Morgen!
Obwohl schon viel hilfreiches geschrieben wurde, will ich mich hier auch noch kurz äussern. Du erinnerst dich ein bisschen an mich und ich wollte dir mal erzählen, wie es für mich war als der erste Welpe hier ins Haus gezogen ist.
Theoretisch "beschäftigte" ich mich mit Hundehaltung schon zwei, drei Jahre bevor hier ein Hund einzog. Vorbildlich wollte ich doch auf alles perfekt vorbereitet sein und den Welpen nicht versauen. Man möchte ja alles richtig machen, damit man später einen souveränen Hund hat der den Alltag gut mitmacht und der treue Begleiter / Kuschelhund ist, was auch immer.
Als der Welpe da war, brachte mir (fast) all das theoretische Wissen, das ich so ehrgeizig in mich eingesogen habe, nichts. Die Realität war, dass der Welpe mein Leben auf den Kopf stellte. Ich war sogar dermassen verzweifelt, weil ich dachte ich hätte keine Bindung zu dem Welpen, weil er sich eine Zeit lang mehr über meinen Mann freute als mich (dazu gibts hier sogar einen Thread wie ich rumheule, lol.
) Jedenfalls: Alles, was du weisst - oder fast alles - wirst du vergessen, wenn der Welpe da ist. Spätestens dann, wenn er seine 5 Minuten hat, rumrennt wie irre, alles anknabbert, wirst du alles in deinem Kopf vergessen und vielleicht wird dich das noch mehr überfordern, weil du nicht weisst, wie du dieses energiegeladene Bündel, das sich in Hände und Füsse verbeisst, wieder runterholen sollst.
Warum? Weil er eine eigene Persönlichkeit hat und Dinge machen wird, die du nicht gelesen hast und auf die du nicht theoretisch vorbereitet bist.
Ich will dir meine Fehler zeigen, die ich beim nächsten Welpen anders machen werde:
- Gerade im Bezug auf Hunden, habe ich das an der Leine gehen und an Hunden vorbeilaufen, zu wenig geübt. Heute habe ich einen kreischenden Hund an der Leine, der das nie gelernt hat, dass man auch ganz friedlich an einem Hund vorbeilaufen kann. (Kann auch die Pubertät sein, aber eben.)
- Ich habe mit ihm viel zu wenig geübt was er machen soll, wenn es an der Tür klingelt und wir Besuch kriegen. Das er z.B auf sein Plätzchen gehen soll und warten soll bis der Besuch mal abgehockt ist, um ihnen hallo zu sagen.
- Ich habe mir Szenen "ausgemalt", ähnlich wie du. Mit dem Welpen im Bett schlafen, mit ihm kuscheln usw. Und ich war völlig enttäuscht im ersten Moment als ich merkte, dass mein Welpe überhaupt nicht der Kuschler war und lieber in seinem Körbchen lag. Ins Bett nehmen wollte ich ihn dann doch nicht, sonst wäre er mitten in der Nacht aus dem Bett gekrabbelt, hätte mich verkratzt, gezwickt - was auch immer.
- Ich habe zu viele Sachen gekauft.
1.) Ich habe zwar einen kleinen Garten, will aber keinesfalls das er dort reinmacht... Wie habt ihr das am Anfang gemacht?
Ich hab ihn reinmachen lassen, weil ich wusste, dass ich das nicht lange so konsequent durchziehen werde. Der Garten ist wohlauf, es gibt einfach nur vereinzelt braune Stellen. Die kann man aber auch kaschieren, sein lassen oder regelmässig Düngen. (Achtung: Welpen und z.T auch Junghunde fressen alles.)
2.) Wann und wie habt ihr die Welpen das erste mal mit anderen Hunden spielen lassen?
Wenn du in der Umgebung eine Hündin hast die gut sozialisiert wurde, würd ich sie mit dem Hund mal zusammenführen. Ich hab ihn hier das erste Mal mit dem Nachbarswelpen spielen lassen. Wir haben auch die ersten paar Male die Welpenschule besucht, weil wir sonst niemanden hatten um den Welpen zusammen zu führen. Aber achte hier gut darauf, dass es keine Mobbinggruppe ist...
3.) Nun zu den Bindungsspaziergängen, das Prinzip ist mir absolut klar, allerdings sollen die ja eher in Gegenden stattfinden wo er noch nie war. Ist das so wichtig oder kann das auch in der Nähe sein?
Kann in der Nähe sein. Der Welpe kennt deine Umgebung eh nicht. Ich habe nie Bindungsspaziergänge gemacht. Ich hab ihn auf den Arm genommen, rausgetragen, in einer sicheren Umgebung abgesetzt und mal geschaut was er so macht. In der Regel: Schnüffeln, rumkugeln, bisschen rennen, watscheln, sich hinhocken, gucken, rumwuseln und mir folgen. Er hatte einen starken Folgetrieb, hab mir aber sagen lassen, dass das nicht jeder Welpe hat.
Wie habt ihr das Autofahren trainiert?
Ins Auto gepackt und losgefahren. Habe ich nie trainiert. Er kannte es schon vom Züchter und bei der Heimfahrt konnte ich ihn ja nur mit dem Auto nach Hause mitnehmen. Ich würde ihn vor der Autofahrt fürs erste nicht füttern, weil manchen Hunden schlecht werden kann. Aber sonst habe ich das nie grossartig geübt.
Mein Tipp an dich:
Mach dich nicht wahnsinnig und fahr das übermässige Lesen über Hundehaltung runter. Es setzt z.T falsche Erwartungen an dich und den Welpen. Mach dir nicht Druck, so viel wie möglich richtig machen zu wollen. Stell keine Erwartungen an den Welpen, nimm ihn einfach so an wie er ist, wenn er zu dir kommt. Etablier seinen Schlafplatz, Wasser- und Futternapf und dann lass den Zwerg viel schlafen. Kommandos und Tricks können warten und lass dich nicht aus der Fassung bringen wenn du siehst, dass der Welpe eiskalt mal Ausscheidungen probiert.
Alles gute!