Gestörte Hunde (?)

  • Hallo ihr! NIcht sofort wieder schimpfen :flehan: Wird jetzt ein bisschen länger , muss weiter ausholen...
    Wie ihr vielleicht schon wißt haben wir zwei Hunde. Eine Schäfermix- Hündin mit 5 Jahren und einen Schäferrüden mit 10 Monaten. Unsere Hündin hat ein Problem mit anderen Hündinnen( sie hatte einige unschöne Begegnungen mit anderen Hündinnen) und mit kastrierten Rüden. Mitlerweile kennen wir schon 2 kastrierte Rüden mit denen sie gut auskommt :freude: und teilweise klappt es auch schon wieder mit anderen Hündinnen, solange die nicht aufdringlich sind und keine anzeichen von aggresion zeigen (das kann schon eine klitzekleine maßregelung oder unmutsbezeugung sein). Mit Linus (unserem Rüden) kommt sie gut klar!Wir arbeiten langsam aber stetig an dieser Sache. In unserer Nachbarschafft wohnt eine Mischlingshündin mit der wir , wenn wir uns treffen , üben , andere Mädchen zu ignorieren, was auch gut klappt , da diese Hündin super hört und sich überhaupt nicht in den Vordergrund drängelt.
    Nun ist Linus da ! Als er zu uns kam , war er ein kleines verschüchtertes Häufchen , zog nie an der Leine , hat bei seinem vorherigen Frauchen mit 5 Hündinnen zusammengelebt , kannte keine Treppen, keinen Strassenverkehr , machte sich beim Anleinen fast ins Hemd.
    Jetzt läuft er Treppen wie ein Grosser, erschreckt sich nur noch teilweise vor Bussen, kommt mit einem uns bekannten Rüden aus, hat in einer 4er Gruppe auch mit einem kastrierten Rüden gespielt. Ach ja , er meint er könnte jetzt dann doch mal beim gassie gehen das Tempo bestimmen...
    Mit dem befreundeten Rüden spielt er , teilweise sehr heftig (der ist nur 2 monate älter als Linus) und hat die Eigenart immer an den hals zu gehen(?). Der andere Rüde hatte (wahrscheinlich von Linus)kleine Löcher am Hals.Trotzdem hecken die beiden zusammen viel Unsinn aus!!Das am Hals zergeln versuchen wir jetzt immer zu unterbinden.Wir gehen mit ihm zum Agility, dass macht ihm auch sehr viel Spass! Leider sind auf dem Platz naturgemäss auch einige andere Hunde. Da rastet Linus regelmässig aus!! Ich versuchs zu ignorieren, gehe noch mal mit ihm aussenrum , komm wieder , grosses Spektakel!!! Mach mit ihm Sitz und Platz etc, wenn er mich zwischendurch mal bemerkt. Haben es schon geschafft , dass er ne viertel Stunde ruhig sitztenblieb, bis wieder ein Hund in unsere Richtung schielte oder ging... Die Trainerin meint . dass Linus sehr unsicher sei , und deswegen so ein Theater mache . Sie geht dann mit uns alleine auf den Platz! Das finde ich auch total klasse von ihr!!!!
    Heute sind wir dann der Hundedame begegnet , mit der wir mit Maja üben. Linus wieder superausraster!!! wir haben es dann mit ach und krach geschafft , dass sie , mit der anderen besitzterin dazwischen, schon nah aneinander gesessen haben ohne irgendwelche Anzeichen von Agression. Dann schoss Linus nach vorne und wollte der Hündin an den Hals! Dies wurde von der Besitzerin des anderen Hundes als Angriff interpretiert und sie verließ die Wiese mit den Worten , wir hätten wohl nur gestörte Hunde!! Und ich stand da wie ein begossener Pudel... und nun seit ihr dran! Ist Linus mit 10 Monaten (von denen er die ersten 4 im zwinger verbrachte und die nächsten ca 3-4 bei einer tollen Familie mit 5 Schäferhündinnen) verhaltensgestört?? Ist es bei Schäferhunden normal , dass die andern Hunden an die Kehle wollen( so beschäftigen Maja und Linus sich auch zu Hause , wobei auch mal die Ohren , die Beine etc. dran sind , ind immer ohne Verletzung!!!) Will er so andere Hund dominieren? Was kann ich dagegen tun??? Ich brauche HILFE!!!

    • Neu

    Hi


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    • Nein, Deine Hunde sind nicht gestört.


      Deine Hündin mag nicht jede andere, na und, wir mögen doch auch nicht jeden Menschen, den wir treffen. Und ihr arbeitet daran, dass ist sehr gut.


      Der Rüde ist in dem Alter wo man gemeinhin die "Rüpelphase" hat. Zu dem "Mythos Rüpelphase" gibt es einen Tollen Vortrag von Dr. Ute Blaschke-Bertholt - wenn Du die Möglichkeit hast, solltest Du ihn dir unbedingt "antun" (schau bei http://www.cumcane.de).
      Laienhaft zusammengefasst passieren beim Hund in diesem Alter ganz viele Verschiedene Dinge: er wird geschlechtsreif, sprich die Hormone bringen alles durcheinander, was vorher schon ein bißchen Ordnung hatte (Durch Dein Training mit ihm). Das Gehirn macht einfach mal noch mal neue Zellen und "schaltet" haufenweise neue Verbindungen - man kann sagen, es ist derzeit eine Großbaustelle und manche Bereiche sind nun zeitweise ganz "ausser Betrieb"! Und natürlich wird in dem Alter die Umwelt für ihn viel interessanter, als sie vorher war.
      Der Hund "kann" also gar nicht anders, deshalb mußt Du ihm helfen.
      Wenn er jetzt gerade nicht vernünftig mit anderen Hunden umgehen kann, muß er jetzt eben eine Weile daran gehindert werden, unvernünftig mit ihnen umzugehen. Da hilft die Arbeit mit der Schleppleine "in der Öffentlichkeit" und haufenweise Kopfarbeit in ablenkungsarmer Umgebung.
      Grundsätzlich würde ich es ihm verunmöglichen, sich so hochzufahren - das schlägt in dem Alter eben zu schnell um.
      Belohne JEDES ruhige Verhalten, dass er angesichts von anderen Hunden zeigt (ich empfehle hier immer den Clicker...) - er kann sich ruhig sein ganzes Mittagessen auf diese Weise verdienen. Essen gibts draussen, wenn andere Hunde da sind und er ruhig ist! Spielen ist okay - wenn der Rückruf zuverlässig funktioniert und Du ihn gut abrufen kannst. Mach das dann ruhig fünfmal zu oft (und lass ihn zum "runterfahren" eine kurze Bleibübung machen) als einmal zu wenig - anschließend darf er dann wieder spielen gehen.


      Um ihn grundsätzlich einfach zu händeln, würde ich folgende Sachen üben:
      Nasentouch zur Hand (denn damit kannst Du seine Blickrichtung manipulieren).


      Sitzen in jeder Situation generalisieren.


      Umkehrübungen (sprich umlenkung seiner Aufmerksamkeit zurück auf Dich) - geht toll mit einer Schleppleine, indem Du auf einer großen Wiese alle paar Meter die Richtung wechselst und Du das manchmal ankündigst (Hundi, hierlang) oder auch mal nicht. Das Nachvollziehen Deiner Richtung wird natürlich großzügig gelobt und belohnt.


      Seinen Namen als Markerwort konditionierst: Name sagen - leckerchen, Name sagen Leckerchen, ca achtmal wieder holen pro Tag zwei mal ungefähr eine Woche lang, danach ab und zu mal auffrischen.
      Damit ist sein Name eine nakündigung für was tolles, was es bei Dir gibt und die Wahrscheinlichkeit, dass er sich Dir zuwendet, wenn er seinen Namen hört steigt!


      Lernen, dass "Hund sehen" nicht gleich "hinrennen und heftig spielen" bedeutet. Dazu am besten viel an der Schleppleine gehen. Sich mit Hund mitten auf eine Hundewiese setzen und versuchen, ihn dazu zu bringen, sich hinzulegen (ohne am Hund rumzuzerren - streicheln und massieren und entspannungssignale sind aber erlaubt) - das ist nicht leicht!
      Ihn vor dem spielen lassen immer eine kurze Bleibübung oder konzentrationsübung machen lassen.


      Und immer daran denken, das Hirn Deines Hundes ist gerade eine Großbaustelle - es ist gerade jetzt extrem wichtig, dass die neu entstehenden Verküpfungen positiv und nicht aversiv sind!!!

    • Danke für deine Antwort! Muss sagen , das ich kurz vorm verzweifeln bin! Unsere Dame hatten wir schon mit 8 Wochen , da hat es so ein durcheinander nicht gegeben!!War heute zuerst mit unserem Mädchen unterwegs ! Bin ganz stolz nach Hause gekommen , weil sie unterwegs keinen Menschen und keinen anderen HUnd angebellt hat! Hatte ein Quiteschetier mit und da hat sie ganz doll drauf reagiert! Hab den ganzen weg (durch unsere Stadtmitte ) eine wahre lobeshymne auf sie singen können!! Und dann der Linuseffekt!!! Bin immer noch traurig , verzweifelt , deprimiert... Auf eine Hundewiese setzten werd ich mich mit ihm erstmal nicht können, dazu ist er zu schnell von null auf Hundert, aber ich werde mir etwas anderes suchen , eine Tröte oder sowas um seine Aufmerksamkeit wieder auf mich zu kriegen(natürlich nicht son megalautes Teil!!das Quitschetier geht im nämlich am A... vorbei ) und den clicker habe ich immer bei mir , bloss leider ist die zeit zwischen sehen und ausrasten so kurz , dass selbst ein clicker nicht mitkommt !! Übe jetzt bei uns im Garten das komando *schau* , ohne ablenkung geht es auch schon zu 80%. aber dass mit dem Namen verküpfen mach ich dann auch nochmal . Bei rechter überlegung haben wir ihn seit er bei uns ist natürlich mit seinem Namen angesprochen , aber den Namen nicht in dem Sinne generalisiert... Vielen dank nochmal , werde mir mal einen Ordner anlegen wo ich solche tollen Hilfestellungen ablegen kann!! Gleich werde ich mit ihm noch ne Runde durch den Baumarkt drehen(ich arbeite da). sowas kennt er auch noch nicht und da hat er wieder was fürs köpfchen!! :love:

    • Aber was mache ich denn, wenn die Motivation zur Ausführung eines Verhaltens (hier das Verbellen, wahlweise liesse sich auch das Hetzen von Wild einsetzen) viel größer ist, als die Motivation ein trainiertes Alternativverhalten (also sich z.B. ruhig und unauffällig zu verhalten) zu zeigen, um dafür belohnt zu werden?
      Spätestens dann kommt man doch an die Grenzen der positiven Verstärkung, oder?


      Liebe Grüße,
      Björn

    • Das ist in der Tat eine gute Frage,Sleipnir.


      Das war nämlich auch der Grund,warum lange an einem möglichen Erfolg der Verhaltenstherapie meines Hundes gezweifelt habe.
      Ab und an kommt es trotz rechtzeitigem Reagieren meinerseits immernoch dazu,daß er einen anderen Hund blöd anmacht,auch wenn er in den Tagen zuvor immer brav an an selbigen vorbeigegangen ist.Er verweigert dann einfach das Befolgen meiner Kommandos.Es kommt mir dann einfach so vor,als wäre es ihm lieber,mal ordentlich Dampf abzulassen,als die Belohnung für das erwünschte Verhalten zu kassieren.


      Gott sei Dank kommt sowas nicht allzu häufig vor.Ich möchte nämlich nicht,daß er merkt,daß er meine Kommandos auch einfach nicht befolgen kann,wenn die Motivation für eine andere Handlung größer ist.Er spürt ja in dem Sinne keine Konsequenzen für seinen Ungehorsam,außer das er kein Wurststückchen bekommt (was er in dem Moment auch gar nicht vermisst,kläffen ist ihm Belohnung genug).Bei mir gibt es eben nur das "Zuckerbrot",wenn er das erwünschte Verhalten zeigt,aber keine "Peitsche",wenn er sozusagen seine Motivation über den Gehorsam stellt.


      Aber auch meine Hundetrainerin hat nie davon gesprochen,daß ein Ungehorsam jemals bestraft werden müsste.Obwohl er auch die Hundetrainerin stellenweise doch sehr auf die Probe gestellt hat.Deshalb habe ich meine ganzen Kommandos einfach so lange unter laangsam steigender Ablenkung geübt,daß ich glaube,es kommt ihm i.d.R. gar nicht in den Sinn,daß er die Kommandos auch einfach nicht befolgen könnte.Man muß natürlich sehr geduldig sein,denn allzu häufig dürfen Situationen,in denen der Hund die Kommandos nicht befolgt,nicht vorkommen.Ich mußte in Tippelschritten vorgehen,ehe ich mich mit meinem Hund an das Zielobjekt "Andere Hund" vorwagen konnte.Denn im Prinzip muß man die Motivation,eine bestimmte (unerwünschte) Handlung auszuführen als Ablenkung betrachten.Die Ablenkung ist umso höher,je höher die Motivation ist.


      Andere Leute,die ebenfalls eine Verhaltenstherapie mit ihrem Hund wegen aggressivem Verhalten gegenüber anderen Hunden gemacht haben,konnten viel schneller vorgehen,als ich.Die waren schon nach 2 Monaten da,wo ich nach 6 Monaten bin.Das liegt u.a. einfach daran,daß bei den Hunden der anderen Leute das unerwünschte Verhalten noch nicht so eingefahren war (natürlich gab`s noch andere Gründe),wie bei meinem Hund.Ich wage also mal zu behaupten,daß die Motivation,einen anderen Hund anzubellen,bei meinem Hund viel größer war,als bei den erwähnten Leidensgenossen.


      Wenn mal ein "Ausraster" bei einem Spaziergang aufgetreten ist,übe ich meine Kommandos beim selben Spaziergang später noch ein paar mal mit mäßiger Ablenkung (also ohne anderen Hund in der Nähe).


      Klappt eigentlich so ganz gut,was ich niemals gedacht hätte.


      LG,
      Christiane

    • Jep ,das ist die gretchenfrage!!was tun wenn die positive verstärkung nicht hilft...War gerade mit Linus und befreundetem Rüden auf einem langen abendspaziergang. leider viele andere Hunde auf dem sehr grossen gelände. an einem kleineren Hundeauflauf sind wir vorbei mit gebelle und gezerre , aber schon weniger als heute morgen. wenn wir andere Hunde gesehen haben bin ich vom weg ab ins gelände ausgewichen, hab versucht in abzulenken. sitz ging einigermanssen , schau vielleicht zu 30% aber im grossen und ganzen war es mit dem abstand nicht ganz so schlimm. aber eine grosse glanzleistung hat er vollbracht , als er auf unseren Hunderfreund eben nicht sofort draufgestürzt ist, sondern für seine verhältnisse richtig langsam hingegangen ist. hab auch dementsprechend gejubelt!! Wir arbeiten dran!!

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