Guten Abend :)
Wolfshunde find ich sehr cool und faszinierend. Allerdings würde ich den von der Liste als Therapiehund streichen. Dafür wurde der nicht gezüchtet. Mal abgesehen davon, dass sich ganz viele Leute einen Wolfshund anschaffen der dann ausbüchst oder im Tierschutz landet, weil Überforderung.
Zum Therapiehund kann ich leider nicht viel sagen, aber was anderes hat mich ein klein wenig getriggert.
Leider lese ich bei dir auch so ein bisschen Wunschdenken oder Romantik als ErstHH und ich möchte dir versuchen zu erklären, wie man sich da selbst ganz wunderbar enttäuschen kann. Bei mir ist es nicht so schlimm, aber ich hatte andere Erwartungen an meinen Hund als die, die er mitgebracht hat.
Ich habe zB erwartet, dass er ein Kuschler wird. Er hat schon als Welpe ganz klar gemacht, dass er das nicht mag. Ergo ich werd wohl mit dem Hund "kuscheln" können wenn er ein grumpy Opi ist und wer weiss, vielleicht nicht mal dann. Die andere Seite war dann die Gesundheit. Obwohl ich meine Hund vom VDH Züchter habe, kostet er mich gesundheitlich so unglaublich viel Geld. Das merkt man irgendwann extrem auf dem Konto. Und er ist erst 11 Monate alt.
Wie du siehst, kann das schon früh beginnen und du siehst auch relativ früh wohin eure Reise in etwa gehen wird. Egal was du dir vorgestellt hast, meistens kommt es anders als gedacht. Und was dann?
Hundehaltung bedeutet nicht nur sich einen Welpen für ein konkretes Ziel im späteren Verlauf zu holen und davon zu träumen wie man mit dem Hund gemeinsam den Sonnenuntergang anschaut, mit ihm durch dick und dünn geht usw. Hunde sind grad in den ersten Jahren manchmal richtige Biester. Als Welpe hacken sie überall ihre Zähne ein, beissen deine Hände wund, du verzweifelst an Beisshemmung, fragst dich werden die jemals stubenrein und ihren wilden 5 Minuten bescheren dir Nervenzusammenbrüche. Sie kommen nicht fix und fertig mit Veranlagungen zum Therapiehund oder anderen Hundejobs zu dir. Machen sie eine miese Erfahrung in ihrem Leben oder haben miese Nerven oder irgendwas, machts die Ausbildung viel schwerer.
Ist die Welpenphase überstanden, fängt die Pubertät an. Er rennt auf einmal weg, hört nicht mehr auf Rückruf, jagt anderes Zeug, pöbelt evtl an der Leine, fängt an an Leuten hoch zu springen und sie mit seinen 40kg umzunieten. Das muss man alles irgendwie in den Griff bekommen, also ihn erziehen. Hier kann Geld in Einzelstunden fliessen. Man muss immer wieder trainieren. Viel trainieren. Viel üben. Viele Nerven haben.
Die Ausbildung und Beschäftigung des Hundes nimmt nochmals eine gute Portion Zeit weg. Man macht es gerne, aber es ist dann auf einmal nicht mehr möglich spontan weg zu gehen oder in die Ferien zu reisen. Zuerst die Arbeit, dann die Ausbildung des Hundes, dann noch der Hund selbst. Dann sind sie da ein bisschen wie Menschen: Das eine machen sie mega gerne, das andere eher nicht und am dritten haben sie gar keinen Spass.
Ich würde mir, wäre ich du, einen Hund holen. Einfach mal einen Hund. Ohne Erwartungen und ohne konkrete Zukunftspläne für diesen Hund. Man muss einfach die erste Erfahrung in der Hundehaltung machen finde ich. Ganz unabhängig von dem, was der Hund später werden soll oder mitmachen soll. Ich würde mal sagen bei einem ErstHH geht noch etwas mehr Geld weg, weil keine Erfahrungen. Beim nächsten Welpen weiss ich zB ganz sicher, was ich anders machen werde. Und wenn dein Hund im Verlauf gute Qualitäten zeigt, alles stimmt, dann könntest du ihn zum Therapiehund ausbilden. Aber es ist viel schöner, wenn man ohne Erwartungen diesbezüglich in die Hundehaltung einsteigt. Weil man sich dann nämlich nicht selbst enttäuschen kann und, falls es halt nicht klappt, der Hund einfach weiterhin Hund sein darf.
Das möchte ich dir als Ersthundehalter mit auf den Weg geben.