Ängstlicher Hund- stimmt unsere Bindung nicht?

  • Hallo,
    heute hatten mein Schnuffl und ich ein so einschneidendes Erlebnis dass ich echt nicht mehr weiterweiss.
    Mein Hund ist jetzt 16 Monate alt und eigentlich ein ganz Braver, das einzige Problem ist dass er so überängstlich ist und ich nicht weiss warum.
    Es ist öfter schon der Fall gewesen, dass er zu knurren anfängt wenn Fremde ihm zu nahe kommen, auch wenn die Begegnung in unserer Wohnung stattfindet und ich dabei bin. Einerseits finde ich es ja okay dass er sich nicht sofort von jedem anfassen lässt, aber es nervt auch weil die Leute ja dann glauben er ist aggressiv oder so, dabei ist er nur schüchtern.

    Nun gut, aber heute kam es zu einem Vorfall der mich echt geplättet hat. Ich war mit ihm laufen auf so einem einsamen Wald- und Wiesenweg wo ich ihn immer von der Leine lasse.
    Nach ca. einer halben Stunde kamen uns zwei Nonnen in Uniform entgegen. Die schwarzen Gewänder inkl. Schleier sind noch etwas vom Wind aufgebauscht worden und mein Wuff hat die beiden wohl nicht als Menschen einordnen können.
    Er ist stocksteif stehengeblieben und hat ganz überrascht geschaut. Ich hab mich zu ihm umgedreht und ihm gesagt dass alles okay ist und er kommen soll, dann bin ich weitergelaufen.
    Plötzlich hat er zwei mal kurz gebellt und dann ist er in die entgegengesetzte Richtung abgedüst wie eine Rakete (also den Weg zurück wo wir gekommen sind).
    Da hat kein Rufen meinerseits geholfen, er war weg. Das ist mir überhaupt noch NIE passiert. Und er ist auch nicht stehengeblieben wie die Nonnen ausser sicht waren, er ist die ganze Strecke zum Auto zurückgelaufen wo er dann ca. zwanzig Minuten auf mich gewartet hat. Ich bin echt noch immer fassungslos dass er mich einfach so stehen gelassen hat. Ich hab mir solche Sorgen um ihn gemacht.

    Was ich jetzt auch gar nicht verstehe, wieso ist er so ägstlich und warum haut er so panisch ab?!
    Ich dachte eigentlich wir hätten eine super Bindung aber wenn dem so wäre, würde er doch darauf vertrauen dass ich auf ihn aufpasse und nicht abhauen?

    Bin echt ziemlich verwirrt und etwas resigniert...
    Was sagt ihr dazu?

    lg

  • Hallo,

    grob zusammen gefasst musst du mit deinem Hund nun die Begegnungen mit fremden Menchen "schmackhaft" machen.
    Wichtig ist, dass du ihn schnellstmöglich umkonditionierst, sonst verfestigt sich sein Verhalten oder es wird schlimmer.
    Ab heute solltest du ihn im freien Feld mittels Schleppleine sichern, damit er auf keinen Fall ausbrechen kann. Also nicht nach vorne (Menschen anbellen) und nicht nach hinten (abhauen)!
    Suche dir Wege, wo dir vereinzelt Menschen entgegenkommen. Denn meist reagieren Hunde auf einsamen Wegen mehr auf Menschen als z.B. in der Stadt, wo sie vor lauter Bämen (Menschen) den Wald nicht sehen...
    Der HUnd ist grundsätzlich durch die Leine gesichert.
    Wenn dir Menschen entgegen kommen, musst DU sie ab heute zuerst sichten!!!
    Gehe gezielt mit dem HUnd Richtung Fremden, im großen Abstand beginnst du vorher einen Bogen um den Mneschen zu laufen und ziehst vorher die Aufmerksamkeit deines HUndes mittels Leckerlie auf DICH! Blickkontakt halten, belohnen und loben.
    Das Training musst du immer weiter ausdehnen... Erst mit großem Abstand. Später Abstände und Bogen verkleinern.
    Zunächst fütterst du schon den Menschen "schön", wenn DU ihn gesichtet hast und solange bis der Mensch an euch vorbei ist.
    Bei Erfolg setzt die Belohnung dann etwas später ein. Das heißt, wenn der Hund den Menschen sieht ... dann wesentlich später erhält er die Belohnung, wenn der Mensch an euch vorbei läuft bzw. immer näher kommt.
    Solltest du den richtigen Augenblick verpassen und dein Hund wieder verbellen, ignoriere es und versuche, schnellstmöglich weiterzugehen.
    Jedes sprachliche "nein" oder "aus" oder nur der Blickkontakt deinerseits kann deinen Hund in seinem Verhalten bestätigen.
    Zuhause gestaltet sich das Ganze schon etwas schwieriger. Besucher sollten deinen Hund erst mal komplett ignorieren. ER soll lernen, dass von Besuchern keine Gefahr ausgeht. Sie sollen ihn nicht ansprechen und schon gar nicht anstarren.
    Weise ihm einen Platz zu, auf dem er bleiben muss, wenn Beusch kommt.
    Es sollte ein Platz sein, auf dem er sich sicher fühlt. Notfalls dort anleinen.
    IMMER loben und belohnen, wenn er ruhig bleibt!!!
    Wesentlich später, wenn sich die Situation bessert, können deine Freunde, ihm mal ein Leckerlie geben, aber ihn dabei nicht ansehen.
    Das muss erst mal laaaaaaaaaangsam aufgebaut werden. Der Hund sollte dann freiwillig zu den Besuchern gehen - nicht die Besucher auf den Hund zugehen lassen. Das wirkt möglicherweise bedrohend auf ihn!
    Das Ganze funkioniert sicher ganz gut mit Clicker (wenn du clickerst). Vielleicht wäre es ein Grund für dich, damit anzufangen.

    Ich hoffe, dass ich nichts Wichtiges vergessen habe.

    Gruß
    Leo

  • Viel Spaß beim Üben.

    Ich hatte vor vielen Jahren das gleiche Problem mit unserem Hund.
    Mit der von mir beschriebenen Vorgehensweise haben wir das Problem sehr gut bewältigt. Mittlerweile ist er 7 Jahre alt und fremde Menschen absolut kein Problem mehr.
    Ich hatte schon gar keine Lust mehr auf Besuch, weil er so wie deiner war.
    Du wirst es kaum glauben, aber zu Hause ist er Fremden gegenüber wie ausgewechselt, nachdem der positiv konditioniert wurde...
    Monate hat es gedauert, aber der Aufwand hat sich gelohnt. Mittlerweile lässt er sich zu Hause von Besuchern sooo gerne streicheln, dass wir ihn schon wegschicken müssen.
    Bleibe konsequent, arbeite mit ihm daran, dann wird das schon. Kopf hoch!
    Zur Bindung kann ich dir sagen, dass sie sich nach dem intensiven Training sehr gefstigt hat - bei Angst und Unsicherheit kommt er immer zu mir.

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