Hallo meine Lieben, leider muss ich mitteilen, dass ich meine Lua vor 3 Tagen erlösen musste. Sie hatte ein schweres Eiweißverlustsyndrom, wovon sie sich nicht mehr erholen konnte. Vom Auftreten deutlicher Symptome bis zum Tod verging mal gerade eine Woche.
Als sich eindeutig zeigte, dass Lua nicht zu retten sein würde, haben wir nicht lange gezögert. Worauf sollten wir warten? Bis es ihr richtig schlecht geht oder es mit Drama zum Kollaps kommt?? Nein, das wollten wir ihr ersparen. Unsere Lülü hat bis zum vorletzten Tag trotz Wasser im Bauch immer noch sehr entspannt im Körbchen gelegen und hat wach und aufmerksam alles beobachtet. So konnte sie mit dem Gefühl über die Regenbogenbrücke gehen, dass eigentlich alles noch einigermaßen in Ordnung ist.
Unsere Lua ist 13 Jahre alt geworden, und bis zum Anfang letzter Woche war sie - zumindest scheinbar - fit, ist gerannt und hat sich wie immer begeistert im Gras gewälzt. Aus vollem Lauf warf sie sich immer hin, rollte sich über die nicht mehr vorhandene Schulter ab und ging in ein genussvolles Wälzen über. Und das alle 10m. 
Trotz ihrer Behinderung ging es Lua blendend, die Lebensfreude quoll ihr aus jeder Pore, und auch 5 Jahre nach der Amputation hatte sie keine Probleme mit dem Aufstehen oder Laufen. Jeden Tag rannte sie begeistert über die Wiesen an der Elbe oder ging fröhlich ins Wasser, trug bei Spaziergängen eine Karpalgelenks-Bandage am gesunden Bein . Als sie etwas langsamer im Gangbild wurde, ließen wir ihr versuchsweise Librela spritzen. Das hat ihr sehr gut getan, und da es ihr damit tatsächlich erkennbar besser ging, bekam sie das die letzten Monate regelmäßig alle 4 Wochen. In den letzten Monaten kam langsam der ursprüngliche Tumor an der entfernten Schulter wieder (infiltrativ wachsendes Lipom), das wurde aber nur beobachtet. Zu einer erneuten Vorstellung in der Onkologie-Praxis kam es nicht mehr.
Für uns kann ich sagen, dass die Amputation genau die richtige Entscheidung war und Lua eine Hündin, die damit sehr gut zurecht kam. Sie sprang hoch, drehte sich in der Luft im Kreis und kam mit allen Dreien wieder auf. Sie raste über Wiesen, konnte sogar schwimmen und Treppen laufen. Selbst gebuddelt hat sie, sie scharrte eben nur mit dem Vorderbein und sprang dabei immer etwas hoch. Zu sehen, wie diese Hündin so improvisierte und Lösungen fand, hat mein Herz aufblühen lassen. Unsere Lülü war unglaublich tapfer, immer extrem freundlich und stets gut gelaunt. Wir haben viel gelernt über Dreibeiner nach Verlust eines Vorderbeins, und würden jederzeit wieder ein Dreibeinchen aufnehmen. Unser nächster Hund wird definitiv wieder ein Hund mit Handycap. Lua hat diese Einschränkung, die später keine mehr war, sehr gut gemeistert, aber es gibt auch Hunde (wie zB. eine frühere Westiehündin von uns), denen man das nicht zumuten kann und wo wir das nicht gemacht hätten. Ich denke, manchmal ist es besser, dann eine auch deutlich kürzere Lebenszeit zu akzeptieren, als dem Hund eine Einschränkung zuzumuten, mit der er nicht zurechtkommen wird. Einfach weil er zB. nicht die vielen Untersuchungen ertragen würde oder todunglücklich sein würde, weil er einfach einen anderen mentalen Status hat als andere Hunde. Das muss man in meinen Augen immer berücksichtigen, denn in erster Linie muss der Hund mit der Amputation zurechtkommen, nicht wir Menschen.
Mein Fazit zum Thema Vorderlauf-Amputation:
Ein Hund kann alles machen wie vorher und ist nicht wirklich eingeschränkt außer beim langsamen Gehen, und ich würde es, wenn alle Voraussetzungen gegeben sind, definitiv wieder machen. Allerdings dauert es durchaus länger, bis ein Hund sich damit wirklich richtig arrangiert hat und alles wie früher machen kann. Bei Lua dauerte das etwa 4 Monate. Diese Informationen haben mir damals gefehlt und ich hätte sie gern gehabt.
Auf jeden Fall kann und möchte ich allen, die mit einer Vorderlauf-Amputation konfrontiert sind, Mut machen.
Ich liebe Handycap-Hunde! 