ohnehin noch nie (also rein optisch), charakterlich und von der Art her mag ich die wenigen, die ich persönlich kenne aber unheimlich gerne!


    Zum Beispiel:

    Eine Bekannte hat einen 1,5 jährigen Bullmastiff. Ab + 16° C ist Schluss bei ihm, da darf er nur mehr Mini-Löserunden und das wars. Er hat Nasenwülste, Hängelieder, relativ schmale Nasenlöcher und ist so ein unglaublich sanfter, gutmütig tollpatschiger Kerl. Gut erzogen, sehr sozial und unsere Nomi ist ganz verliebt in ihn.


    Im Verein stehen wir mit einer sehr freundlichen, quirligen 2,5 jährigen Continental Bulldog am Platz. Die hat überraschenderweise riesige Nasenlöcher, eine relativ lange Nase, hechelt selten, röchelt nicht und ist fit wie ein Turnschuh. Trotzdem sagen die Besitzer, sie würden keine mehr nehmen. Tierarztcheck: vergrößertes Gaumensegel, auch wenn man jetzt noch nichts davon merkt. Beim Rücken war auch was, hab ich vergessen, das sich erst beim älter werden zeigen wird.


    Die körperlichen Defizite wären mir vor ein paar Jahren nie aufgefallen, weil auch nicht so deutlich ausgeprägt. Ich wäre überhaupt nicht sensibilisiert gewesen auf die Geräusche, die diese Hunde machen. Mir wäre nicht aufgefallen, dass bei den Nasenlöchern was nicht passt, dass die hochgezogenen Mundwinkel ein Problem mit der Atmung offenlegen. Ich hätte nur gesehen, dass das tolle, liebe, "süße" Hunde sind!


    Es braucht Zeit und oftmalige Konfrontation mit demThema, um einen Blick und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass da was ganz grob im Argen liegt. Wenn der Blick der Gesellschaft geschärft wird, ändert sich auch das Feedback auf diese Rassen. Weg von " wie süß" hin zu "arme Kreatur".


    Es bringt doch nichts, die Besitzer dieser Hunde systematisch fertig zu machen. Das bewirkt nur Trotz und völliges Blockieren. Wenn sie immer und immer wieder darauf mit der Nase auf die Missstände hingewiesen werden, sei es durch Kampagnen, Zeitungsartikel, Plakate, Broschüren oder wie hier im Forum, wird schön langsam eine Richtungsänderung im Blickwinkel feststellen lassen.

    So, ich kann ganz brandaktuell mit einer Geschichte aufwarten, die mich grade ziemlich aufwühlt. Die Nachbarn rufen mich ganz aufgeregt zu sich hinüber. Polizei ist da, ich soll aussagen.


    Was ist passiert? Eine Familie aus unserer Siedlung, keine Hundeerfahrung, 3 Kinder zwischen 3 und 7 glaub ich, hat sich voriges Jahr um diese Zeit einen Schäferwelpen geholt. Er ist also genau so alt wie unsere Hündin, 13, 14 Monate. Es musste LZ sein, der Mann wollte unbedingt IPO machen. Es war ein wirklich süsser Kerl. Eigentlich sogar recht entspannt und schaumgebremst.


    Während der Mann in der Arbeit war, hatte die Mutter die Kinder und den Hund zu versorgen. Beim Schulbus verbellte der Welpe mit 12 Wochen das erste mal die wartenden Kinder, während das Frauchen den Schnuller ihres Jüngsten suchte. Eine Woche später hing er ihnen am Ärmel und es gab die ersten Beschwerden einiger Eltern. Wieder eine Woche später musste der Hund zu Hause bleiben, während die Kinder zum Kindergarten und zum Schulbus gebracht wurden. Ein paar Tage später war er wieder mit dabei und kläffte in der Leine hängend das halbe Dorf zusammen. Zu Hause hatte er die halbe Bude zerlegt. Nach dem Wochenende war er wieder im Haus, die Familie hatte eine Box besorgt, in der er warten musste.


    Ich sah den Kerl dann länger nicht mehr. Die Mutter erzählte mir, ihr Mann habe die Erziehung übernommen. Spazieren ging er nur vor 5:00 früh und nach 11:00 abends. Ansonsten musste er sich im Garten lösen weil SIE nicht mehr mit ihm raus konnte.


    Vor einigen Monaten schlug die gesamte Familie dann bei uns im Verein auf und wollte beim Training für die BH mitmachen. Der Hund sei super erzogen und alle Kommandos würden funktionieren.


    Schon beim Betreten des Platzes war klar, das wird nix. Null Leinenführigkeit, hochgradig nervös, der Hund kannte nix und konnte nix und wollte jeden einzelnen Hund schreddern, der sich am Platz befand.


    Also back to the roots, der Hund musste ins Grundlagen-Training. Für die Welpengruppe war er schon viel zu groß, in der Junghundegruppe flippte er völlig aus, also Einzeltraining. Keine Kommandos oder so, nur mal die absoluten Basics (niemanden anspringen, den HH ansehen, für 10 Sekunden ruhig bleiben usw.)


    10er Block, 2 mal da gewesen dann war das Kind krank. 1 Woche Training, in der kommenden Woche regnete es, da konnte man nicht, usw. Insgesamt hatten sie ganze vier Stunden am Platz in drei Monaten, öfter ging sich nicht aus. Dann warf sie die Trainerin raus und zahlte das Geld zurück weil sie 9 mal umsonst gewartet hatte.


    Gestern in der Nacht um 2:30 stand besagter Hund also bei unseren Nachbarn im Garten und bellt die ganze Siedlung wach. Was wir alle nicht wussten, er musste seit Monaten im Garten schlafen weil sich die Kinder in der Nacht vor ihm gefürchtet hatten und es wohl auch schon zu unguten Situationen gekommen ist. Von dort sprang er über den eigenen Zaun, rannte über die Straße, sprang über den Zaun der Nachbarn und stellte einen Lieferanten, der beim Nachbarn, (selbstständiger Handwerker mit Firmengebäude am Privatgrundstück), Sachen ablieferte. Passiert ist zum Glück nichts, der Lieferant war ziemlich taff und hat den Hund im Lagerraum eingesperrt und die Polizei gerufen.


    Diese brauchte jetzt von mir die Kontaktdaten der Trainerin, die einen internen Wesenstest mit dem Hund gemacht hatte, um mal den Stand der Dinge einschätzen zu können. Helfen wird das der Familie aber auch nicht, weil nicht offiziell, auch wenn der Test ergeben haben sollte (was ich nicht weiss), dass der Hund keine potentielle Gefährdung ist.


    Großes Gejammer, wütendes Geschrei, Streit mit den Nachbarn, heulende Kinder und die Polizei am Hals. So hatte sich die Familie ihren tollen Schutzhund wahrscheinlich nicht vorgestellt.

    Ich könnte mir vorstellen, dass die Dame ne Gelbbacke im Kopf hatte. Das sind ja "Altdeutsche". Halt Hütehunde, aber wer weiß schon, dass es ein Unterschied ist, ob man Altdeutscher Schäferhund oder Altdeutscher Hütehund sagt. Und die sehen ja gar nicht unähnlich aus.

    Könnte natürlich auch sein! Ich weiss nur nicht, wie sehr Gelbbacken in Österreich verbreitet sind. Ich hab mich schon gewundert, dass sie den Altdeutschen Schäferhund kannte. Sie erzählte mir, ihr Vater (oder Großvater?) hätte einen gehabt als sie ein Kind war und das war auch so ein braves Hunderl wie meines :relieved_face: Womöglich war es eine Brandlbracke oder ein Pinscher :rolling_on_the_floor_laughing:

    Ein Eurasierwelpe kostet in Ö € 2.000,-. Im Preis sind € 400,- Kaution inkludiert, die man nach den erforderlichen Untersuchungen (alle Hunde, nicht nur die, die in die Zucht gehen) zurück erhält. Der Preis wird für alle Züchter gleich vom Verein festgelegt.


    Ich glaub pro Welpe gehen € 100,- an den Verein für die Vermittlungstätigkeit und die Auswertung in der Gesundheitsdatenbank um den passenden Deckrüden zu suchen. € 90,- pro Welpe ist Deckgebühr und gehen an die Rüdenbesitzer.


    Wurfkiste, Wackelbrett usw. wird unter den Vereinsmitgliedern auch mal an Neuzüchter hergeborgt.


    Alles, was dem Züchter übrig bleibt vergönne ich ihm von ganzem Herzen! Das hält doch auch die Motivation hoch, weiter zu züchten. Was er sich mit dem Geld kauft, geht mich ganz schlicht und einfach nix an.


    Reich wird hier bei 1 - 2, ganz selten mal drei zuchttauglichen Hündinnen pro Züchter, mit zwei (max. 4 Würfen mit Genehmigung) und höchstens 1 Wurf im Jahr ohnehin niemand.


    Eher ist es bei uns so, dass generell ein Züchtermangel herrscht und zu wenige Welpen fallen (Verhältnis Welpen zur Vergabe: Warteliste Welpenkäufer ist 1:10)