Nicht jeder Hund kann es: Therapiehunde müssen besondere Anlagen mitbringen

Ein Therapiehund - was ist das eigentlich?

Therapiehunde sind nicht mit Begleit-, Assistenz- oder Besuchshunden zu verwechseln. Begleithunde können diverse Aufgaben an der Seite Ihres Menschen erfüllen. Assistenzhunde wie Blindenführhunde sind ständige Begleiter von Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen und unterstützen diese bei der Bewältigung alltäglicher Arbeiten. Besuchshunde bringen Abwechslung in den Alltag, beispielsweise in Altenheimen. Hier besuchen sie mit ihrem Besitzer Menschen, die der Kontakt mit dem Hund erfreut - es ist eine Art Seelenbalsam für die Menschen. Auch in Kindergärten oder an Schulen sind gelegentlich Besuchshunde anzutreffen, um den Umgang mit Hunden allgemein näher zu bringen.

Aufgaben des Therapiehundes

Viele physische, psychische und neurologische Erkrankungen erfordern eine Therapie. Ziel ist entweder die Heilung oder die Linderung der Probleme und Verbesserung der Lebenssituation. Durchgeführt werden die Therapien von Medizinern, Pädagogen und anderen Fachkräften. Therapiehunde werden unterstützend eingesetzt, um die Behandlungserfolge zu fördern, sie zu beschleunigen oder zu maximieren. Oft werden sie von den Therapeuten selbst gehalten.

Einbindung von Hunden in therapeutische Behandlungen

Einer Therapie liegt ein Behandlungskonzept zugrunde. Der Therapiehund wird hier konkret eingeplant. Gelegentlich genügt alleine seine Anwesenheit, um Glücksgefühle auszulösen. Das Streicheln des Hundes, seine Unvoreingenommenheit, das freundliche Wesen und die Zuwendung des Hundes tragen zur psychischen Stabilisierung bei. Eine Spielaufforderung durch den Hund kann die Motivation des Patienten steigern, das Erreichen des einige Meter entfernt wartenden Hundes kann ein Ansporn sein, Bewegungsabläufe zu trainieren oder die koordinierte Fortbewegung zu schulen. Bei Sprachproblemen ist die Belohnung groß, wenn die Artikulation eines Kommandos gelingt, der Hund es ausführt und sich anschließend seinerseits über eine Belohnung durch den Patienten freut. Bei Störungen, die mit unkontrollierten Bewegungen einhergehen, mag der Hund Anlass geben, sich im vorsichtigen Streicheln oder der Gabe von Leckerlis zu üben.


Somit unterstützen Therapiehunde aktiv und auffordernd oder passiv in abwartender Haltung bei der Physiotherapie, der Psychotherapie, in der Sprachtherapie, der Ergotherapie sowie in der Lern- und Heilpädagogik.

Voraussetzungen für die Eignung

Die Patienten zeichnen sich durch spezielle erkrankungsbedingte Eigenarten aus. Diese dürfen den Therapiehund nicht verunsichern. Er findet sich immer wieder in einer fremden Umgebung, die mit einer großen Geruchs- und Geräuschvielfalt verbunden ist. Das erfordert ein charakterfestes Wesen und ein solides Vertrauensverhältnis mit guter Bindung zum Besitzer, der ihn entsprechend dem Behandlungskonzept anleitet. Er muss über ein hohes Stresslevel verfügen und er darf sich nicht durch die vielen Reize aus der Ruhe bringen lassen. Weiterhin braucht er zu Hause ein stabiles Umfeld und er muss außerhalb seiner Aufgabe einfach Hund sein und seine Bedürfnisse ausleben dürfen. Auch ist die Einsatzdauer zu begrenzen, um den Hund nicht zu überfordern: Eine Stunde sollte das absolute Maximum sein und die Einsätze sollten sich auf wenige Tage in der Woche beschränken.

Ausbildung eines Therapiehundes

Jeder Hund bringt von vornherein bestimmte Wesenszüge und Anlagen mit ins Leben. Anschließend werden Verhalten und Charakter geprägt. Ein Hund eignet sich zur Ausbildung als Therapiehund, wenn er grundsätzlich ein offenes, freundliches Wesen und Kooperationsbereitschaft mitbringt. Eigenwillige oder wachsame Hunde mit Neigung zu Schutztrieb oder ausgeprägtem Territorialverhalten eignen sich für andere Aufgaben besser. Nervosität, Schreckhaftigkeit, Impulsivität und Aggressionsbereitschaft sind ebenfalls kontraproduktiv.


Die grundsätzlichen Anlagen lassen sich bereits bei einem Welpen erkennen. Im Anschluss ist eine gute Sozialisierung erforderlich. Der Hund lernt bereits in jungem Alter viele Umweltreize kennen, ohne ihn zu überfordern. Auch die Erziehung erfolgt liebevoll-konsequent im Hinblick auf die spätere Aufgabe. Dazu gehört auch, mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt zu kommen und etwas Positives damit zu verbinden, wenn ihn viele Menschen streicheln möchten - auch etwas unkontrollierter und grobmotorischer.


Vor einer Ausbildung werden die Eignung und der Gesundheitszustand überprüft, gegebenenfalls wird ein Wesenstest absolviert. In Deutschland gibt es spezielle Einrichtungen für tiergestützte Therapie, wobei das Augenmerk bei der Prüfung der Eignung idealerweise auch auf dem Team Mensch-Hund liegt und die Kompetenz des Menschen berücksichtigt wird. Eine Ausbildung kann frühestens von Hunden ab etwa einem halben Jahr absolviert werden. Besser ist aber ein Alter von einem bis drei Jahren oder bei Eignung auch älter. In der Ausbildung wird der Hund schließlich gezielt an seine künftigen Aufgaben herangeführt und trainiert die unterschiedlichsten Situationen mit seinem Menschen, um später zuverlässig und mit Freude an der Sache fremde Menschen bei ihrer Therapie zu unterstützen.


Wer bereits mit Therapiehunden arbeitet, bringt einen neuen Junghund im Haushalt gerne von Anfang an die Herausforderungen näher, lässt ihn in seine Aufgaben reinwachsen: Bei einem Artgenossen, der bereits Profi ist, kann er sich viel abschauen.


Quelle: Nicole (Autorin & Online-Journalistin)


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