Beiträge von Liszi

    Hallo,


    ich wollte gern mal den Stand der Dinge aktualisieren, weil sich so viele mit Tipps und Ratschlägen bemüht haben:


    Es läuft! Und zwar in die richtige Richtung.
    Das Maulkorbtraining geht nur schleppend voran, es hat aber für einen Tierarztbesuch gereicht. Ich habe einen anderen rausgesucht, der einen Hintereingang für Hunde wie meinen Herrmann hat, er hat sich auch viel Zeit genommen. Das Blut abnehmen war schon grenzwertig, aber es hat alles besser als erwartet funktioniert. Er gilt erstmal als kerngesund.


    Der TA war es auch, der durch meine Erzählungen meinte, wenn das mit den Katzen geklappt hat, dann klappt das auch mit allem anderen genau so. Den Katzen war Herrmann ja quasi permanent ausgesetzt im Garten und hat gelernt, sie als Teil der Umgebung zu akzeptieren. Herrmann hat ein Geschirr für Angsthunde bekommen (Gurt um Brustkorb und am Bauch) sowie ein breiteres Halsband, die Leine hab ich in beidem eingehakt und so ausgerüstet ging es (ohne Maulkorb, weil geht noch nicht so lange) nach draußen. Ich habe gelernt, ihn so an der Leine zu halten, dass wenn er austickt, er mich nicht anspringen kann.


    Wir haben es langsam angehen lassen, anfangs waren es nur wenige Minuten, die wir draußen waren, aber mehrmals täglich. Das haben wir dann immer mehr ausgeweitet. Die Pferdemenschen hatten nichts dagegen, dass ich den anfangs tobenden Herrmann in der Nähe der Koppel gehalten habe. Wir waren immer so lange da, bis er sich wieder beruhigt hat und sind dann erst gegangen. Seit ca. zwei Wochen ist er sogar soweit, dass er Reiter in nur 1,5 Metern Entfernung in Ruhe lässt. Er ist nicht mal mehr angespannt!


    Aus irgendeinem Grund hat er das nun auch noch auf andere Tiere übertragen. Da die Felder jetzt abgeerntet sind, sind wir auf diesen beinahe täglich mit Schleppleine unterwegs. Vorgestern liefen zwei Rehe in nur ca. 30 Metern Entfernung an uns vorbei, er hat gespannt gestanden und geguckt, als ich ihn abrief, ist er sofort gekommen. Das ist eine rasend schnelle Entwicklung, mit der ich absolut nicht gerechnet hatte. Ich hatte mich auf jahrelanges Training eingestellt.


    Einzig andere Hunde sind noch ein rotes Tuch für ihn. Bis auf eine Hündin. Die treffen wir seit einem Monat immer mal wieder bei Spaziergängen, anfangs hat Herrmann getobt. Die Hündin plus Herrchen haben sich aber nie beeindrucken lassen. Wenn Herrmann sich dann irgendwann halbwegs beruhigt hatte, haben Herrchen und ich uns in Bewegung gesetzt, so war Herrmann quasi gezwungen neben der Hündin herzulaufen. Nach dem 10. Lauf hatte ich mal die Idee, Herrchen die Leine vom Herrmann in die Hand zu drücken und habe die Hündin geknuddelt. Man konnte direkt zusehen, wie es in Herrmanns Kopf gerattert hat. Das Ende vom Lied: die beiden mögen sich und können zusammen wunderbar toben. Genial!


    Ich kann jetzt nur leider nicht jeden Hund im Dorf knuddeln und zu gemeinsamen Spaziergängen verdonnern. Habt ihr eine Idee, wie man das jetzt ausweiten kann?


    Ach so, der TA meinte übrigens, Herrmann wäre ein Pointer-Mischling. Das kommt seinem Charakter auch wirklich am nächsten.


    LG, Simone

    Er geht von alleine erst an den Napf, wenn ich den Raum verlassen habe...... vorher steht er recht steif da und weiß nicht so recht

    Fast genauso war es letztes Jahr auch bei uns noch. Herrmann hat dann zwar gefressen, war aber eben stockesteif und hat jeden misstrauisch beäugt, der auch nur in die Nähe kam. Mittlerweile ist das zumindest bei Trofu absolut kein Thema mehr und bei Nassfutter ist er mittlerweile auch sichtlich entspannter, weil er in der Erwartungshaltung ist, es könnte noch mehr geben. Ich hatte angefangen, immer nur ein paar Happen reinzumachen, daneben stehen zu bleiben und wenn er aufgegessen hatte, wieder ein paar Happen mehr etc. Damit er das neben dem Napf stehen und sich rüberbeugen mit etwas positiven verknüpft.
    Lieben Dank für deinen Mutmacher in Sachen TA. Ich komme ja oft genug an der Praxis vorbei und bin jedes Mal wieder erstaunt, dass dort ausnahmslos alle Hunde absolut gelassen sind. Sobald das mit dem Maulkorb klappt, werden wir sicherlich mit dem TA einen Weg finden.


    Hallo Themis, ich hatte dich wirklich falsch verstanden. Nach dem 15. Tausch hab ich übrigens aufgehört, Herrmann hätte am liebsten weitergemacht und nach ein paar Malen war vom anfänglichen leichten Stress keine Spur mehr. Ich glaube, ich hab hier ein falsches Bild aufgebaut. Es geht mir nicht darum, Herrmann zu stressen und damit zu quälen. Es geht mir in meinen Übungen darum, bei Herrmann den Stress rund ums Fressen abzubauen, damit ich einen besseren Zugang zu ihm finde.
    Die einzige Motivation und Belohnung ist für ihn fressen. Kein kraulen, kein spielen, einfach nur fressen. Was sich aber schwierig gestaltet mit diesem Futterneid. Deshalb dieses langsame rantasten und da kommt das trockene Brötchen von dir einfach genial daher.


    LG, Simone

    Hallo Nicole, genau um so eine Liste ging es mir :) Ich stand zurzeit echt auf dem Schlauch, wie ich weitermachen kann.


    Hallo Themis, ich MUSS mit Futter weitertrainieren, weil Herrmann sonst vor Langeweile stirbt. Und bei diesem Training (Ansagen ausführen, dafür Belohnung sowie Suchspiele) ist er auch voll dabei und weitab von angespannt.
    Gestern habe ich den Kong mal mit Paprika bestückt, weil der die so richtig liebt und dann haben wir geübt, Kong gegen Wurst tauschen, die er noch mehr liebt. Zwei Fortschritte: Er hat sich 5 Minuten am Stück mit dem Kong beschäftigt und den späteren 15 Mal wiederholten Tausch Kong gegen Wurst hat er liebend gern mitgemacht.
    Die Idee mit dem trockenen Brötchen werde ich auf jeden Fall aufgreifen! Aber erstmal mach ich mit dem Kong weiter und wenn er hier tiefenentspannt ist, wenn ich den wegnehme, dann kommt das Brötchen, bei dem er anfangs wohl auch erstmal skeptisch sein wird.
    So können wir uns dann wohl weiterhangeln zum Maulkorbtraining.


    LG, Simone

    Hallo,


    ich glaube, ich hatte mich nicht richtig ausgedrückt. Es ist definitiv nicht so, dass wir ständig an Herrmanns Futter rangegangen oder ihm was vor der Nase weggeschnappt haben. Das sind Einzelfälle, z.B. zum Napf reinigen oder zersplitterte Knochen wegschmeißen (er hat immer mehrere, weil er die immer mit in den Garten schleppt und dann vergisst, wo er sie abgelegt hat).
    Aber gerade durch das aus der Hand füttern und auch warten, wenn ich ihm etwas hinlege, dass er sich nicht draufstürzt, möchte ich meinen, dass ich dadurch erreicht habe, dass er nicht gleich steif wird, wenn jemand nur mal einen Knochen zur Seite kickt, weil er im Weg rumliegt. Das war vor einigen Monaten noch undenkbar. Da kniepst er jetzt nicht mal mehr ein Auge auf :)
    Der nächste logische Schritt wäre eben für mich, dass er lernt, dass wenn er einen Knochen in meine Hand spuckt, dass er dafür ein Leckerchen bekommt und (vorerst) den Knochen dann sofort wieder bekommt. Einfach, um ihn noch weiter zu beruhigen, dass ihm hier niemand was böses will. Und auch als Vorbereitung fürs Maulkorbtraining, weil ich nicht möchte, dass er den mit Hundeleberwurst beschmierten Maulkorb als zu verteidigenden Gegenstand ansieht.


    Aber vielleicht habt ihr Recht und es müssen bessere Leckerchen her.
    Als tickende Zeitbombe würde ich Herrmann nicht mehr bezeichnen, wenn es um Futter geht. Er hat sich schon ein wenig in die richtige Richtung bewegt und wir haben ja auch einiges gelernt ;)


    Dass er zum TA muss, sind wir uns alle einig. Selbst wenn es nicht zur Vorsorge wäre, aber irgendwann wird sicherlich mal was sein und dann sollte er bis dahin schon ein wenig Erfahrung darin haben. Darauf arbeite ich ja auch hin. Ich habe aber das Gefühl, dass es nichts bringt, ihn jetzt auf Gedeih und Verderb dorthin zu schleifen, Maulkorb verpassen, fixieren etc., dann hab ich wohl im dümmsten Falle einen Hund hier, der mir absolut nicht mehr vertraut und DAS wäre dann eine tickende Zeitbombe.


    Dass Hunde Verhalten ortsbezogen aufbauen find ich ziemlich interessant. Ich gehe dann mal davon aus, dass wenn es aber an 3-4 Orten klappt, dass dann Verknüpfungen zum richtigen Verhalten schneller hergestellt werden? Also in dem Dreh: Geschützt im Garten sind Pferde in Ordnung. Dann: Pferde in zig Metern Entfernung von einem Feldweg aus in den Griff bekommen, bis das in Ordnung ist. Dann zu einer weiteren Weide, dann wirds schon leichter, ihn zu korrigieren etc. Und irgendwann läuft er an der Leine, Pferde rennen vorbei und werden nicht mehr beachtet?
    Und dann gehts weiter mit anderen Tieren....


    Fragt sich halt nur, wie ich ihn korrigiere. Ich hatte wie gesagt schon zwei Trainer hier, weil Hundeschule geht halt nicht. Und das hat alles nichts geholfen. (Ansätze waren positives durch Futter und Lob bestärken, negatives ignorieren und einfach weitergehen, dann wieder auf mich aufmerksam machen, wieder Lob etc.) Momentan entwickelt sich so ein Gefühl, dass ich vielleicht doch mal ernster werden soll, im Garten hats damit letztendlich ja auch geklappt. Wie gesagt, wenn er mir im Garten jetzt durch die Lappen geht und Rabatz schlagend durch den Garten springt und ich dann einen Pfiff loslasse, kommt er sofort freudestrahlend zu mir. Da stand er anfangs nach einem energischen "nein" von mir auch stockesteif vor mir und hat die Zähne gefletscht.


    Es rattert gar heftig in meinem Kopf.


    LG, Simone

    Hallo :)


    Millemaus, das Zeigen und Benennen-Training klingt sehr interessant! Ich denke, ich setz mich mal mit dem Clickertraining auseinander.
    Ich fand bis jetzt eigentlich immer, dass diese Rütter-Methode, dem Hund was besseres als pöbeln anzubieten und damit gleichzeitig den Hund auszulasten, ziemlich sinnig. Inwiefern könnte das problematisch sein? Ich will ja nun auch nicht noch mehr versauen.
    Mit gesundheitlich scheinbar in Ordnung mein ich, dass er bei egal welcher Bewegung keine Schmerzlaute von sich gibt oder Bewegungsabläufe gar vermeidet. Nur seine Kondition ist quasi nicht vorhanden. Da er danach aber nur mit erhobenem Kopf hechelt und sich mit einem grunzen hinlegt und nicht, wie eine herzschwache Katze meines Bruders (die aber leider schon verstorben ist) den Kopf hängen lässt und immer wieder hustet, scheint (!) mir da auch alles in Ordnung zu sein. Aber zum Tierarzt muss er definitiv früher oder später, wobei mir früher lieber wäre. Denn richtig in eine Hundeschule könnten wir eben auch nur bei vollständiger Impfung und die kann er derzeit noch nicht kriegen, weil er eben wirklich komplett austickt.


    Nach der Keilerei hatte er sich wirklich gefreut. Wenn Herrmann unsicher ist, dann wedelt seine Rute eher langsam, steif und auf Halbmast hin und her. Daran merke ich immer, wenn ihm eine Katze ZU nah kommt. Die nächste Tat, wenn ich ihn nicht stoppe (weil ichs nicht gesehen habe), ist dann Verfolgungsjagd. Wenn er sich freut, dann wackelt sein ganzer Hintern mit und er kieselt sich um sich selbst und das war da der Fall.


    Munchkin, unsicher kann so im Allgemeinen bei Spaziergängen schon sein. Bei der reizarmen Umgebung wirds halt schon schwierig, weil ich die Wege eben nicht für andere sperren kann. Es ist halt einfach total doof, dass Herrmann im Garten gelernt hat, selbst im Angriff zu stoppen (Katzen, Pferde) und auf Pfiff unmittelbar zu mir zu kommen, 30 Meter weiter auf dem Feldweg aber muss ein Pferd nur mal schnauben und schon tickt er aus, obwohl es im Grunde genommen weiter weg ist, als wenn es auf dem Feldweg hinterm Garten entlanggeführt wird.
    Ich denke aber, dass ich das Maulkorbtraining mal in Angriff nehme und hoffe, dass er da mitmacht (Futterneid!). Aber das würde mir selbst auch mal ein bisschen Angst nehmen, was sich wohl auch positiv auf ihn auswirken würde.


    Lieben Dank für eure Lösungsvorschläge. Wir kriegen das schon noch irgendwie hin, dass das Kerlchen zum TA kommt und auch mal ganz entspannt spazieren gehen kann.


    LG, Simone

    Hallo,


    lieben Dank für euer Interesse. Herrmann geht wohl am ehestens Richtung Sennenhunde, Entlebucher, Appenzeller, so in dem Dreh, könnte auch ein bisschen Labrador drin sein, sowohl vom Aussehen, als auch teils vom Benehmen her - Bekannte haben einen Labbi aus der Arbeitslinie und die ist manchmal eine Kopie vom Herrmann, der auch wie ein Jungspund herumspringen kann und halt dieses kieseln und winden etc., vor allem, wenn geliebter Besuch kommt.


    Schmerzen würde ich jetzt wirklich ausschließen. Wir waren direkt nach der Übernahme mit ihm beim Tierarzt, aber der konnte nicht wirklich was machen, weil Herrmann ihn kaum ranließ. Beim Setzen vom Tassochip ist er komplett ausgetickt. Ich hab den Eindruck, als ob er bei der Vorgängerfamilie auch eher nur auf dem Hof und im Haus gelebt hat. Die haben ihn ja abgegeben, weil sie in eine Stadt ziehen wollten und er dann nicht mehr auf dem Hof sein konnte. Ich hab leider nie genau nachgefragt.


    Bei der einen Futtersituation war ich direkt nebenan, Herrmann hatte längst fertig gefressen und lag ca. 1,5 Meter daneben auf seiner Decke. Er ist dann sofort geifernd aufgesprungen und wild beißend und krallend an meinem Sohn hochgesprungen. Bei Knochen wegnehmen ists ja so ähnlich. Herrmann hat fertig gekaut, das Teil liegt neben ihm, ich wills nehmen und wird mindestens stockesteif, greift MICH aber nicht an (die anderen trauen sich aus verständlichen Gründen nicht). Mit gegen Leckerchen tauschen klappt es einigermaßen, aber er ist sehr wenig erfreut darüber, auch wenn er das Leckerchen annimmt. Sobald der Knochen o.ä. aber in meiner Hand ist, ists auch gut. Wenn ich den dann wieder auf den Boden lege, Herrmann will ran und ich sage "nein", akzeptiert er das, ohne zu murren. Dann springt er ein paar Schritte zurück, guckt mich eher neugierig an und legt sich seufzend hin, kann darüber hinaus sogar einschlafen. Aber wenn ich ihm den dann erstmal gegeben habe, gibt er ihn nur sehr, sehr ungern wieder her und aus dem Maul nehmen könnte ich den garantiert nicht. Beim normalen Trockenfutter ist das kein Problem. Auch da kann er warten, egal ob das Futter auf dem Boden liegt oder einladend auf meiner offenen Handfläche. Erst wenn ich "jetzt kannste" sage, geht er hin und nimmt es. "Jetzt kannste" übrigens bei egal was und wahrscheinlich auch, egal wie lange.
    Beim Kong wegnehmen, wenn er damit fertig ist, geht im Grunde genommen auch, aber da wirkt er auf mich schon wieder eher misstrauisch. Drauf zeigen, anstupsen etc., um ihn zum rumprobieren zu animieren, kann ich aber problemlos, da ist er nur neugierig.


    Zu Feldwegen fahren bräuchte ich ja nicht mal, sind direkt hinter unserem Haus. Aber es sind halt überall Tiere. Hier hoppeln die Hasen, grasen Pferde und Rindviecher, streunen Katzen herum oder eben auch mal andere Hunde. In den anderen Dörfern sieht es genauso aus. Es ginge also, wenn überhaupt nur nachts und damit mein ich wirklich eher so Mitternacht rum. Wenn er da dann aber wieder was hörte, war direkt wieder Terror angesagt.


    Im Garten ist ER wirklich leinenführig. Wirklich er, nicht ich :) Da stören ihn dann auch keine Nachbarskatzen oder vorbeitrabende Pferde. Durch letztere kommt er zwar mal kurz aus dem Tritt, aber wenn ich ihm dann auf die Füße latsche, weil er nicht auf mich geachtet hat, ist er sofort wieder bei mir, macht alle Richtungs- und Tempowechsel mit und grinst in einer Tour, weil es ihm solchen Spaß macht. Übrigens komplett ohne Futterbestechung, weil wir die Suchspiele ohne Leine machen. (Er braucht im Garten ja gar keine Leine, ist ja eh alles umzäunt, ist ja nur zum üben, was aber für die "reale" Welt nichts bringt.


    Mein Eindruck ist, dass Herrmann sehr lernfähig ist, auch wenn nicht hundetypische Verhaltensweisen bei ihm sehr lange brauchen. Ich habe aber gar keine Idee, wie ich ihm beibringen kann, an der Leine nicht auszuticken. Jetzt einfach wieder rausgehen trau ich mich ehrlich gesagt auch nicht, weil allein sein kratzen schon massiv weh tut.


    Meine Idee war ja, da er absolut kein Verständnis dafür hat, einen Futterbeutel, Ball etc. ins Maul zu nehmen und damit loszugehen, dass ich einen Kauknochen werfe, den er apportieren könnte. Weil mit Kauknochen rennt er stolz wie Bolle rum. Das scheitert aber daran, dass er den nur sehr ungern eintauscht. Ich dachte halt, wenn ich ihn draußen mit apportieren beschäftige (so richtig Rütter-mäßig halt), dass er dann darüber hinaus vergisst, sich geifernd in die Leine zu legen. Denn Angst schien er damals nicht gehabt zu haben. Wenn die Situation vorbei war, hat er mich schwanzwedelnd und breit grinsend angeguckt und hat sich auch nicht davon beeindrucken lassen, dass ich mich dann von ihm abgewendet habe. Er hat sich dann einfach für sich selbst weitergefreut. Komischer Kauz.


    Liebe Grüße, Simone

    Hallo,
    ich denke, ich brauche mal ein wenig Input. Mein Mann und ich haben vor knapp einem Jahr auf meinem Wunsch hin einen Hund von privat gekauft/übernommen. Herrmann ist ein nun 9jähriger, unkastrierter Mischlingsrüde und ist eigentlich grundsätzlich zum knuddeln, auch wenn er da gar nicht so wild drauf ist. Ein paar grundlegende Dinge konnten wir am Anfang leicht klären (nicht aufs Sofa oder ins Bett, nicht in die Küche, beim essen nicht betteln...), dass die Nachbarskatzen nicht gejagt werden sollen, hat länger gedauert, aber immerhin dürfen die jetzt grundsätzlich bis auf einen Meter ran, er dreht dann einfach seinen Kopf weg und gut isses. Wenn es ihm dann doch mal zu viel wird und er geifernd und bellend hintern ihnen herrennt, dann lässt er sich aber auch sehr gut abrufen.
    Seine Probleme (oder unsere mit ihm): Futterneid bei leckeren Sachen. Teilweise lässt er es zu, wenn man ihm was abnimmt, wirkt aber sehr angespannt. Zwei Mal hat er gebissen, als sein leerer (!!!) Napf, in dem was leckeres gewesen ist, hochgenommen wurde. Er war da wie von Sinnen, ist an meinem erwachsenen Sohn hochgesprungen, hat versucht, ihm ins Gesicht oder Hals zu beißen, hat ihm mit seinen Krallen heftige Striemen zugefügt....seitdem nehmen wir den Napf nur noch weg, wenn Herrmann nicht in der Nähe ist. Hat jemand was leckeres in der Hand und er sitzt sabbernd vor einem, genügt ein "nein", dann trollt er sich, legt sich hin und seufzt.
    Spazieren gehen: Ist nicht möglich. Sobald ihm ein anderes Tier (egal welches) begegnet, rastet er komplett aus und beißt wie wild um sich, springt an mir hoch und zerfetzt mir die Kleidung. Ich war jetzt schon seit Februar mit ihm nicht mehr spazieren, weil es eine einzige Tortur ist. Einzig wenn wir zu Feldwegen gekommen sind, ging es gut - solange er kein anderes Tier gehört oder gesehen hat. Vögel akzeptiert er aber noch. Wir haben zwar einen großen Garten, aber das kann ja nun auch nicht die Lösung sein. Ohne Ablenkung ist er übrigens super leinenführig und achtet auf mich.


    Und jetzt das größte Problem, weshalb ich obige Probleme nicht zu lösen vermag: Herrmann spielt nicht. Also nicht wirklich. Rennen findet er per se total blöd. Er springt zwar mal kurz wie ein Reh durch den Garten, wenn er einen Haufen gesetzt hat oder wetzt hinter einer frechen Katze hinterher, aber das wars dann auch schon. Hinter einem Ball, Stock, Seil, Futter (!) hinterherzurennen, ist ihm zu doof. Auch apportieren fällt damit komplett flach. Was einigermaßen geht, sind Versteckspiele, er setzt gern seine Nase ein. Aber wenn er etwas nicht auf Anhieb findet, dann denkt er sich wohl, dann halt nicht, geht auf die Terrasse und legt sich hin. Wenn ich eine Spur aus Futterstückchen lege, muss ich vorausgehen, ihn fast mit der Nase draufstippen, dann freut er sich auch, aber nach ein paar Metern hat er genug davon und trabt wieder zur Terrasse.
    Intelligenzspiele sind grundsätzlich interessant, müssen aber suuuper einfach sein. Futterstückchen unter einem von zwei Bechern verstecken und drauf zeigen geht noch einigermaßen, da ist er auch total dabei. Bei drei Bechern hörts auf und sowieso, nach 5-10 Mal verstecken hat er auch die Schnauze voll und trollt sich. Wenn er aus dem Stehaufmännchen-Kong nicht spätestens beim dritten Mal draufhauen Futter draus bekommt, legt er sich seufzend daneben.
    Sitz, Platz, Bleib und Rolle geht mittlerweile, aber auch nur in einer bestimmten Reihenfolge. Und nein, ich hab nicht alles zusammen mit ihm trainiert. Es ist aber unmöglich, ihn von Platz in den Sitz zu kriegen. Er will sich dann immer rollen und ist total verwirrt, wenn er feststellt, dass es dafür kein Futter gibt. Er probiert dann auch nicht mehr rum, sondern legt sich wieder seufzend hin. Für diese vier Befehle hab ich jetzt aber auch fast das gesamte Jahr gebraucht, in dem er jetzt bei uns ist. Das neueste ist "Bleib" und ist auch das einfachste bei dieser faulen Socke ;)
    Er hat im Übrigen keine Schmerzen beim gehen oder so. Er kann schon traben und laufen, hat aber null Kondition und ist halt auch einfach nicht mehr der jüngste.


    Habt ihr irgendwelche Ideen? Außer Standardfloskeln hab ich von zwei Hundetrainern bis jetzt nichts nützliches mitnehmen können. Erste Floskel: Den kriegen se nicht mehr hin. Zweite Floskel: Wenn der Rabatz macht an der Leine, einfach weitergehen.


    Er wirkt jetzt so, wie es ist, nicht total unglücklich. Aber wenn ich sehe, welchen Spaß er hatte, wenn wir mal zwei Minuten ungestört auf einem Feldweg spazieren gehen konnten, dann würde ich ihm das gern wieder ermöglichen. Dieses breite Grinsen ist halt einfach zu herrlich! Und irgendwann müssen wir ja sicherlich auch mal zum Tierarzt. Da graut es mir jetzt schon davor.


    Liebe Grüße, Simone