Beiträge von angiem

    Das kreiseln, egal ob eng oder weit breche ich ab indem ich den Hund an sehr kurzer Leine direkt neben meinem Bein halte. Ich persönlich finde es falsch den "vermeintlichen" Stressabbau zuzulassen, denn der Hund kann sich m.E. dadurch in irgendwas reinsteigern.Wenn man den Hund kommentarlos kurz nimmt und selbst Ruhe ausstrahlt, dann wird auch der Hund ruhiger und hat es nicht mehr nötig Stress abzubauen.

    Hätte ich das anfangs mit Nicky gemacht, bzw. wenn es unumgänglich war, ihn kurz zuhalten in solchen Phasen, dann hat der wie wild um sich gebissen und war gar nicht in der Lage überhaupt meine Stimmung wahrzunehmen.
    Dass Stimmungsübertragung überhaupt greifen kann, dafür brauchts im Gegenüber auch gewisse Voraussetzungen, welche aber in manchen Hunden in solchen Momenten gar nicht gegeben sind..............meine Erfahrung damit......


    Jetzt, nach mehr als 3 Jahren, keinerlei Problem mehr bei Nicky. Aber das musste erstmal erarbeitet werden.

    Klar kann man so ziemlich alles gegenkonditionieren.


    Für mich stellt sich dabei jedoch die Frage, individuell, was macht beim Einzelnen Hund tatsächlich Sinn und zwar AUCH für den Hund - und wo wird am Hund rumkonditioniert und er "in Führung gebracht", nur damit er möglichst einfach ins Leben des Menschen rein passt, sich anpasst, damit der HH dem Hund möglichst wenig Aufmerksamkeit schenken muss.
    Für mich ist ein Hund ein Hund und soll das, bei all der Verhaltensanpasserei, Umlernerei und Gegenkonditioniererei, auch bleiben dürfen.
    Sinn machts für mich dann, wenn der Hund durch seine Probleme ungesund gestresst ist und aufs Hundsein verzichten müsste, weil ihn seine Probleme dabei im Alltag zu sehr einschränken.


    Die meisten Probleme, welche oft als Probleme empfunden werden, lösen sich doch schon fast alleine durch gezieltes , sinnvolles Empowerment häufig wie von selbst auf, weil sich damit auch die zugrundeliegenden, emotionalen Motivationen verändern.



    Man muss bei manchen Hunden eben mehr 'Sinn' in Aufgaben stecken, die machen es eben nicht einfach deshalb, da der Mensch dann fröhlich quietscht - sondern dann, wenn es für sie Sinn macht.


    Für mich ist das eben anders und etwas 'schwieriger' als bei einem mit (viel) Wtp.


    Ja. da stimme ich aus voller Überzeugung zu. Vor allem was die jagdliche Motivation bei Nicky betrifft, erlebe ich das immer wieder.
    Auch wenn kein WTP da ist, ist doch in den meisten Hunden ein "Will to be together" vorhanden, alleine schon deshalb, weil Hunde hochsoziale Lebewesen sind, welche die Sicherheit schätzen, die das Zusammenleben mit Sozialpartnern mitbringt, was gerne aufrecht erhalten wird. Oder die Herdis, denen es im Blut liegt, sich für das Wohl der "ihm Anvertrauten" zu sorgen, sie zu schützen usw.
    Und je nachdem, wie der Hund veranlagt ist, kann man da den richtigen Ansatzpunkt finden und nutzen, finde ich. Auch ohne WTP, wie ihn viele Arbeitshunderassen haben.
    .......wobei die Schäferhundartigen, mit denen ich bisher lebte, am einfachsten zu erziehen und zu führen waren....

    Naja aber zwischen "Ich muss die Schleppleine benutzen, weil es nicht anders geht" und "Freilauf hat eine untergeordnete Wichtigkeit, weil man den ja durch Gehorsam eh auch einschränkt" liegen find ich auch nochmal Welten.



    Schleppleine hieße für meine Hunde, allein schon um Verletzungen zu Verhindern, kein Kontakt zu Hunden außerhalb des eigenen "Rudels", kein Spielen bei Spaziergängen innerhalb des "Rudels", kein durch den Bach rasen, kein schwimmen im See, kein über Holzhaufen klettern, kein gemeinsames dem Ball hinterherlaufen - gibt sicher noch viel mehr Beispiele, aber das wäre jetzt z.B. das gewesen auf was meine Hunde auf der heutigen Morgenrunde hätten verzichten müssen.
    Klar, kein Beinbruch und tut sicher auch keinem wirklich weh drauf verzichten zu müssen. Und wenns nicht anders geht, gehts halt nicht anders. Aber als so einen geringen Unterschied zwischen Freilauf und Leine empfinde ich das nicht, als das ich den Freilauf nicht als wichtig empfinden würde, nur weil man den Hund auch ohne Leine einschränken muss damit sein Verhalten gesellschaftstauglich ist. Dafür gibt der Freilauf den Hunden doch auch einfach ein zu großes Maß an Lebensqualität.

    Schleppleine heißt bei Nicky ganz konkret:
    Er kann teils im 30 Meterradius all das machen, was die anderen auch ohne Leine machen können. Bis auf Spielen mit anderen Hunden und seinem Familienmithund.
    Auf Spielen mit anderen Hunden hat der sowas von kein Bock, dass er bei Hundesichtung selbständig so weiträumig wie möglich ausweicht. Das kann tatsächlich dann ein 30 Meter Bogen in eine Wiese vom Weg weg sein, wenn ihm der andere nicht geheuer ist.
    Einfach mal schnell Kontakte haben, die nicht vermeidbar sind, weil die Anderen ein dahergelaufene Tutnixe sind, sind problemlos möglich.
    Der Mithund, die 15jährige Ömmi, wird nen Teufel tun und auf einem Spaziergang mit Nicky spielen wollen......


    Aber alles andere ist uneingeschränkt auch an Schleppe möglich, wie es das auch im "Freilauf ohne Leine" der Fall wäre.
    Wenn er, was leider nur an ganz wenigen Stellen unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist, vollkommen offline laufen kann, verhält er sich nicht anders, als mit Schleppleine. Halt mit dem Unterschied, wenn er sich wegen Wild ausklinkt, ist er an Schleppe gesichert.
    Kommt sehr aufs Händling der Schleppleine an und wie man sich selbst am anderen Ende der Leine mit dem Hund bewegt.
    Und auch, ob man einen oder mehrere gleichzeitig so "führt".
    Verletzungsgefahr wäre gegeben, wenn man da nicht ausreichend aufpasst und den Hund sich verheddern oder ihn in die Leine verwickeln und prellen lassen würde.
    Stöbern im Unterholz oder ohne mich Spuren verfolgen dürfte der sowieso niemals.
    Dazu ist er jagdlich zu hochmotiviert und jagderfahren , was eigenständig, alleine erfolgreich jagen inclusive töten und fressen betrifft.


    Da hatten meine Hunde noch nie Freilauf in ihrem Leben :pfeif: , denn schon allein durch die Vorgabes des Gassigebietes schränkt man ja den Willen des Hundes ein.
    Darf dein Terrier entscheiden, wohin er gefahren wird?

    Eben - ich sehe das Thema Freilauf eher untergeordnet wichtig, weil auch gehorsambedingter Freilauf eigentlich ein vermenschlichter Trugschluss ist.
    Für mich ist wichtig, dass der Hund möglichst seine hündischen Bedürfnisse befriedigen und ein möglichst stressarmes Leben an unserer Seite führen kann.


    Wohin wir fahren kann er nicht selber entscheiden. Macht auch keine Anstalten, das zu versuchen.
    Er darf aber meist durchaus entscheiden, ob er mit dem Auto weg fahren will (dann gehts ins Gelände, wo bei uns sehr viel Wild ist) oder wir in oder durch die Siedlung im Nahbereich zu Fuß unterwegs sind. (da gibts nicht halb soviel Wildreize, bzw. hat er gelernt, mit diesen Reizen gelassener umzugehen).
    Er darf auch meist entscheiden, ob er mit der Ömmi gemeinsam ne Runde dreht oder lieber daheim bleibt und dann alleine mit mir los zieht.
    Und der trifft da sehr sinnvolle Entscheidungen. ;)

    Jetzt in der Brut-und Setzzeit gibts einige Geländeabschnitte, da dürfen meine tatsächlich die Wege auch nicht verlassen. Laika läuft dabei aber meist immer noch frei und geht von sich aus nicht weiter als mal zwei Meter vom Weg ab - der Nicky beibt an der Schleppleine.
    Klar ist das für Nicky dann kein Freilauf. Freilauf heißt für ihn jedoch:
    Jagen, alle Sequenzen, wenns die Umgebung her gibt.
    Da das dann auch Verbote gibt und Verhaltensabrüche und Umorientierung, wäre das für ihn sowieso NIE Freilauf.
    Was ist denn eigentlich "Freilauf"?


    Egal ob "mentale" Leine, durch Gehorsamstraining vermittelt - oder Schleppleine. Überall dort, wo ich den freien Willen des Hundes einschränke(n muss), ists schon kein Freilauf mehr, in meinen Augen.

    Hunde sind ja bekanntlich unheimlich anpassungsfähig.
    Dennoch können dieser Anpassungsfähigkeit Grenzen gesetzt sein - ob durch Anlage oder falsche Aufzucht/Erfahrungen usw.
    Und ich finde, man sollte auch nie außer Acht lassen: "Was macht das mit dem Hund, wenn ich ihm dieses und jenes beibringe".


    Beispiel: Mein früherer Rüde, Labi -Golden-Schäfermix, den ich von klein auf hatte, der war in jeder Situation zuverlässig abrufbar, hatte WTP , war nie "nur Aussenreizfocussiert". Soweit kams bei dem von klein an nie. Der war zwar ein Hibbel, niedrige Reizschwelle, sehr ungünstig aufgezogen worden, bzw. viel zu früh von der Mutter getrennt und ganz mies auf Menschen sozialisiert in den ersten Wochen - aber der war einfach nur hibbelig, weil er Probleme hatte, seine Energien in die richtigen Bahnen zu lenken und weil er halt nur leicht auslösbar war.
    Gab aber nie Probleme mit ihm, war easy zu händeln und hat von klein auf gelernt "zu wollen", quasi als eigenen Lebensinhalt.


    Und dann so ein Hund wie Nicky, der eigentlich von vom Grundtemperament her nicht hibbelig ist, aber im ersten Dreiviertel Lebensjahr die meiste Zeit in der kleinen Transportbox hockte oder angeleint im Garten...bis er gelernt hatte, sich selbst zu befreien und über den Zaun zu flüchten, wobei er sich dann in diesem sowieso hocherregten und emotional ziemlich unangenehmem Zustand, erfolgreich das Jagen beibrachte, inclusive Töten und Fressen.


    WTP entwickeln KONNTE der bis einjährig gar nicht.
    Der entwickelte sogar genau das Gegenteil davon. Sobald der seinen Namen hörte, klinkte der sich vollständig aus und war unansprechbar. Wurde bei mir sofort umgetauft.
    Annäherung in für ihn erkennbarer Absicht, ihn an etwas zu hindern, verursachte Abwehraggression. Und er interpretierte da in vielen Situationen ganz anders, als man als HH es vermutet hätte.
    Spazieren (und auch im Garten angehängt werden) kannte der im ersten dreiviertel Jahr nur an dünner Lederschnur um den Hals, ohne Zugstopp, mit der Einstellung: " Da muss er durch".
    Der hat ewig lange gebraucht, um ein Nein als nicht existenziell gefährdend bewerten zu lernen, ebenso ein Fixiert werden,selbst wenns bei mir später am Geschirr war. Er biss da anfangs wild um sich, ungehemmt und auch der TA sagte: Der kämpft dabei jedesmal wirklich ums Überleben.
    Er geriet zudem in vielen Situationen in Panikzustände, wie zB. wenn er gerade, schmale Gegenstände sah, die sich bewegten, wie zB. Angelruten, Bahnschranken, Kranarme, Besenstil usw.
    Sogar als das Thema scheinbar schon lange Zeit durch war, nach drei Jahren, gabs ne Situation, in der alte Verhaltensmuster ausgelöst wurden:
    Ich hatte längere Ziemerstücke gekauft, so Unterarm lang und ganz dünn.
    Er kam freudig an, als ich zur Snackbox ging und die Hunde rief, damit sie sich was abholen können. In dem Moment, in dem ich ihm dieses Teil anbot, lief er kreischend weg, verkroch sich und war lange nicht bereit, wieder raus zu kommen und das lecker Teil anzunehmen.
    Und der steht tooooootal auf den Geschmack!Hätte er in der Situation nicht ungehindert flüchten können, bin ich mir sicher, dass er blind um sich gebissen hätte.


    Ey, der Knirps lernt inzwischen sehr gerne und WILL Können.
    Trotzdem - manchmal KANN er gar nicht können.



    Kennt Ihr den Spruch (Quelle unbekannt, oder kennt jemand die Quelle?)


    Die können sollen, müssen wollen dürfen
    Wenn ich nur darf, wenn ich soll,
    aber nie kann, wenn ich will,
    dann mag ich auch nicht, wenn ich muss.
    Wenn ich aber darf, wenn ich will,
    dann mag ich auch, wenn ich soll
    und dann kann ich auch wenn ich muss.
    Denn:
    Die können sollen, müssen wollen dürfen!



    Der war für Nicky entscheidend wichtig, beim Erlernen des Können Wollens.

    Ja, sehe ich auch so.
    Da muss der Lernprozess aber erstmal beim HH eingeleitet werden, damit er es dem Hund beibringen kann.
    Dennoch hat es oft auch Grenzen. Die Lebenserfahrungen der Aufzucht und in den wichtigen Sozialisationsphasen, sowie ungünstige Anlagen, kann man nicht wegzaubern.
    Nicht jeder Hund kann im selben Mass das Gleiche und nicht im selben Tempo wie jeder andere erreichen. Dazu muss er nichtmal krank sein.

    Das ist für mich immer - egal worum es geht - die alles entscheidende Frage: Kann der Hund nicht oder will er nicht? Demnach richtet sich dann mein Handeln.

    ...und ich frag mich dabei auch noch: Kann er wollen?
    Ist ja auch eine Sache, ob der Hund überhaupt gelernt hat, dass Zusammenarbeit mit dem Menschen etwas Positives, für ihn Gewinnbringendes ist - oder ob er gelernt hat, dass folgen lediglich unangenehm ist, weil es bedeutet, in übermässigem Mass die hündischen Bedürfnisse zu unterdrücken und er nie einen echten Ausgleich dafür bekommen hat.
    Und ein Nicht Können - von Nicht Wollen zu unterscheiden ist nicht unbedingt immer offensichtlich und einfach.

    Also so wie du Hilde beschreibst @Hummel sowas habe ich auch mit Dis hier sitzen.
    Ich mache aber einen großen Unterschied zwischen Hunden, die eine schlechte bzw. geringe Frusttoleranz aufweisen und daraufhin ggf. aus Übersprung hibbelig werden, grundsätzlich aber vom Kopf her da sind und solchen, die vollkommen kopflos sind, nur noch wie automatisch durch die Gegend schießen und die sich überhaupt nicht anders verhalten können.


    Gehorsam war z.B. bei Lucky nie das Problem. Gehört hat er durchaus und vermutlich hätte man ihn einfach nur noch frei laufen lassen können und hätte keine Probleme mehr gehabt, aber geht ja auch nicht immer. Und eben jeden Tag das Gleiche, Routine war da sehr wichtig.

    Ich denke auch, dass viele Hibbelhunde ganz einfach vollkommen normale Hunde sind, denen ganz einfach die richtigen Infos fehlen, wie sie sich angemessen verhalten sollen und können. Ist ein Lernprozess und eine Sache von Erlernen erwünschter Verhaltensstrategien, wie man auf spezielle Reize reagieren soll.
    Aber es gibt durchaus auch Hibbelhunde, die KÖNNEN sich in manchen Situationen nicht anders verhalten, bzw. fällt ihnen diesbezügliches Lernen unheimlich schwer, weil sie tatsächlich megagestresst sind, wenn gewisse Reize auf sie einwirken und da brauchts einfach mehr, als ihnen mal konsequent aufs Dach zu steigen.
    Ich finde dazu die Artikel sehr aufschussreich, weil die Unterscheidung getroffen wird, zwischen unerwünschtem Verhalten das aus hündischem Normalverhalten resultiert, Problemverhalten und Verhaltensstörungen.
    Verhaltenstherapie beim Hund - Teil 1 / 3
    Sind 3 Teile, kann man weiter blättern.

    Ah, ok - ich weiß nicht genau, wo ihr alle Baustellen habt.
    Das Leinenaggroproblem bei Nicky hab ich ganz konkret anders angegangen, als er bei mir ankam.
    Das lief nämlich anfangs so: Haustüre auf - und Hund hängt schreiend, sich windend und um sich beißend in der Leine, am Sicherheitsgeschirr.
    Alles was in erreichbarer Nähe war, wurde getackert, alles Entferntere, angeschrien und verbellt und ich, wenn ich ihn nicht von mir weghalten konnte, gebissen.
    Das hat natürlich mehr erfordert, als das , was ich vorhin beschrieben hatte.
    Das haben wir aber Gott sei Dank inzwischen stabil und nachhaltig gelöst.