Beiträge von Crocuta

    Ich muss noch mal anmerken, dass es mir in der Diskussion tatsächlich schwer fällt, mich klar zu positionieren.


    In der Regel ist das nicht der Fall, da ich aversiv arbeitende Trainer und Schwurbel-Leute ablehne und da auch relativ wenig Spielraum lasse.
    Ich stehe auch bezüglich der Kritikpunkte in fast allem (jetzt mal abgesehen von gewissen Begrifflichkeiten, die ich nicht so eng sehe, weil ich glaube, dass sie nur schwammig benutzt wurden) auf der Seite der Hellhound-Gegner.


    Nichtsdestotrotz sagt mir die Art von Vanessa Bokr zu, ich finde sie menschlich gesehen sympathisch, halte sie tatsächlich für nicht so unwissend und auch für kompetent in ihrem Tun und denke, dass ihre Intention wirklich nicht die Schlechteste ist.
    Es fällt mir also auch nicht leicht, sie jetzt als Ganzes abzuwerten, weil ihre Arbeit in einigen oder mehreren Bereichen suboptimal und kritikwürdig ist.
    Das ist ein Dilemma, das ich selten bei solchen Diskussionen habe, weil ja in den meisten Fällen die Dinge relativ schnell eindeutig sind. In diesem Fall finde ich das schwieriger.

    Da hat sie dann irgendwas gefaselt von "Selbstidentifikation" und "Burn-Out" bei Hunden ...
    und ich dachte nur " " und habe dann nach dem Knopf fürs " " gesucht.


    "Ein Hundemessie im selbst gestrickten Engelskostüm", stimme ich zu, würde ich aber noch ergänzen um "die sich eine eigene pseudowissenschaftliche Theorie zusammengebastelt hat"

    Ich will Vanessa eigentlich gar nicht verteidigen, weil ich sie nicht kenne und die HF so ganz grundsätzlich in einigen Punkten auch kritikwürdig finde, die u.a. angesprochen wurden, würde aber in diesem Punkt dennoch behaupten, ohne sie zu kennen, dass sie sicher nicht an Hunde-Burnout als wissenschaftlich belegbare Diagnose glaubt und davon auch nicht gesprochen hat, sondern dass diese Begriffe eher als Beschreibung und zur Verdeutlichung für die breite Masse dienten, um verständlich zu machen, dass die Hunde teilweise aus für sie sehr schwierigen, stellenweise reizüberflutenden Verhältnissen stammen, teils ihre Bedürfnisse nicht ausleben konnten, etc.
    Das ist eben mit bestimmten Oberbegriffen schneller und leichter zu verdeutlichen, sofern man diese nicht auf die Goldwaage legt.


    Die Größe der Hundegruppen finde ich im Übrigen auch kritikwürdig. Soweit ich weiß, ist aber ohnehin eine Vergrößerung um eine große Außenfläche geplant. Sofern sie dann nicht noch mehr Hunde aufnimmt und diese dann ebenso vollgestopft wird, ist das ja per se erst mal gut.

    Genau diesen Punkt scheinst du nicht zu verstehen. Das hat er eben nicht gemacht. Es sprechen mehr Argumente gegen eine solche Einschätzung als dafür. Wahrscheinlicher ist auch, dass erst durch die Stiche der Chihuahua verletzt wurde, weil Schmerzeinwirkung den Griff verstärkt. Einen Chihuahua am Hals zu tödlich verletzen braucht keine starke Beissintensität. D.h. nicht, dass Maulkorb und Leine auf jeden Fall am Hund hätten dran bleiben müssen.
    Der Hund hat nicht wegen des Schmerzes abgelassen, sondern weil er keine Luft mehr gekriegt hat, weil der Typ in die Lunge gestochen hat, bei jedem Atemzug quoll Blut hervor.
    Am Bein oder so hätte man das noch mit Unwissen abtun können, so muss man eher von Vorsatz ausgehen.

    Das ist sicherlich ein Punkt, den man bei der Sache bedenken muss, ja.
    Ich war allerdings nicht dabei und kann dir nicht sagen, ob der Vorfall für den Chi tödlich ausgegangen wäre, wenn der Mann den Boxer-Mix nicht abgewehrt hätte. Bei dem Größenunterschied halte ich erhebliche Verletzungen eben für sehr wahrscheinlich und darüber hinaus kann es halt nicht sein, dass ein Tier aus dem Garten entweicht und explizit auf einen anderen Hund losgeht. Es mag sein, dass dies aus Sicht des Tieres eine begründbare (da territoriale) Aggression ist - nichtsdestotrotz stellt das für die Umwelt ein Gefahrenpotenzial dar, das eben in diesem auch ohne den Vorfall vorhanden gewesen wäre. Da geht es ja vorrangig um die Bereitschaft, sich auf einen anderen Hund zu stürzen und ihn zu beschädigen. Deswegen war meine Aussage auch mehr im Sinne von "Man weiß nie, wofür es gut war" gemeint. Das heißt nicht, dass der Hund den Tod verdient hat, aber es ist eben in diesem konkreten Fall auch fraglich, ob der Hund nicht stattdessen irgendwann einen anderen Hund attackiert und vielleicht sogar getötet hätte. Möglich wäre es.


    Und ja, man kann es nie vorher wissen, ob etwas passiert und ja, das kann in der Theorie mit jedem Hund passieren - mit einigen ist es aber vorhersehbar, mit anderen weniger. Und da dieser Hund ja zu einem Wesenstest sollte, war vorhersehbar, dass er offensichtlich ein Aggressionsproblem hatte. Er stellte also ein Gefahrenpotenzial dar. So ganz objektiv festgestellt.
    Wäre er immer ausreichend gesichert gewesen und hätte die Halterin einen gut gesicherten Garten gehabt, wäre das kein Problem gewesen. So war es das aber und es ist fraglich, nach dieser Geschichte, ob die Halterin wirklich verantwortungsbewusst genug ist, einen solchen Hund, mit solchem Potenzial zu führen. Von daher: "Man weiß nie, wofür das gut gewesen ist."

    Besonders der Umgang mit dem Rotti und dem Kinderwagen (nicht das verlinkte Video) geht für mich gar nicht.

    Genau das wäre z.B. auch einer meiner Kritikpunkte gewesen.


    Allerdings würde ich bei dem Cesar-Millan-Vergleich widersprechen.
    Cesar-Millan ist einfach ein Schwätzer, der von Hunden, insbesondere der Körpersprache und Kommunikation, keine Ahnung hat, der keine Ahnung von Lernverhalten hat und nur irgendwas daher schwurbelt und Tiere mit aversiven Starkzwangmitteln traktiert.


    Vanessa Bokr zeigt hingegen in vielen Videos, dass sie die Körpersprache ihrer Hunde sehr genau lesen kann, selbst bei Tieren, die nahezu kein Drohverhalten vor der Eskalation zeigen, sondern innerhalb von Sekundenbruchteilen steif werden und dann zubeißen. Sie arbeitet explizit mit und über die Körpersprache, womit sich m.E. bezüglich ihrer Kompetenz ein wesentlicher Unterschied zu Cesar Millan ergibt, der Hunde in Todesangst versetzt und ihr Erstarren dann als "Unterwerfung" umdeutet.

    Ich bin normalerweise kein Fan aversiver Traingsmethoden und sehe einiges, was ich von der Hellhound Foundation aus anderen Videos kenne z.T. kritisch.
    Nichtsdestotrotz finde ich die Arbeit von Vanessa Bokr insgesamt wichtig und gut. Vieles von dem, was sie sagt, halte ich für richtig - insbesondere da sie immer wieder betont, dass Hunde heutzutage unter teilweise extrem (für sie) unnatürlichen Umständen leben müssen, dass immer mehr Menschen sich Tiere anschaffen, deren Rasseeigenschaften mit ihrer Lebensrealität und ihrer Bereitschaft, sich auf diese einzulassen, inkompatibel sind und dass es im Umgang mit Tieren essenziell ist, sich auf die individuellen Bedürfnisse einzulassen.


    Ich mag ihre unverblümte Art und glaube, dass sie viel von dem versteht, was sie tut - obgleich ich mit ihr vielleicht auch nicht in allen Punkten einer Meinung wäre.


    Allein schon die Bereitschaft, die sie mitbringt, sich um Tiere zu kümmern, die unter anderen Umständen garantiert eingeschläfert worden wären, ehrt sie in meinen Augen sehr.
    Natürlich kann und sollte man immer darüber diskutieren, inwiefern es besser ist, manche Hunde am Leben zu erhalten, die so offensichtlich nicht gesellschaftsfähig und unvermittelbar sind. In diesem Punkt vertrete ich normalerweise die Haltung, dass eine Einschläferung dem vorzuziehen ist, denke aber, dass es letztlich einen Unterschied macht, inwiefern dem Hund beim Erhalt seines Lebens eine angemessene Unterbringung ermöglicht wird. Und da sehe ich Vanessa Bokr tatsächlich als eine von wenigen, die das leisten können und auch wollen. Wenn ich da allein an Jamie denke (der braune Hund, der in fast jeder Einstellung zu sehen ist), der quasi eine Rundum-Betreuung braucht, weil er sich ansonsten blutig beißen würde, dann glaube ich, dass viele, viele Leute nicht dazu bereit wären, sie so etwas ans Bein zu binden. Aus guten Gründen, ja. Aber so hat der Hund es augenscheinlich gut erwischt und trotz schwerer Verhaltensstörung aufgrund von Traumata noch ein schönes Leben, was er nahezu nirgendwo sonst hätte, weil kaum jemand dazu bereit wäre, sich einen Hund mit derartiger Betreuungsintensität ans Bein zu binden.


    Darüber hinaus finde ich es auch gut, dass sie ganz genau selektiert, welche Hunde sie an welche zukünftigen Halter vermittelt und denke, dass sie aufgrund ihrer Erfahrung mit diesen Tieren auch einschätzen kann, wer geeignet ist, ein solches Tier zu führen, das eben besondere Kompetenzen der Halter erfordert.


    Insgesamt ist mein Bild von ihr also positiv, obgleich ich nicht in allen Punkten mit ihr konform gehe.

    Du meinst also, der Hund, wäre er nicht abgestochen worden, hätte Leinen-und Maulkorbbefreiung gekriegt nach solch einem Vorfall?

    Nicht nach einem Vorfall. Sondern wenn es den Vorfall nicht gegeben hätte. Ob er sie nun bekommen hätte sei mal dahingestellt, aber es ist besser so, als wenn er dann ganz "offiziell" so hätte geführt werden dürfen, dass für andere Hunde ein erhebliches Gefahrenpotenzial besteht. Und bei einem Hund, der sich durch den Zaun zwängt und einen anderen ohne Intervention tot gebissen hätte, würde ich da durchaus von Gefahrenpotenzial sprechen, ja.


    @network


    Ganz genau so war es gemeint!

    Nochmal: Da kommt ein Spaziergänger, der auf der Straße tut was er darf: Gehen und sich aufhalten.

    Eben.
    Ich verstehe gar nicht, wie das man überhaupt als Argument verwenden kann, um diesem Mann eine Teilschuld an dem ganzen Geschehen zuzuschreiben.
    Es ist völlig irrelevant, ob er da gestanden und geschimpft hat - er stand nicht auf dem Grundstück der Dame, sondern (ich nehme an) auf öffentlichem Boden, wo er sich aufhalten darf.
    Natürlich ist es aus der Sicht von Hundehaltern mit Garten ärgerlich, dass es Passanten gibt, die die eigenen Hunde am Zaun anstacheln, aber das rechtfertigt noch lange nicht den Angriff des eigenen Hundes auf einen anderen. Als Halter habe ich den Zaun gefälligst so zu sichern, dass da nichts passieren kann! Es ist doch nicht die Aufgabe anderer Leute, dafür zu sorgen, dass mit meinem Hund nichts passiert, was ist das bitte für eine Denkweise?

    Ich war zwischendurch mehrmals raus aus dem Thread und habe jetzt irgendwie rekonstruieren können, dass der Chi-Halter doch gar nicht so "schuld" war, wie sich das zu Anfang darstellte. Aussage der Halterin, er wäre am Zaun stehen geblieben hin oder her - Es ist dann letztlich doch ihre Verantwortung gewesen, wenn sich ihr Hund aus ihrem Garten entfernt und einen fremden Hund angeht. Mein Verständnis hat sich dahingehend also etwas verschoben - es ist nach wie vor krass und fraglich, inwiefern das nötig gewesen wäre, aber einen von einem Grundstück, sich auf einen Kleinsthund stürmenden Boxer-Mix aus Angst um diesen mit dem Messer abzuwehren, finde ich in dieser Konstellation schon wieder legitim.
    Und ganz ehrlich, mal so ganz ketzerisch, auch wenn das sicher wieder vielen aufstoßen wird: Der Boxer-Mix hätte zum Wesenstest gemusst. Ich nehme an für Leinen - und Maulkorbbefreiung? Im Grunde also gut, dass es nie dazu gekommen ist, hinterher hätte er den mit Glück noch bestanden und spätestens dann wäre irgendwann ein Hund dran gewesen, wenn die Halterin das als Freifahrtsschein für ihre Sorg - und Verantwortungslosigkeit nimmt.

    Und da find ich es offen gestanden echt bekloppt das manche HH meinen der hörtnix-tutnix müsse bei sowas geschützt werden weil isso.

    Habe ich halt nie behauptet so etwas, also verstehe ich nicht, wieso du dann mich zitierst.
    Dass ich selbst eine mehr als dezente Abneigung gegen Tutnixe habe, ist, so dachte ich zumindest, eigentlich aus meinem Post deutlich geworden. Hunde, die nicht hören, gehören halt an die Leine und Hunde, die darüber hinaus noch gern beschädigen, erst recht.

    Prophylaktisch nen Hund mit MK sichern weil dem evtl mal die Hutschnur platzt aus welchen Gründen auch immer .nö.

    Nein, davon war meinerseits auch nie die Rede. Von daher, ja. Missverständnis!