Autoimmunerkrankung beim Hund - was tun?

Autoimmunerkrankung bedeutet Selbstzerstörung

Ob einzelne Gewebebereiche oder ganze Organe - bei einer Autoimmunerkrankung versucht das Immunsystem, sie als Fremdkörper zu eliminieren. Das geschieht, indem die Abwehrkörper, die sogenannten Killerzellen, die körpereigenen Gewebestrukturen angreifen oder aber indem Antikörper als Immunkomplexe im Organismus abgelagert werden und an beliebigen Stellen Schaden anrichten.


Autoimmunerkrankungen können in Folge von Medikamentengaben oder Krankheitserregern auftreten, die die körpereigenen Zellen derart verändern, dass sie als Fremdkörper identifiziert werden. Das Immunsystem Ihres Hundes möchte sie daraufhin zerstören. Sie können aber auch angeboren sein, durch verschiedene Einflüsse wie Stress oder Toxine plötzlich auftreten sowie aus völlig unbekannter Ursache.

Formen von Autoimmunerkrankungen

Da viele Körperbereiche und Organe betroffen sein können, sind die Symptome einer Autoimmunerkrankung unspezifisch: Auf einmal bekommt Ihr Hund Probleme beim Laufen, die Augen trüben sich ein oder die Krallen bluten, werden brüchig und fallen aus. Ist das Gehirn betroffen, ähneln die Symptome jenen einer Hirnhautentzündung oder einer Infektionserkrankung wie Borreliose oder Anaplasmose nach einem Zeckenbiss.


Häufigere Krankheitsbilder sind

  • rheumatoide Arthritis, einhergehend mit Gelenkentzündungen
  • Pemphigus-Komplex, einhergehend mit juckender Haut, Pustelbildung, Haarausfall
  • Glomerulonephritis, einhergehend mit Nierenfunktionsstörungen
  • Keratokonjunktivitis sicca, einhergehend mit trockenen Augen, mangelnder Tränenflüssigkeit, Erblindung möglich
  • Keratitis superficialis chronica (Schäferhundkeratitis), einhergehend mit Hornhauteintrübung bis zur Erblindung
  • IBD (inflammatory bowel disease, Reizdarmsyndrom), einhergehend mit chronischer Darmentzündung, Darmschleimhaut wird angegriffen
  • SLO (symmetrische lupoide Onychodystrophie), einhergehend mit brüchigen bis blutenden Krallen und Ausfall der Krallen

Überschießende Immunreaktion - tiermedizinische Möglichkeiten

Bekämpft das Immunsystem Ihres Hundes den eigenen Körper, muss dieser Prozess gestoppt werden. In der Regel verabreicht der Tierarzt sogenannte Immunsuppressiva - Medikamente, die die Immunaktivität unterdrücken. Dazu zählt beispielsweise Cortison. Da Autoimmunerkrankungen häufig mit schmerzhaften Entzündungen verbunden sind, ist auch die Gabe von Schmerzmitteln eine Option, damit sich der Allgemeinzustand Ihres Hundes wieder verbessert. Fiebersenkende Mittel sind bei Bedarf ebenfalls sinnvoll.


Es gilt also zunächst, den Vorgang zu stoppen, um weitere Schäden zu vermeiden und Beschwerden, die den Hund beeinträchtigen, möglichst zu lindern.

Weitere Möglichkeiten, dem Hund zu helfen

Autoimmunerkrankungen an sich sind nicht heilbar. Es ist aber unter Umständen möglich, eine Remission, einen Stillstand zu erreichen. Möglicherweise erholt sich sogar angegriffenes Gewebe wieder, einige Schäden sind jedoch irreversibel und können bleiben:


Ausgefallene Krallen nach einem SLO-Schub wachsen meist nach. Sie können dünner und mickriger sein als die zuvor gesunden Krallen, aber unter Umständen auch ganz normal nachwachsen. Die Gabe von Biotin und Omega 3 unterstützt die Regeneration des Gewebes und das gesunde Krallenwachstum. Bei der Schäferhundkeratitis trübt sich die Hornhaut des Auges ein - UV-Strahlung gilt als ein relevanter Auslöser. Während dunkle Schlieren ein Leben lang bleiben, kann ein Fortschreiten der Autoimmunreaktion zumindest eingedämmt werden, indem Ihr Hund einen Sonnenschutz mit hohem UV-Filter bekommt. In Kombination mit Augentropfen vom Tierarzt kann das Erblinden unter Umständen verhindert werden.


Grundsätzlich ist bei einer Autoimmunerkrankung die Ernährung zu überprüfen. Schulmedizinische Diagnosen und Behandlungen sind richtig und wichtig, ergänzend dürfen Sie sich in einem solchen Fall an einen Tierheilpraktiker oder Ernährungsberater für Hunde wenden.

Wenn die Schulmedizin an ihre Grenzen gerät

Es ist enorm wichtig, sich an einen kompetenten Tierarzt zu wenden, damit die Autoimmunreaktion gestoppt und Symptome gelindert werden können. Wird das überschießende Immunsystem nicht aufgehalten, richtet es andernfalls immer größeren Schaden an, je nach betroffenem Bereich kann das lebensbedrohlich für Ihren Hund werden. Da die Ursachen einer Autoimmunerkrankung jedoch meist unbekannt sind und eine ursächliche Behandlung nicht möglich ist, stößt die tierärztliche Schulmedizin hier an ihre Grenzen.


Betroffene Hunde können aber auch mit einer nicht heilbaren Autoimmunerkrankung ein langes, glückliches Leben führen, indem der Organismus unterstützt wird. Das ist nicht vergleichbar mit einer Stärkung des Immunsystems - dies darf in keinem Fall geschehen, denn es ist ja bereits überaktiv. Die Unterdrückung der Immunreaktion ist langfristig allerdings ebenfalls mit Risiken verbunden: Es soll echte Krankheitserreger effektiv erkennen und bekämpfen. Eine Alternative ist die Immunmodulation; in der Traditionellen Chinesischen Medizin ist dies eine gängige Praktik. Immunmodulierende Substanzen sind zum Beispiel in einigen Vitalpilzen enthalten, die es auch für Hunde gibt. Nahrungsergänzungsmittel mit Biotin und Omega 3 sind ebenfalls frei im Handel erhältlich und unterstützen unter anderem Haut und Gewebe. Im handelsüblichen Futter können Inhaltsstoffe enthalten sein, die bei der vorliegenden Autoimmunerkrankung kontraproduktiv sind - dies gilt es zu überprüfen. Andere Inhaltsstoffe, die dem Organismus Ihres Hundes helfen würden, sind dagegen vielleicht nicht enthalten.


Diesbezüglich sind, falls nicht der Tierarzt ebenfalls spezialisiert und offen gegenüber ergänzender alternativer Behandlungsmöglichkeiten ist, qualifizierte Tierheilpraktiker und Ernährungsberater für Hunde ideale Ansprechpartner. Keinesfalls sollten Sie eigenständig herumexperimentieren: Wirksame Nahrungsergänzungsmittel können auch unerwünschte Wirkungen haben. Das Zusammenspiel der Nährstoffe im Organismus ist äußerst komplex.

Fazit: ergänzende Maßnahmen zur tiermedizinischen Behandlung

Was Sie grundsätzlich tun können, ist, Stress für Ihren Hund möglichst zu vermeiden - Stress kann das Immunsystem zusätzlich belasten und Autoimmunreaktionen dadurch verstärken. Bekommt Ihr Hund Cortison, um eine entzündliche Immunaktivität zu unterdrücken, gilt das erst recht, denn das Abbauprodukt Cortisol ist ein sogenanntes Stresshormon. Ganz ohne äußere Stressfaktoren ist Ihr Hund daher innerlich in einem gesteigerten Erregungszustand.


Überprüfen Sie mit kompetenter Unterstützung die Ernährung, unverträgliche oder ungeeignete Nahrungsmittel sollten künftig strikt gemieden werden. Wird die Autoimmunreaktion durch UV-Strahlung ausgelöst oder verstärkt, besorgen Sie einen geeigneten Sonnenschutz. Bei Problemen mit dem Bewegungsapparat unterstützen Massagen. Osteopathie kann ebenfalls den Bewegungsapparat, aber zusätzlich den gesamten Organismus, die Organfunktionen und das Nervensystem stabilisieren. Sorgen Sie ansonsten dafür, dass Ihr Hund im möglichen Rahmen seinen Auslauf bekommt und ein glückliches, unbeschwertes Hundeleben führen kann, denn ein ausgeglichener Allgemeinzustand stärkt ihn körperlich und auch psychisch.


Zuguterletzt: Genießen Sie die gemeinsame Zeit - trotz Autoimmunerkrankung.


INFO: Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information und ersetzt keinen Tierarztbesuch.


Quelle: Nicole (Autorin & Online-Journalistin)


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