Beiträge von Pingupongoin

    Hallo ihr Lieben!


    Ich bin neu hier im Forum und suche händeringend nach Ratschlägen und Hilfestellungen bezüglich meines Hundes. Vor-ab ist es mir bestens bewusst, dass es schwierig ist, aus der Ferne zu helfen und dass das Problem niemals allein beim Hund liegt - ich suche auch keinesfalls nach Wundermitteln sondern nach Ratschlägen aller Art und bin sehr dankbar für alle Anregungen.


    Achtung, langer, langer Post:


    Zur Situation...
    Vor 5 Monaten haben meine Freundin und ich (beide 26 Jahre alt und Hunde-erfahren - ich wuchs mit Pflegehunden und einem Australischen Schäferhund auf und meine Freundin teilte ihre Jugend mit einem Golden Retriever) uns dafür entschieden, einen Hund aus dem Tierheim zu adoptieren, statt uns einen Welpen anzuschaffen und so zog es uns ins Berliner Tierheim, wo wir ein vor kurzem dort eingezogenes Findlingspärchen trafen - ein 11-Jähriger Terrier-mix, den wir Kuzco nannten und eine 6-jährige Pekingesendame, der (vermutlich) aufgrund von Inzucht die Augen fehlen. Man erzählte uns, dass sie zusammen gefunden worden seien und dass man sie nur zusammen abgeben wolle, da sie sehr an einander hängen. Keiner der beiden war kastriert/sterilisiert und natürlich sind zwei Hunde gleich mehr Arbeit, doch entschieden wir uns nach gesunden Gesprächen dafür, sie auf Probe zu uns zu holen. Fünf Tage lang waren sie bei uns zu besuch und wie so häufig bei Tierheimhunden, gab es keine aufffallenden Probleme. So fanden sie gleich im Anschluss bei uns ein Zuhause und die Eingewöhnungsphase begann... kurze Zeit später wurde Kuzco kastriert
    Mitte Oktober, 6 Wochen nachdem wir sie zu uns holten, begannen allerdings dann Auffälligkeiten ans Licht zu kommen. Die Probleme, die wir haben, beziehen sich ganz allein auf Kuzco, da Daisy erstaunlich pflegeleicht im Umgang ist.


    Kuzco ist wie bereits erwähnt bereits ein rentner - 11 Jahre alt und ein hübscher Mischlingsüde. Wir vermuten eine gut gelungene Mischung aus Jack Russel, Husky und etliche andere Dinge, haben allerdings wenig Anhaltspunkte, bis auf sein Aussehen. Aber sei's drum. So hübsch er auch ist, so anstrengend ist er allerdings in fast jeder Hinsicht.


    Punkt 1: Gebell und Besuch


    Kuzco ist laut. Ständig. Wegen allem. Geht jemand durch das Treppenhaus, bellt er laut und lange - gern auch fünf Minuten nach dem der Passant längst weg ist. Gibt es innerhalb der Wohnung Krach (hin und wieder machen auch wir Menschen Geräusche), reagiert er sofort mit einem tiefen Gebell (seines ist nicht etwa ein helles, penetrantes sondern ein tiefes, dunkles, lautes, nachhallendes Bellen). Klingelt es an der Tür, eskaliert alles und er schießt wie eine Rakete hin, knurrt und kläfft, quetscht sich durch die Tür und geht in Abwehrhaltung auf wer auch immer armes auf der anderen Seite der Tür steht zu, bellend, knurrend, alle Arten von peinlich. Klingelt ein Handy, ... ihr seht das Muster. Die Reaktion auf alles und jeden erdenklichen Reiz ist lautes Gebell, das so schnell nicht versiegt. Wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus in Stadtlage und unsere Nachbarn (auch die 3 Parteien mit eigenem Hund) sind mittlerweise wenig begeistert. Uns wurde von einer Hundetrainerin dazu geraten, ihm zu zeigen, dass es keinen Grund gibt, auszurasten in dem wir die beispieweise bei der Klingel einfach nicht aufgeregt reagieren und Klingeltraining machen - das probieren wir nun seit 8 Wochen und es ändert sich nichts. Weder der konsequent ruhige Zugang zur Tür wenn es klingelt, noch beruhigendes Ansprechen zeigt Wirkung. Ihn abzulenken ist unmöglich - er ist total einspurig und lässt sich nicht einmal auf Leckerlis zum schönfüttern ein. Dass er überhaupt Luft holt ist bemerkenswert. Das eine Mal, an dem ich es geschafft habe, ihm ein Leckerli ins Maul zu stopfen, hat er statt es zu kauen, sich daran verschluckt vor lauter gebell - nicht, dass ihn das aufgehalten hätte. Auf seinen Platz schicken kann man ihn auch nicht (kann man schon, aber er bleibt nicht und in Stresssituationen kann man es sofort vergessen), Grundkommandos beherrscht er nicht. Wir vermuten, dass er schlicht und ergreifend unsicher ist, doch wissen wir langsam nicht mehr, was wir noch probieren sollen. Wir sind auf Wohnungssuche und dieser Geräuschpegel macht sich wahnsinnig schlecht bei neuen Nachbarn - mal davon abgesehen, dass er mir die Nerven raubt.
    handelt es sich beim Klingelmännchen um Besuch, der die Wohnung betritt (Freunde, Bekannte, Hausmeister, Handwerker, etc.), dann bellt er durchgehend laut und penetrant und unaufhaltsam weiter - auch wenn er begrüßen durfte, er versucht immer noch alles und jeden zu vertreiben. Ausdauernd - er hat schon ganze 2 Stunden so durchgehalten, bis ich schließlich die Nerven verloren habe, und ihn auf seinen Platz gesetzt habe und laut geschimpft habe. Das bescherte mir exakt 2 Minuten Ruhe, dann ging das Affentheater wieder los.


    Punkt 2: Andere Hunde und Leinenverhalten


    Kuzco kann andere Hunde nicht leiden. Sieht er sie kommen, ganz gleich wie weit sie entfernt sind, versteift er sich an der Leine sofort, verliert binnen 20 Millisekunden total den Bezug zur Realität und dann... ja dann geht es los. Er reißt an der Leine, fletscht die Zähne, knurrt, bellt und klingt wie ein tollwütiges Etwas während er sich in sein Geschirr stemmt und alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Bei manchen Menschen reagiert er genau so aber bei Hunden ist es 100% gesichert. Einfach weitergehen, mitschleifen, nicht drauf eingehen, schönfüttern... alles bereits probiert aber nichts zeigt Wirkung. Er ist überhaupt nicht zugänglich und hört erst dann auf, wenn die meist wenig erfreuten Hund-Mensch-Gespanne außer Sichtweite sind. Er geht allgemein beim Spazieren immer nach vorn - weder hinter, noch neben mir, sondern so weit wie es die Führleine zulässt vor mir. Halti haben wir desbezüglich versucht, doch hat er da eine weitere Marotte - soll er (auch von Hundetrainerin beaufsichtigt) mit Halti spazieren, wird er zum Schauspieler. Er jault und quietscht, als hätte man ihn getreten. Nichts dergleichen haben wir je getan, doch reagiert er so auf so manches Machtwort - kommandiert man ihn von der Couch, jault er auf und macht einen auf armen, getretenen Hund (wann auch immer er etwas nicht möchte, ist das sein Standardverhalten).Der Halti wird mit den Pfoten bearbeitet und von Laufen kann keine Rede sein. Im Freilauf reagiert er auf andere Hunde genau so wie an der Leine auch - alles außer freudig.


    Punkt 3: Allein bleiben


    Bei seinem Bellverhalten ist es kein Wunder, dass dieser Punkt auch Kopfzerbrechen bereitet. Lässt man Kuzco auch für kürzeste Zeit allein, ist ohrenbetäubendes Gejaule, Gebell und Gequietsche an der Tagesordnung. Da es allerdings nicht immer angebracht ist ihn mitzunehmen - schließlich ist sein Verhalten draußen auch und IMMER eine Katastrophe und so muss er hin und wieder mit Daisy allein bleiben. Ich bin berufstätig und meine Freundin möchte gerne für einige Stunden am Tag wieder arbeiten und ich habe große Sorge, dass Kuzco das erschwert. Es sollte doch zumutbar sein, wenn man das Allein sein übt, einen erwachsenen Hund für 3-4 Stunden täglich allein zu lassen - oder? Wir üben seit etlichen Wochen bereits mit ihm - gehen ganz gelassen ohne große Verabschiedungen kurz vor die Tür und kommen gleich wieder, ziehen uns in Ruhe Schuhe und so aus und begrüßen die Hunde dann gelassen - ihre aufdringlichen Begrüßungen bis dahin ignorierend. Nicht mal 1 Minute klappt ohne Geheul und Gebell und hier schließt sich dann unsere Hündin an. Allgemein ist sie sehr umgönglich aber beginnt er seine Tiraden, folgt sie seinem Beispiel mit Gebell - was sich allerdings schnell legt und keineswegs so zwanghaft verhält wie seines. Fast als ob ihre Blindheit sie dazu bringt, sich zu denken "ach, wir bellen jetzt? Okay, dann los!" -kurz stimmt sie mit ein und dann hat es sich für sie erledigt und sie geht spielen, schlafen oder sich beschäftigen.


    Kuzco hat keinen Spieltrieb - so gar keinen, er hat an Spielzeug, Bällen oder anderem fordernden Spiel kein Interesse, was es sehr schwer macht, ihn zu motivieren. Bevorzugt liegt er auf der Couch und schläft - alternativ auch auf seinem Platz aber wenn man ihn lässt, dann gehört er als fünftes Sofakissen zur Möblierung. Auslauf bekommen beide genug - gut und gerne 1,5-2 Stunden am Tag, plus kurze Auflüge zum Geschäft erledigen im 4 Stunden Takt.


    Ich bin mir sicher, dass wir bestimmt Dinge falsch machen aber langsam bin ich ratlos und an einem Punkt, wo 50% meines Rudels eine Qual darstellt und eine Behinderung meines Lebens geworden ist. Und das sind keine Umstände, die ich hinnehmen möchte. Meine Beziehung belastet es natürlich auch, dass wir nicht weggehen können, nichts unternehmen, nicht einmal zuhause entspannen können. Ich bin bereit mit ihm zu arbeiten, ich weiß nur nicht wie - es scheint mir als gehen uns die Mittel aus. Seine Eifersucht im Bezug auf meine Partnerin - er schiebt sich bevorzug zwischen uns und es macht mich wahnsinnig - ist da noch das geringste Übel. Ich möchte nicht glauben, dass er mit 1 Jahren einfach zu alt ist um erzogen zu werden und ich würde ihm wahnsinnig gern ein gutes Zuhause bieten, in dem er den Rest seiner Jahre leben kann. Ich habe ihn sehr, sehr lieb, aber gebe offen zu, dass ich mich auch weigere, mein Leben von 8kg Hund dermaßen einschränken zu lassen.


    Langer, langer Aufsatz - entschuldigt die Länge aber die Probleme häufen sich und ich bin wirklich verzweifelt. Meine Partnerin nicht weniger. Wir würden uns sehr über Hilfestellungen und Tipps, Anregungen und Ratschlägen freuen!


    Liebe Grüße,


    Julian & Sophia, Kuzco und Daisy