
Der EinMenschHund
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Asle_LM -
12. August 2012 um 18:17
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Es gibt Familienhunde und es gibt Ein-Mensch-Hunde. Sicherlich kommt es darauf an, ob der Hund in einer Familie, einem 2- oder 1-Personen-Haushalt aufwächst und auch ob sich mehrere Personen um den Hund gleichmäßig kümmern oder ob es vor allem eine Person tut. Andererseits gelten einige Rassen als besonders Ein-Mensch bezogen.
In der wichtigen Prägephase des Welpen, zwischen der 3. und 13. Lebenswoche, entscheidet sich wer die engste Bezugsperson des Hundes sein wird und ob er in der Lage sein wird soziale Beziehungen aufzubauen. Unser Rudel besteht aus 2 Menschen und einem Hund. Als unsere Hündin mit 8 Wochen zu uns kam, haben wir die meiste Zeit mit ihr zusammen verbracht, wobei ich die Hunde-Erfahrene war und ich auch die ersten 2 Wochen nachts mit ihr im Wohnzimmer geschlafen habe, um meinem Partner seinen Schlaf zu gönnen.
Recht schnell hat sich bemerkbar gemacht, dass der kleine Wurm stets hinter mir hertaperte und vor allem meine Nähe suchte. In Sachen Gehorsam gab es keinen Unterschied, allerdings wollte sie den engen Körperkontakt vor allem zu mir. Beim Welpen ist das ja auch vollkommen richtig so. Bis heute verbringe vor allem ich die Zeit mit dem Hund, gehe die meisten Gassirunden und habe sie oft als Begleiter bei mir. Wenn mein Partner und ich auf einer Wiese stehen und in zwei verschiedene Richtungen laufen, kommt unser Hund immer hinter mir her. Selbst wenn der volle Napf vor sie gesetzt wird (und Fressen steht ganz oben bei ihr) und ich sie rufe, kommt sie lieber zu mir als zu fressen. Sogar Leberwurst widersteht sie.
Insgesamt ist dieses Verhalten leicht zu erklären, ich bin eindeutig ihre Hauptbezugsperson. Allerdings kenne ich einige Rudel in der gleichen Konstellation, wo die Hunde nicht so deutlich unterscheiden wem sie durchs Feuer folgen würden. In der Wohnung liegt sie am liebsten bei mir und wenn ich den Raum verlasse dauert es meistens nicht lange bis sie hinter her kommt. Doch natürlich gibt es auch Momente in denen sie den Raum verlässt und sich in ihrem Körbchen verkriecht. Sie will auch nicht immer Kuscheln, sondern einfach gern da sein wo ich bin.
Draussen ist es fast noch stärker zu beobachten. Mit Abrufen oder Folgsamkeit hatte ich nie ein Problem. Sie achtet immer darauf wo ich bin (ich habe das natürlich auch trainiert, habe mich viel versteckt, hab oft einfach die Richtung gewechselt usw.) und nur sehr selten ist sie so abgelenkt, dass ich mehrmals rufen muss. Steht man in einem abgezäunten Bereich ist es natürlich etwas anders, denn der Hund merkt ja sofort, dass seine Menschen an der selben Stelle stehen bleiben. Gehe ich in einen Supermarkt und mein Partner bleibt mit dem angeleinten Hund draussen stehen, hat sie nur Augen für die Supermarkttür und wartet gespannt wann ich wieder rauskomme. Mein Partner oder andere Personen können sie dann mit nichts ablenken.
Nun könnte man vermuten, dass mein Hund ein Kontrollfreak ist. Aber dem ist nicht so. In der Wohnung ist sie entspannt, lässt sich überall zum Schlafen hinschicken und bleibt auch da. Wenn es klingelt rennt sie zu ihrem Platz und wartet mucksmäuschenstill bis die Tür aufgeht und wir ihr das o.k. zur Begrüßung geben. Sofa ist nur erlaubt wenn sie es nicht selbstverständlich einfordert und Ressourcen wie Futter und Spielzeug sind in unserer Obhut. Alleine bleiben ist ebenso kein Problem. Ein Infragestellen unserer beider Positionen als Rudelchefs gab es nie. Der Gehorsam ist bei uns beiden gleich gut, wobei mein Partner manchmal aus Unerfahrenheit etwas ungenauer in der Ansprache ist. Und auch zu ihm kommt sie ab und zu zum Kuscheln, aber deutlich weniger als zu mir. Wenn wir gemeinsam Spazieren gehen, orientiert sie sich natürlich auch immer an mir.
Wie sensibel unsere Hündin ist zeigt sich, wenn mein Partner sich über etwas aufregt oder er am Telefon etwas ungehalten mit einem Lieferanten spricht, dann legt unsere Hündin ihre Ohren platt an den Kopf und läuft beschwichtigend zu ihm, setzt sich vor ihn, fängt an zu fiepen und klettert mit den Vorderfüßen auf seinen Schoß. Das lässt sich regelmäßig beobachten. Wahrscheinlich wird sich unser Hund bei mir einfach sicherer fühlen, ich bin ruhiger, souveräner und gelassener im Umgang. Unser eher zappeliger Hund braucht einen Ruhepol an dem sie sich orientieren kann. Es ist also ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren.
Doch sie ist kein typischer EinMenschHund, wenn man nach der Rassebeschreibung geht. Ihre Wurfgeschwister leben in Familien und sind nicht so stark auf eine Person fixiert.
Wie ist das bei euch? Habt ihr typische EinMenschHunde oder ist die "Liebesverteilung" gleichmäßig? Wie gehen die menschlichen Rudelpartner damit um? Oder habt ihr eher Hunde die gar nicht so sehr den engen Körperkontakt mit Menschen brauchen, so wie meine vorige Hovawarthündin? Ich bin gespannt auf eure Bindungsgeschichten...
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