Austausch: Über Hunde mit Menschenproblemen
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@Juliaundbalou
Ist bei uns genauso.
@buihuu
Hast du dein Abbruchsignal den positiv aufgebaut?Ich habe mit Amy unser Abbruchsignal ja auch positiv aufgebaut, nur leider hat das bei uns echt nichts gebracht vllt haben ich auch was falsch gemacht.
Ich versuchen grade ein neues mit ihr aufzubauen. -
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Hi
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Wie kann ich denn ein Abbruchsignal positiv aufbauen? Ein Abbruchsignal ist ein Abbruchsignal, dass den Hund in seinem Verhalten - das er in der gegenwärtigen Situation für angemessen und richtig erachtet- unterbricht. Somit ist es schon per Definition "negativ" und das soll es ja auch sein, wenn ich damit eine deutliche Grenze setzen möchte. Erziehung heißt in meinen Augen auch, dass der Hund auch mal negative Erfahrungen machen muss. Das versetzt den Hund überhaupt erst in die Lage zwischen richtig und unrichtig unterscheiden zu können.
Positiv verhalte ich mich unmittelbar nach der Korrektur, nämlich genau dann, wenn der Hund das gewünschte Verhalten zeigt. Falls Du das mit positivem Aufbau meinst.
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@buihuu
Ich baue grade mein Abbruchsignal nach der Anleitung auf:
AbbruchsignaleMarkertraining
So meine ich das ;). -
Blocken und in die Leine rennen ist m.E. durchaus eine Negativeinwirkung und per Definition eine Aktion, die einen Verhaltensabbruch bewirkt und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dazu führt, dass der Hund das unerwünschte Verhalten beim nächsten, spätestens übernächsten mal, nicht mehr zeigt. Jeder, der einen Hund schon mal per Volldampf in die Leine hat kacheln sehen, wird wissen was ich meine.
Würde das allein schon einen Verhaltensabbruch bewirken und das Verhalten dauerhaft einstellen, wäre ich die Erste, die ihren Hund zwei-, dreimal blockt oder losrennen und in die Leine laufen lässt, aber so einfach ist das - bei meinem Hund - nicht. Das Verhalten wird nach einigen Sequenzen deutlich seltener gezeigt, allerdings eher, weil verstanden wurde, dass es sowieso keinen Erfolg gibt.
(Darüber hinaus ist mein Hund ziemlich klug und hat schon mehrfach dafür gesorgt, sich im Lauf aus einem Geschirr zu winden, um nicht durch die Leine abgebremst zu werden.)
Ich will das weder schönreden noch verteufeln, aber ich sehe hier meine These gestützt, dass man über positive Verstärkung alleine nicht bei JEDEM Hund - am wenigsten bei den vermeintlichen Beißern - etwas ausrichten kann. Und das ist auch gar nicht schlimm, manchmal braucht es eben einfach überzeugende "Argumente", die beim Hund eine Reflektion über sein Verhalten hervor rufen.
Nein, ich arbeite nicht NUR über positive Verstärkung, das wäre vollkommen utopisch und auch unmöglich, allein schon, weil selbst positiv aufbaute Signale für den Hund eine negative Strafe sein können. Ich arbeite lediglich nicht (mit Ausnahme eines Signals, aber da gings mir eher darum, ob das Ergebnis dann besser ist - ist es nicht) aversivem Aufbau von Signalen und im Training auch nicht mit aversiver Absicherung.
Ich würde dennoch - und darauf stützt sich meine gesamte Kritik - nicht über Meideverhalten/Strafe bei einem Hund arbeiten, der Menschen beißen möchte, sondern ihm positiv aufgebaute Alternativen zeigen. Mag aber auch sein, dass ich vorgeschädigt bin, weil Strafe bei meinem Hund nicht funktioniert, meine überzeugenden Argumente sind also tatsächlich rein positiv.
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Ich baue grade mein Abbruchsignal nach der Anleitung auf:
AbbruchsignaleMarkertrainingDas liest sich ganz interessant, bedarf aber m.E. sehr, sehr vielen Wiederholungen und ob es dann in einer absoluten Reizsituation auch zuverlässig ausgeführt wird, vermag ich mal zu bezweifeln. Zumindest bei den Hunden, denen Futter nicht so wahnsinnig wichtig ist, wird es sicher um einiges schwerer werden, dass auch zuverlässig zu trainieren. Aber es kommt auf einen Versuch an, der ja sicher nicht schadet. Bei uns reicht es in den meisten Situation, dass ich ihren Namen sage, dann schaut sie mich auch an, ich freu mich und es gibt auch mal einen Keks. Unter hoher Ablenkung, bspw. wenn ein anderer wütend in der Leine hängender Hund auf uns zukommt, funktioniert das nicht zuverlässig. Da muss ich dann schon deutlicher werden, wenn ich nicht will, dass sie zurück keift. Ein "LASS ES" oder ein gezischtes "NEIN" ist in diesem Fall deutlich effektiver. Wenn sie es lässt, gibt es auch dann ein Lob bzw. eine Belohnung.
Ich würde dennoch - und darauf stützt sich meine gesamte Kritik - nicht über Meideverhalten/Strafe bei einem Hund arbeiten, der Menschen beißen möchte, sondern ihm positiv aufgebaute Alternativen zeigen.
Damit habe ich leider keine guten Erfahrungen gemacht bzw. schlimmer noch, bin ich der Meinung, dass das unser Problem erst richtig groß gemacht hat. Ich habe dem Hund in jungen Jahren schlechtes Verhalten durchgehen lassen bzw. es ignoriert. Das Ignorieren des unerwünschten Verhaltens hat dazu geführt, dass der Hund dies als richtig abgespeichert hat, weil ihm eine Reflektion auf dieses Verhalten gefehlt hat. Ergo: Das Verhalten wurde massiver und es wurde von mal zu mal schwieriger, ihm in den Schlüsselsituationen positive Alternativen zu vermitteln.
Deshalb finde ich die generelle Kritik an "Strafe" (ich ersetze dieses negativ belegte Wort lieber durch Korrektur) brisant und mitunter auch gefährlich. Gerade für Ersthundebesitzer mit schwierigen Hunden, die noch auf überhaupt keine Erfahrungen in der Hundeerziehung zurückgreifen können.
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Ich habe dem Hund in jungen Jahren schlechtes Verhalten durchgehen lassen bzw. es ignoriert. Das Ignorieren des unerwünschten Verhaltens hat dazu geführt, dass der Hund dies als richtig abgespeichert hat, weil ihm eine Reflektion auf dieses Verhalten gefehlt hat.
Da liegt der Fehler: Man ignoriert das Verhalten nicht, solange der Hund das Alternativverhalten noch nicht zuverlässig zeigt, man vermeidet, dass es überhaupt auftreten kann und nimmt den Hund, wenn es doch auftritt, aus der Situation.
Wenn ich meine Hündin jedes Mal munter weiter Radfahrer, die ihre Individualdistanz unterschreiten (also wirklich in irrem Tempo direkt an ihr vorbeifahren), anbellen und jagen ließe, würde sie dieses Verhalten ebenfalls weiter zeigen, deshalb agiere ich frühzeitig so, dass das nicht passiert, indem ich vorher Alternativverhalten einfordere, notfalls, wenn der Radfahrer gerade erst in Sichtweite ist und sie - wenn nötig - hochnehme (Schäferhundgröße) oder mit ihr rasch weggehe, bevor er uns erreicht. Irgendwann muss ich sie nicht mehr aus der Situation nehmen, weil sie das Verhalten zuverlässig zeigen kann und irgendwann muss ich es auch nicht mehr einfordern, weil sie es von selbst zeigt oder das Problem nicht mehr besteht, da sie mit ihrem Frust umgehen kann.
Wir sind mittlerweile so weit, dass ich selten Alternativverhalten einfordern muss, weil sie sich häufig selbst gute Alternativen sucht.Management ist für den Trainingserfolg essentiell und ich kenne sehr viele Ersthundehalter, die das erfolgreich hinbekommen haben.
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Da liegt der Fehler: Man ignoriert das Verhalten nicht, solange der Hund das Alternativverhalten noch nicht zuverlässig zeigt, man vermeidet, dass es überhaupt auftreten kann und nimmt den Hund, wenn es doch auftritt, aus der Situation.
Verstehe was Du meinst und wenn ich mir etwas in der zurückliegenden schwierigen Zeit hätte wünschen dürfen, wäre es genau das: planbare Situationen, die sich gut managen lassen. Leider ist dies ein Idealbild und mitunter sehr theoretisch, d.h. es kann in der Praxis nicht immer gewährleistet werden. Man kann es so umsetzen in Situationen, die in gewisser Weise vorhersehbar sind und in denen man überhaupt erst eine Möglichkeit hat zu managen. Wie ein Deinem Beispiel mit dem Radfahrer. Den sehe ich schon von weitem und habe genug Zeit, um alternatives Verhalten abzufragen, den Hund anzuleinen oder auszuweichen. Whatever.
In vielen Alltagssituationen hat man diese Möglichkeit aber leider nicht, weil diese völlig überraschend aus dem Off kommen. Mit Management ist es dann Essig und ich kann auch nicht immer aus jeder Situation heraus. Und das sind (waren) dann bei uns leider genau die Momente, in denen sich - und ich bleibe dabei: aufgrund der ausbleibenden Korrektur meinerseits - Verhalten gefestigt hat. Es bleibt also die Frage: Was machst Du in Momenten, in denen Du nicht managen kannst? Ignorieren ist keine Option, Korrigieren auch nicht.
Mal davon abgesehen, dass dieses ständige Management 1000%-ige Aufmerksamkeit und Wachsamkeit in jeder Lebenslage abverlangt und es trotzdem Situationen gab, in denen wir gescheitert sind und die uns meilenweit zurückgeworfen haben, habe ich es als sehr nervenaufreiben und alles andere als entspannend empfunden und wahrscheinlich hat sich das auch auf den Hund übertragen. Mit Lebensqualität hatte das dann für uns beide nicht mehr allzu viel zu tun.
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Kannst du mir Situationen nennen, die nicht planbar/berechenbar sind?
Ignorieren ist lediglich keine dauerhafte Option, aber es "schadet" nicht, wenn ich ein oder zwei Situationen einfach laufen lasse bzw. sie sobald es geht unterbinde. Es gab bei uns auch Situationen, in denen die Reaktion meiner Hündin mich überrascht hat und die daraufhin ungewollt verlaufen sind, das hat mir gezeigt, dass ich auch damit rechnen muss und ich habe mich vorbereitet, was - offen gestanden - ziemlich einfach und mit geringem Aufwand verbunden war.
Ich habe bewusst Trainingssituationen gestaltet, die möglichst nah am Alltag sind, um das Verhalten, das ich sehen will, zu festigen. Unser oberstes Gebot ist, dass sie sich niemals einer fremden Person nähern darf. Niemals. Solange der Abstand groß genug ist, passiert bei uns rein gar nichts und die Umsetzung ist relativ einfach.
Korrektur muss auch nicht aversiv/unangenehm ausfallen, bei uns reicht zum Beispiel ein "falsch" vollkommen aus. Ich habe das bei der Fährtenarbeit etabliert und es dann bei unerwünschtem Verhalten im Alltag genutzt. "Falsch" heißt "so kommst du nicht weiter, such dir eine Alternative oder komm zu mir".Niemand redet von ständigem Management. Man managed nicht ständig, man trainiert und ersetzt dadurch Management, sodass man bald kein Management mehr braucht.
Ich muss auch nur bedingt 100% wachsam sein, ich kann durchaus auch mal abschalten, weil ich weiß, welche Situationen potenziell brenzlig sind und wie ich sie verhindern kann. Für _mich_ wäre es nicht entspannter, wenn ich den Hund über Korrektur dazu gebracht hätte, unerwünschtes Verhalten nicht mehr zu zeigen. -
Planbar wäre jede Situation die abgesprochen forciert wird. Z.B. Übungseinheiten mit dem Hundetrainer, in der Gruppe auf dem Hundeplatz, etc.
Unplanbar ist für mich praktisch jede Situation die ich nicht aktiv beeinflussen kann. Also definitiv das Verhalten fremder Menschen, Hunde, Tiere die unseren Weg kreuzen. Ich kann – nein, ich muss - vorbereitet sein auf das Unplanbare, aber das war es auch schon.
Ich arbeite/ignoriere auch oft das nicht gewünschte Verhalten meines Hundes, aber wir reden dann über belanglose Verhaltensweisen die niemanden irgendeiner Gefahr oder Belästigung ausetzen. Die zudem auch nicht selbstbelohnend sein darf. Insbesondere wenn die Zeitspanne für Lob oder Strafe vorbei ist, ignoriere ich lieber als falsch zu agieren und meinem Hund Unrecht zu tun.
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Ich meine konkrete Situationen, keine Erklärung, was planbar ist und was nicht. Ich finde es durchaus planbar, in der Stadt auf Menschen zu stoßen, dass Kinder kommen und den Hund streicheln wollen, dass irgendwo pöbelnde Menschen auftauchen, et cetera. Unplanbar ist für mich völlig aus der Luft gegriffenes Verhalten - einmal stand jemand an der Ampel neben mir und hat den bereits maximalen Abstand ausnutzenden, angeleinten Hund umarmen (!) wollen. Da konnte ich aber auch noch eingreifen. Seitdem rechne ich damit, dass Menschen idiotische Dinge tun.
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