Welpe zieht und "schreit" beim Treffen auf andere Hunde

  • Hallo,


    ich bin neu hier im Forum und hoffe hier Hilfe in einer Erziehungsfrage zu finden.


    Ich habe ein 15 Wochen altes Labrador-Weibchen. Da ich studiere hab ich sehr viel Zeit für
    sie und wir unternehmen jeden Tag mehrere Spaziergänge. Zudem mache ich einiges an Kopfarbeit mit ihr. Auf Befehle wie Sitz, Platz, Nein und Fuß hört sie schon recht gut und auch das Anspringen von Passanten hat sie weitestgehend eingestellt. Sobald sie an der Leine zieht werde ich zum Baum und sie akzeptiert das dann (nach teils mehreren Versuchen) in der Regel auch.


    Das einzige Problem tut sich auf, wenn wir anderen Hunden beim Spazieren gehen an der Leine begegnen (lässt sich in einer Großstadt gar nicht vermeiden). Die Kleine fängt schon von Weitem an mit voller Kraft an der Leine zu ziehen, liegt dabei schon halb auf dem Boden und beginnt lautstark zu winseln bzw. zu schreien, weil sie am Liebsten zu den anderen Hunden rennen würde. Das Ganze so laut, dass schon 2-3 Mal Anwohner aus dem Fenster geschaut haben weil sie dachten, dass ein Hund misshandelt würde. Zudem ist sie in diesen Momenten nicht mehr ansprechbar oder abzulenken. Sobald wir am anderen Hund vorbei sind läuft sie wieder anstandslos mit.


    Das Problem ist nicht nur, dass mir das Ganze sehr unangenehm ist und vielen der anderen Hundebesitzern mit ihren kleinen Hunden die Panik in den Augen steht, wenn Mia mit ihren 14 kg auf sie losgezogen kommt. Sollte ich sie zukünftig mal ableinen habe ich auch bedenken, dass sie einfach über die Straße rennt, um die anderen Hunden zu begrüßen. Beim Beschnuppern ist sie freundlich aber sehr stürmisch und „kopflos“, so dass die meisten Hunde schon von alleine auf Abstand gehen und sie anknurren.


    Ich gehe mit ihr auf einen eingezäunten Hundeplatz wo sie sich mit anderen Hunden frei austoben darf. Da hat sie keine Probleme.


    Habt ihr Ideen, wie ich dieses Verhalten in den Griff bekomme?


    Vielen Dank für die Rückmeldungen!


    Les

  • Ein eingezäunter Hundeplatz ist so ziemlich der schlechteste Ort um deinem Hund ein adäquates Sozialverhalten beizubringen. Sie muss lernen, dass andere Hunde so nicht begrüßt werden.
    Mein erster Tip. Such dir einen gute (!) Welpenstunde. Möglichst eine Gruppe, in der noch ein souveräner älterer Hund mitläuft. Die Trainer sollten in der Lage sein, das Sozialverhalten der Hunde zu erklären und bei Bedarf auch eingreifen. Vllt hast du in deinem Bekanntenkreis auch einen souveränen, ruhigen erwachsenen Hund. Mit so einem Hund regelmäßig zu laufen wird deinem Welpen auch helfen. Vermeiden würde ich ich wahllose, immer neue Hundekontakte, wie man sie auf einer Hundewiese eben hat. Damit hast du euer Problem verschärft.
    Last but not least musst du deinen Welpen erziehen und ihm sagen was geht und was nicht. Wenn er Hunde bedrängt, musst du also eingreifen.
    Was die Leinenproblematik angeht, da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Blickkontakt zu dir belohnen, klares Nein und einfach zügig dran vorbei, dem Hund einen Aufgabe geben z.B. was tragen..... kommt auf den Hund an und wie sehr das Verhalten schon ritualisiert ist. Auch hier such dir einen guten Trainer. Der kann das vor Ort beurteilen.
    Zuletzt fällt mir noch auf, dass dein Hund für sein Alter angeblich schon sehr viele Kommandos kann. Dass er sie tatsächlich beherrscht, also in jeder Situation ausführen kann, halte ich für ziemlich unmöglich. Ein 15 Wochen alter Welpe muss auch kein "Fuss" kennen. Der muss Alltag kennenlernen und sonst nix.
    Wie sieht denn euer Tagesablauf so aus? Was heißt mehrere Spaziergänge? Wie oft und wie lange? Wenn du den Welpen jetzt schon überforderst, kann auch hierin ein Teil eures Problems liegen.


    Edit: Fällt mir jetzt erst auf. Hast du Hundekontakte an der Leine denn bisher zugelassen? Hin ziehen kann dich dein Hund mit 14 kg ja wohl kaum. An der Leine würde ich keinen Kontakt zulassen. Du erweckst ja sonst eine ganz falsche Erwartungshaltung bei deinem Hund. Wenn der Hund weiß, dass es an der Leine eh niemals Kontakt gibt, hat er auch keinen Grund sich aufzuregen.

  • Vielen Dank für die schnell Antwort! Das klingt schonmal sehr hilfreich.


    Wir gehen 3 mal am Tag eine ca. 20 minütige Runde an einem Hundeweg oder eine etwas längere Runde in den Stadtpark mit Pausen und Schleppleine, um ihr auf der Wiese dort etwas Freiheit zu ermöglichen. Zudem alle 2-3 h kurz raus zum Pinkeln. Ist sie nicht genug gefordert fallen ihr daheim alle möglichen Dinge ein was sie annagen und klauen könnte. Sie ist extrem stürmich bzw. war die dominanteste aus dem Wurf. Finde ich aber nicht allzu schlimm.


    Verhindern kann ich den Hundekontakt dann nicht, wenn wir auf einem schmaleren Gehweg an anderen Hunden vorbei müssen. Da müsste ich dann konsequent die Straße wechseln oder mich zwischen die Autos stellen bis der andere Hund vorbei ist? Ich dachte immer ich verstärke damit noch ihre Aufmerksamkeit auf die Begebnung, so dass sie glaubt es ist etwas ganz besonderen wenn andere Hunde kommen. Und ansonsten mit kurzer Leine zügig an anderen Hunden vorbei?


    Wie greife ich am besten ein, wenn sie andere Hunde bedrängt? Bisher ziehe ich sie weg und laufen dann in die entgegengesetzte Richtung weiter.


    Ihren Leckerli-Beutel zu tragen hat zumindest dabei geholfen sie davon abzuhalten Zerrspiele mit der Leine
    anzufangen. Sieht sie einen anderen Hund lässt sie diesen dann aber fallen.


    Natürlich kann sie noch nicht bei Fuß gehen aber ich erwähne den Befehl schon wenn sie neben mir läuft und
    belohne ihren Blickkontakt und nebenher laufen dann. Ist das falsch?


    Ich dachte auch, dass ein Hundeplatz hilft, damit sie das Miteinander von anderen Hunden lernt. Dass sie da falsche Dinge lernen könnte habe ich nicht bedacht. Ab Samstag gehen wir in eine Welpengruppe, wo der Trainer einen erwachsenen Hund dabei hat. Ich hoffe er kann mir helfen. Leider haben wir Zeit verloren weil man uns bei der letzen Welpenstunde mit der Begründung "sry es passt nicht, ihr Welpe ist zu riesig" wieder weggeschickt hat.


  • Was war das denn für eine Hundeschule? :headbash: Nimms dir nicht zu Herzen. Schwarze Schafe gibt es überall. Ich hoffe, dass du beim nächsten Trainer mehr Glück hast.

  • In dem Alter ist das wirklich nicht ungewöhnlich. Und es dauert einfach, bis Hunde mit dem Frust umzugehen lernen, keinen Kontakt aufnehmen zu können.


    Ich würde (habe es so gemacht) einfach zügig weitergehen und zwar IMMER so dass du zwischen deinem Hund und dem anderen bist. Nicht stehenbleiben. Auch wenn du sie ein Stück ziehen musst - sie zieht ja auch. Hindere sie mit deinem Körper daran, an dir vorbei zum anderen Hund zu kommen. Bleib dabei ruhig, Befehle doer so was nützen da nicht viel. Das kommt später.


    Kein Kontakt an der Leine. Wenn die Situation so ist, dass sie mit dem anderen Hund Kontakt ohne Leine aufnehmen darf, dann geht auf jeden Fall ein Stück rückwärts (du läufst rückwärts), dadurch muss sich sich dir zuwenden. Erst dann ableinen. Nicht aus dem Zerren heraus ableinen.


    Sozialkontakt ohne Leine finde ich sehr wichtig. Auch und gerade zu erwachsenen Hunden. Bei Hundeausläufen nicht gerade zur Rushhour, und zeige ihr, dass sie bei dir immer in Sicherheit ist - sprich, wenn sie bei dir ist/zu dir kommt, werden alle anderen Hunde weggeschoben. Immer. Nur wenn sie von sich aus wieder hervorkommt, dann kannst du sie lassen.


    Eingezäunte Hundewiesen sind nicht optimal, aber wenns keine anderen Möglichkeiten gibt...

  • Ach vielen Dank :smile: Jetzt weiß ich immerhin genau was ich machen werde: Kein Hundekontakt an der Leine und zwischen den Hunden laufen. Irgendwann wird sie es mit ihrem kleinen Dickschädel dann schon verstehen, dass ihr Verhalten keinen Erfolg bringt.


    Ich dachte nur, dass ich sie artwiedrig großziehe wenn ich den Kontakt zu anderen Hunden unterbinde. Ich will nicht, dass sie mal ein Hund wird der beim bloßen Anblick anderer Hunde bellt, weil sie das nicht kennt.


    Leider gibt es in der Hamburger Innenstadt keine großen Möglichkeiten sie abzuleinen, deshalb der eingezäunte
    Auslauf. Ich werd mal abwarten was mir der Hundetrainer in der Welpengruppe rät und zum Hundeauslauf danach evtl. nur wenn wenig los ist. Habe ich bisher auch so gehandhabt. Wenn zu viele Hunde da waren gings wieder nach Hause.


    Fand das Feedback auf jeden Fall sehr sehr hilfreich ... danke!! :2thumbs:

  • Der Sozialkontakt ist auch extrem wichtig, da hast du schon recht.


    Aber Begegnungen an der Leine sind kein Sozialkontakt.


    Fahr mit dem Hund raus aus der Stadt, verabrede dich mit Leuten (hier im Forum z.B.), damit dein Hund in Gesellschaft eines anderen Hundes frei und ohne Leine die Welt erforschen kann. Es geht ja nicht nur um Spielen. Gerade das Hinterherdackeln hinter einem erwachsenen Hund ist für die Kleinen das größte.
    Und freie Bewegung ohne Leine finde ich unendlich wichtig. Wenn ein Hund noch nicht leinenführig ist (und das kann sie ja noch nicht sein), ist das Laufen an der Leine Stress. Besser ist es, kurz konzentriert zu üben, und zwar dann völlig konsequent, und dann den Hund wieder flitzen zu lassen.


    Den eingezäunten Platz finde ich nicht so schlimm (obwohl ich selbst sowas eher meide), wenn du die anderen Hunde einschätzen kannst und deine Kleine schützt.


    Ansonsten: ihr kriegt das hin!

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