Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten, Erfahrungswerte und Tipps!
Ich antworte Mal gesammelt auf die Beiträge, die speziell mich/uns betroffen haben. Ich denke ich habe das ein bisschen falsch formuliert, natürlich liegt der Fehler bei mir, dass Charlie so extrem zwischen Freilauf und Schleppleine unterscheidet - ich konnte es ihm einfach noch nicht begreiflich machen bzw. Habe ich auch nicht adäquat auf seine "Fehler" reagiert (also wahlweise ein früheres Reagieren bevor er die Fehler macht oder eine wirkungsvolle Korrektur bei verhalten, was er schon kann).
Interessanterweise hat sich in den letzten Tagen herausgestellt, das gar nicht der Rückruf per se das wirklich Problem ist, sondern die Erregungslage bei Wildsicherungen/-spuren. Der Rückruf funktioniert zumindest momentan zu 95%, auch wenn er z.B. am Feld Spuren verfolgt. Einzig wenn er ungesichert wäre und ein Hase vor ihm davon hoppelt würde er ziemlich sicher nicht reagieren. Ich war seit dem Wochenende täglich in den Feldern in dem Nachbarbezirk spazieren, weil ich dort was das Jagdverhalten auf Wiesen/Feldern betrifft idealste Trainingsbedingungen habe (Wald ist nochmal ganz was anderes). Dort ist es nämlich so, dass auf einigen Feldern mehrere Dutzend Hasen und einige Herden von 30-40 Rehen sind - beides sieht man aber schon lange im voraus (und vor dem Hund) und kann deshalb gleich in den "Trainingsmodus" schalten. Bei uns sahen die Spaziergänge jetzt so aus, das wir die ersten 1-2km an der Flexileine gestartet sind, weil ich dadurch viel leichter das auf-den-wegen-bleiben trainieren/auffrischen konnte. In dieser Zeit treffen wir auch eigentlich nie auf Wild. Nach dieser Zeit hat er es meistens verinnerlicht, sodass ich ihn phasenweise in den Freilauf entlassen kann und auch einzelne wiesen/Felder freigebe, wenn ich sehe, dass dort kein Wild ist. Da schleppt auch die ganze Zeit die Schleppleine hinter. Und dann ab km 3/4 treffen wir dann auf Wild (da ist auch bei Charlie schon die erste Energie draußen und er ist gelassener/fokussierter).
Heute war es folgendermaßen: er war an der schleppenden Schleppleine auf dem Weg, als in ca. 50m entfernung aus dem hoch bewachsenen Feld 6 Rehe aufgesprungen sind und vor uns den Weg überquert und durch den angrenzenden Windschutz aufs Nachbarfeld gelaufen sind. Charlie hat zum ersten Mal in so geringer Entfernung Rehe gesehen (also in freier Wildbahn) und war enorm beeindruckt und ist erstmal verharrt (ein Verhalten was wir definitiv ausbauen werden), was mir Zeit gegeben hat die Leine aufzunehmen. Nach einigen Sekunden Überlegungszeit wollte er dann doch hinterher, ich habe ihn mittels Leine abgehalten und jedes schauen an lockerer Leine gemarkert und als er sich zu mir gewandt hat haben wir Party gefeiert. An der Stelle wo die Rehe den Weg gequert haben ist er aber extrem angeknipst gewesen und musste erstmal alles absuchen, wie reagiert man da richtig eurer Meinung nach?
Auf laufende Rehe sind wir im Laufe des Spaziergangs noch einige Male getroffen, da ist er jedes Mal gestanden und hat geguckt bei lockerer Leine, das habe ich fleißig gemarkert und gelobt.
Ganz anders sieht es allerdings bei Hasen aus (ich glaube er hat ein bisschen Angst vor den Rehen, seitdem er den Kastrationschip hat, ist er ein kleiner Schisser geworden
). Die sieht er zwar oft nicht, aber wenn er sie sieht, hängt er in ca. 50% der Fälle in der Leine. Wenn ich früh genug reagiere und sofort jedes ruhige Verhalten lobe, bleibt er meistens Recht entspannt. Aber wenn ich zu langsam bin und wir uns schon dem Ende des Spaziergangs nähern und er dementsprechend erschöpft ist, kommt teilweise Frust auf und heute ist er einmal wirklich kreischend (ich war ehrlich erschrocken über das Geräusch, er bellt nämlich auch NIE) in der Leine gehangen. Ich bin über loben/beruhigen nicht an ihn Ran gekommen, es gab dann einen sehr deutlichen (verbalen!!) Abbruch, auf den er auch reagiert hat und daraufhin hab ich ihn aus der Situation gebracht und wir haben aus einiger Entfernung noch die Hasen beobachtet und ruhiges schauen gelobt. Würdet ihr da etwas anders machen?
Wir haben morgen unser erstes Antijagd-Training mit der neuen Trainerin, ich bin schon mega gespannt und möchte mir eben auch den richtigen Umgang mit der Schleppleine zeigen lassen. Der heutige Tag hat mir aber wieder gezeigt, dass sehr viel bei Charlie über eine frühzeitige positive Berstärkung funktioniert - allerdings muss ich extrem aufpassen keine blöden Verhaltensketten entstehen zu lassen. Unsere größere Baustelle ist ja das Verhalten im Wald, da zischt er ohne Leine immer ins Unterholz ab - auf Wild treffen tun wir eigentlich nie im Wald 