Ich habe Luna sogar nur unter der Prämisse adoptiert, dass sie mit ins Büro darf. Da ich single bin und meinen Hund nicht 40 (seien wir ehrlich, weg von zuhause ist man dann doch eher 50-60) Stunden die Woche bei meinen Eltern parken möchte, wäre ein "Nein" hier schlichtweg ein K.O.-Kriterium gewesen und ich hätte jetzt gar keinen Hund.
Ich bin zu meiner Chefin gegangen, habe ihr Bilder gezeigt und gesagt, diese Hündin möchte ich adoptieren - ich habe sie schon kennengelernt und sie ist unkompliziert, freundlich zu Menschen und diskret, und ich verspreche, dass sie beim Zeitpunkt des ersten Mitbringens auch bestens erzogen sein und nicht auffallen wird. Darf sie mit ins Büro? Und ich habe auch das Glück, dass meine Chefin a) zu dem Zeitpunkt selbst noch einen Hund hatte, der immer mit dabei war, und wir b) auch noch 4 andere Bürohunde haben, man ist hier sehr tierfreundlich und offen unterwegs. Ich bekam also ein Ja ohne große Umschweife, mit nur wenigen und vernünftigen Einschränkungen. Eine davon war, dass sie sich mit den schon vorhandenen Bürohunden versteht. Sie liegen zwar alle in getrennten Räumen, aber natürlich begegnet man sich im Flur und bei Meetings und einen bitch fight unter Hündinnen mitten im Gang will man dann doch nicht, es muss entspannt und ungezwungen bleiben. Außerdem haben wir ein Stockwerk, in dem Hunde tabu sind, da dort Allergiker sitzen und wir dieses Stockwerk einfach hundefrei behalten möchten, es mag auch nicht jeder Hunde. Das müssen wir Hundehalter berücksichtigen. Wenn in jenem Stockwerk Meetings sind, muss der Hund also auch mal unbeaufsichtigt auf seinem Platz liegen können und kann nicht immer überall mit.
Luna ist eigentlich immer dabei, nur vereinzelt lasse ich sie bewusst bei meinen Eltern, wenn ich Kundentermine außer Haus habe oder es sooo stressig ist, dass ich nicht mal den Kopf für den Mittagsspaziergang freibekomme. Dann soll sie bei meinen Eltern bleiben, die sind beide in Rente und widmen ihr die Zeit und Ruhe, die sie verdient. Luna ist extrem sensibel und nimmt meine Stimmung sehr schnell an - wenn ich sehr im Stress bin, ist sie es auch. Sie wird unruhig, fängt an zu hecheln und bekommt Durchfall (ja, kein Witz.). Als Stress-Absorbierer, also als Ruhepol, eignet sie sich daher nur bedingt, bzw. nur für Kollegen, die immer zahlreich erscheinen und mit ihr schmusen - die spiegelt sie nicht so wie mich.
Eigentlich habe ich sie aber immer gern bei mir, weil ich dann gerade abends entspannter bin, wenn es mal länger dauert. Ich weiß dann, dass Luna nicht zuhause auf mich wartet, weil sie einfach dabei ist.
Richtige Probleme habe ich mit ihr eigentlich nie im Büro. Ich habe das große Glück, dass sie sehr still und nicht sonderlich wachsam ist. Sie seufzt, weint, fiept, wufft und bellt nie, das höchste der Gefühle ist ein herzhafter Nieser... Sie meldet nicht, ist zu niemandem unfreundlich, aber auch niemals aufdringlich, und wenn ihr etwas zu viel wird, geht sie nicht nach vorne sondern zieht sich zurück.
Es gibt hier ein paar Regeln, nicht von der Geschäftsleitung, sondern jeder für sich für seinen Hund. Meine Regeln sind eher streng, verglichen mit manch anderem Bürohund hier. Luna darf z.B. nicht ohne mich unser Zimmer verlassen und auf Entdeckungstour gehen. Sie hatte mal eine Phase, wo sie immer umherstromern wollte und irgendwann einfach weg war - wiedergefunden habe ich sie dann gefühlte 20 Minuten Fußmarsch entfernt bei unseren Empfangsdamen, wo sie sich dekorativ vor eine Kollegin gesetzt und sie stundenlang angeschaut hat. 
Eine weitere Regel ist, dass ich nicht verfolgt werde. Ich möchte ungestört in der Küche einen Kaffee machen, mal schnell mit Kollegen in einem anderen Zimmer sprechen, und mittlerweile kann ich auch in der Mittagspause kurz zum Lidl laufen und Luna hebt nicht mal den Kopf. Das klappt im Büro sogar besser und mit weniger Mikromanagement als zuhause. Als ich ihr das angewöhnt habe, habe ich sie anfangs angeleint. Wenn die Leine dran ist, konnte sie sofort runterfahren und schlafen. Zuhause war das aber mit wesentlich mehr Diskussion verbunden als im Büro, Kontrollverhalten/Trennungsangst/was auch immer sie dazu bewegt war und ist schon ein Thema bei ihr.
Außerdem wird im Büro nicht gespielt - gar nicht. Das ist eine Regel, die ich von zuhause übernommen habe, da in der Wohnung bei mir generell nicht gespielt (=apportiert oder gezerrt) wird. Ein bisschen Gehorsam zwischendurch- ja. Suchspielchen - yes please. Für alles andere, auch für Kontakt mit anderen Bürohunden, ist dann der Grünbereich direkt vor der Bürotür anzusteuern. Hier musste ich aber weniger den Hund korrigieren als vielmehr die Kollegen, die enttäuscht waren, wenn auf ihre Raufversuche nicht eingegangen wurde.
Luna spielt generell nicht so leidenschaftlich, wenn man den Teddy vor ihr schüttelt und wegzieht, schaut sie einen an als hätte man ihre Ahnen beleidigt.
Tabu-Räume sind u.a. die Küchen - andere lassen ihre Hunde hinein, wenn sie selbst was zu Essen machen, ich persönlich mag es aber nicht und will es auch nicht den 95% Nicht-Hundehaltern zumuten. Außerdem tabu sind andere Bürozimmer. Meine Geschäftsführerin saß bis vor kurzem quasi gegenüber und fand es nach dem Tod ihrer alten Hündin zwar immer ganz nett, wenn Luna sie besuchen kam, und irgendwann ging das so weit dass ich meinen Hund suchte und ihn glücklich im Chefinnenzimmer zu ihren Füßen fand ("lass sie ruhig liegen, sie schläft!"), aber eigentlich hat Luna in anderen Zimmern nix verloren. Wir haben Kollegen, die ausdrücklich Hunde nicht mögen, und das ist auch in Ordnung.
Aber ich frage mich jetzt: Wie viel macht ihr mit euren Hunden an einem Bürotag? Also wie viele Runden lauft ihr, und wie lang? Arbeitet ihr alle im Grünen, wo die Hunde sich austoben können, oder fahrt ihr vielleicht sogar irgendwohin zum Spazierengehen?
Ich wollte noch Fotos von Office-Luna hochladen, aber klappt grad nicht. Im nächsten Beitrag dann. 