Beiträge von moonchild22

    Ich denke wer von vorneherein absolutes Schwarz/Weiss Denken in Bezug z.B. auf Großtierpraxis/Massentierhaltung hat, wird es im Studium natürlich schwer haben, da gebe ich dir absolut Recht.

    Das ist jetzt OT, daher packe ich es mal hier rein:

    Spoiler anzeigen


    Aber es ist ja meist differenzierter: Ich war z.B. zum Praktikum in 2 verschiedenen Schlachthöfen. Erstmal würde ich nie die Leute, die dort im Betrieb arbeiten pauschal ablehnen und hatte mit den Mitarbeitern dort eine super Zeit. Ich denke, wenn man das System ablehnt (was man ja kann), sollte man das nicht auf die Leute, die dort arbeiten 1:1 übertragen (mir wurde aber erzählt, dass viele Kommilitonen das gemacht hätten und die ihnen gegenüber oft ziemlich feindselig waren).

    Und dann waren die beiden Schlachthöfe wirklich absolut unterschiedlich: In dem einen in Brandenburg wurde gerade von Bolzenschuss auf CO2 Betäubung umgestellt und es lief auch im lebenden Teil der Produktionskette einiges schief, was echt nicht ok war (Schwein halb betäubt vom Band gefallen und liegengeblieben etc.). Generell lag vieles einfach an schlechter Organisation und das hat sich dann bis in tierschutzrelevante Bedingungen für die angelieferten Tiere durchgezogen.

    Der zweite Schlachthof in Meck-Pomm war sogar deutlich größer und einfach besser organisiert. Dort lief es dadurch auch für die Tiere viel ruhiger ab, die Mitarbeiter waren super geschult und auch das Arbeitsklima besser.

    Natürlich kommen im Großtierbereich z.B. beim Thema Schlachthof dann noch Entwicklungen wie Verbesserung der Betäubung, Stressreduktion beim Treiben durch passive Treibemaßnahmen etc. dazu.

    Und da kann man als Tierarzt, bzw. die Tierärzteschaft schon Einfluss nehmen.

    Einige Freundinnen von mir sind auch bewusst in den Großtierbereich gegangen, um dort im Kleinen Einfluß zu nehmen. Eine hat z.B. immer darauf hingewirkt, dass Schweine in den Beständen die sie betreut hat Bälle zum Spielen bekommen haben.

    Da muss einem natürlich klar sein, dass die äußeren Bedingungen (letztendlich dies gesetzliche Lage und der Konsument, der ja leider oft noch sein Billigfleisch haben will) den Rahmen bestimmen und man nur im Kleinen und konkreten Fall wirken kann.

    Aber ich finde auch gerade an der Stelle Tierärzte mit Bewußtsein für Tierschutz wichtig. Der Tierarzt ist immer noch "der berufene Schützer der Tiere", wie in den meisten Berufsordnungen der Länder so formuliert und die standesrechtlichen Regeln verpflichten uns ja richtigerweise an den Tierschutz zu denken.

    Aber den Rahmen gibt der Konsument und das System vor (holländische Firmen, die hier alle Betriebe aufkaufen und Mitarbeiter einsparen sind z.B. auch nicht so ein super Trend, weder für die Tiere im Betrieb, noch für die weggesparten Mitarbeiter), wenn man das nicht versteht und erstmal hin nimmt, kommt man leider nicht weiter, da hast du Recht.


    Man kann natürlich auch das Risiko der Selbständigkeit eingehen, mehrere zehntausend Euro investieren und vollständig eigenverantwortlich und somit auch in die eigene Tasche arbeiten. Geht auch. Aber kaum einer möchte noch dieses Risiko eingehen. Angestellt ist irgendwie kuscheliger und außerdem braucht man dafür eigenes Fachwissen ;)

    Definitiv - und (leider?!) sind das meist Männer, das sind bisher einfach die harten Fakten soweit ich weiß. Bei teils > 85 % Frauenanteil in den Semestern fällt es dann schon irgendwie auf, wenn in bestimmten Bereichen dann doch immer noch größtenteils männliche Tierärzte unterwegs sind (ich meine nicht Großtier, sondern leitende Positionen) :hust: , aber das wird sich ja bald ändern, es gibt ja schon viele Beispiele in denen es nicht mehr so ist.

    Sehe ich auch so, wer das Risiko eingeht hat auch ein Recht auf die Lorbeeren, aber es gibt viele Stellen/Arbeitssituationen, die einfach nicht gehen, und für die sich dann doch immer jemand findet. Hat das alles miteinander zu tun? Eine wirklich schwierige Frage! (ich weiß die Antwort echt nicht :ka: )

    Was hast du stattdessen gemacht und glaubst du, dass diese Alternative für alle offen stände?

    Ich habe mir überlegt, ob es zwingend (Kleintier)praxis sein muss. Nachdem ich eine Zeit in der Klinik verbracht habe, habe ich mich dagegen entschieden.

    Wenn es so gewesen wäre, dass es dauerhaft der Bereich sein MUSS, wäre ich definitiv dafür umgezogen.
    Ich war dann erst im akademischen Bereich und bin jetzt in der Industrie tätig. Ich bin auf Kongressen, schule niedergelassene Tierärzte und bin daher sehr, sehr viel unterwegs, dafür aber auch sehr frei.

    Das steht natürlich jedem offen, aber (es ist ein Klischee, aber ich höre es einfach sehr oft von anderen Tierärztinnen), viele Frauen wollen so etwas nicht machen, da sie neben der praktischen Arbeit auch gerne täglichen Kontakt mit Kollegen haben wollen und außerdem nicht gerne alleine unterwegs sind, bzw. "im eigenen Bett schlafen wollen". Ich habe oft 4 Übernachtungen pro Woche und bin sehr viel im Auto/Zug/manchmal auch Flugzeug.

    Ich bin sehr froh mit dem Bereich in dem ich arbeite und mir liegen die Rahmenbedingungen absolut. Ich kann aber auch verstehen, dass das z.B. mit kleinen Kindern und Familie nichts ist (oder sehr schwer umzusetzen wäre). Viele Kollegen, die ich kenne, sind daher männliche Tierärzte.

    EDIT: Und es hat natürlich bei meiner konkreten Stelle eher was mit Biochemie, Pathologie usw. zu tun, als mit Kontakt mit tierischen Patienten, die sehe ich zwar in den Wartezimmern der Praxen und Kliniken jeden Tag, aber nur im Vorbeilaufen. Muss für einen auch ok sein, wenn man evt. mal romantische Mädchenträume hatte :D

    Sacco: Leider zahlen viele Patienten Besitzer einfach nicht und eine normale Praxis kann nicht einfach ein Inkassounternehmen beauftragen.

    Deshalb muss man in den meisten Praxen mittlerweile ja auch direkt nach der Behandlung bezahlen.

    In England sind die Bedingungen anders: Da gibt es ein verbreitetes Versicherungssystem und die meisten Tiere sind versichert, hier in Deutschland sind das im Kleintierbereich immer noch wenige.

    Laurentide: und den Mut eine eigene Praxis aufzumachen (bzw. bestimmt auch den passenden familiären Rückhalt), haben dann oft männliche Tierärzte.

    Ich habe mal eine Statistik aus einem Steuerberaterbranchenhandbuch über Einkommen von Tierärzten nach Geschlecht aufgeschlüsselt gesehen und die leitenden Positionen (Praxisinhaber) waren meist Männer, natürlich auch mit höherem Gehalt.

    Hoffe, dass sich das langsam mal ändert, kenne auch einige positive weibliche Gegenbeispiele mit selbst aufgemachten Praxen :smile:

    Letztendlich ist es ein Problem unseres Berufsstands und die Entscheidung des einzelnen, ob er sich das nach dem Studium geben will (z.B. Internship zu in dem Artikel beschriebenen Bedingungen).

    Am Ende ist es die eigene Dummheit sowas mit sich machen zu lassen (meine Meinung). Ich würde es nicht machen und habe mich dagegen entschieden, kenne aber wie gesagt viele in der Situation.

    Aber sich darauf einstellen, dass man nach 6 Jahren Studium unter Umständen 600 Euro verdienen soll???

    Das ist falsch und im Übrigen in Bezug auf die Unis sogar rechtswidrig, nur daher hat sich da jetzt einiges geändert.