Ich habe mich über das Thema erst gestern mit unserer Trainerin in der Retrieverlandesgruppe bei uns unterhalten. Eigentlich ging es um die Jagdproblematik bei Charlie und inwiefern eine jagdliche Ausbildung sich in diese Richtung auswirken würde. Charlie ist ja eine Showlinie (gibt ja bei den braunen bisher keine AL), aber aus einer jagdlichen Leistungszucht. Beim Dummytraining war auch eine 1,5 jährige helle AL-Hündin dabei, die war seelenruhig und total fokussiert auf ihr Frauchen und die Dummys. Da hat Charlie daneben Theater machen können, es war ihr vollkommen egal. Während ihren Durchgängen war sie selbst in vollem Lauf noch rückrufbar und hat praktisch nur noch auf weitere Anweisungen gewartet. Charlie hingegen war eher so semi-interessiert am Dummy, hat es dann aber grundsätzlich ausgeführt - allerdings hat der das dann durchgezogen und man musste bei Fehlern blitzschnell reagieren, sonst hatte man keine Chance mehr. Da war aber kein totaler Eifer oder dergleichen zu sehen - BIS das Felldummy herausgeholt wurde. Da ist auch er im Arbeitsmodus gewesen.
Auch die Hündin hat ein Jagdproblem, da meinte die Trainerin aber, das man viel über Grundgehorsam und dergleichen regeln kann und da auch aufgrund des WTP leichter einen Fuß reinbekommt. Die Hündin war bei einer etwas schärferen Ansage auch schon ultra beeindruckt und fast schon eingeschüchtert, Charlie hätte da nichtmal mit der Wimper gezuckt
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Bei uns meinte sie, dass es deutlich deutlich schwieriger wird. Ihrer Erfahrung nach sind die Braunen Labbis (sofern sie keine Labratonnen sind denen jegliche Instinkte abgezüchtet wurden) viel selbstständiger, selbstbewusster und haben weniger WTP. Sie sind eben die Jagdhunde, müssen sich alleine durch den Wald kämpfen um das Wild zu finden ohne ständig vom HF Anweisungen zu bekommen und Rücksprache zu halten, ob sie eh noch das richtige machen. Sie meinte, zusammengefasst, bei der Jagd werden immer die braunen (SL) Labbis brillieren, während beim Working Test und dergleichen die hellen und schwarzen AL Labbis alle übertreffen. Das ist auch der Grund, warum dir die SL meistens nicht 30x den Dummy hintereinander bringt, die ziehen nicht ihre Motivation aus deiner Freude, sondern müssen nen Sinn dahinter sehen. Der AL könnte man den Dummy immer und immer wieder werfen, die werden es jedes Mal hoch motiviert bringen. Gerade bei den braunen Labbis die jagdlich eingesetzt werden funktioniert das aber nur bei echtem Wild, nur müssen sie ja die Dummyarbeit trotzdem zuerst beherrschen bevor man sie auf die Jagd mitnehmen kann. Da steht uns also noch ein schwieriger Weg bevor 
Es deckt sich auch mit meinen Erfahrungen, die AL ist finde ich viel sensibler, was bei falschem Umgang wohl schnell ins Nervöse/Hyperaktive abrutschen kann. Die SL ist da zwar gelassener, hinterfragt aber deutlich mehr und dieser unbändige Wille, mit dem HF zusammenzuarbeiten, ist nicht so stark ausgeprägt.
Das schert jetzt natürlich alle über einen Kamm und trifft sicher nicht auf jeden zu, aber ich fand die Einschätzung ziemlich treffend (hätte ich doch eine AL nehmen sollen
). Ich weiß für mich jetzt, wenn hier Mal ein zweiter Labbi einzieht, wird es definitiv eine AL. Ich tu mir deutlich leichter zu regulieren und Ruhe reinzubringen, als dem Hund immer wieder zu zeigen, wie lohnenswert es ist mit mir zusammen zu arbeiten und wie viel Spaß das nicht macht. Ich finde dieses Hinterfragen und die Selbstständigkeit des Hundes vor allem momentan echt anstrengend, aber vielleicht ist das ja wirklich nur eine Phase
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