Beiträge von Rudeboy

    Echt, steht da irgendwo was davon, dass man ein Crack sein muss, um einen Working Cocker zu führen, ohne dass der zu einer Plage wird?


    Und was die Arbeitsfreude, das Tempo, die Kooperationsbereitschaft und die Quirligkeit angeht, kann ich, der ich nun schon einige Cocker beider Typen erlebt habe, sagen: Der Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Working Cocker und durchschnittlichen Standard Cocker ist beträchtlich. Es sind halt de facto verschiedene Rassen. Ich mag aber auch so manchen Standard Cocker sehr.

    Ich machs nicht, weil die innenliegenden Haare ganz viel Grannen und Zeugs abhalten, welche sonst direkt ins Ohr rutschen würden.

    Anekdotische Bestätigung: Hab's einmal bei Rudi gemacht, die Haare allerdings geschnitten und nicht gezupft (fragt mich nicht, warum - zumal Rudi, der Worker, nie Ohrenprobleme hatte, anders als der selige Georgie, mein Standard-ESS, mit seinen deutlich engeren Gehörgängen und schwereren Lappen), und prompt hat er sich eine Granne eingefangen, das erste und einzige Mal.


    Was die Beschäftigung angeht: Dummyarbeit (inkl. Buschieren), hauptsächlich auf den Spaziergängen, hin und wieder zusammen mit anderen Spaniel- und Retriever-Leuten in einem tollen Revier. Und im Herbst gibt's ein paar jagdliche Einsätze (wobei ich nur als unbewaffneter Rudiführer mit von der Partie bin).

    Fast. Ideal wäre, wenn er sich auf den Flush (das hochmachen) hinsetzt. Ist aber nicht so leicht hinzukriegen für Nichtjäger, weil man nicht mit der ultimativen Belohnung arbeiten kann.

    Ja, genau. Nur eine Ergänzung: Auch für den Jäger ist es schwierig, wenn er seinem Hund in der Ausbildung nicht Wildkontakte in hoher Frequenz bieten kann oder weniger disziplinierte Hunde zugegen sind, die dem eigenen beibringen, dass der, der auf den Flush stoppt oder auf ein Apportkommando nach dem Schuss wartet, immer zweiter Sieger sein wird.


    So wird das Stoppen nach dem Hochmachen in GB eingeübt (dem sind natürlich einige Stopp-Pfiff-Trainingseinheiten ohne Wild und Wildwitterung vorausgegangen):

    (siehe 0:41 und 2:08). Das Ziel ist tatsächlich selbständiges Stoppen des Hundes, also ohne dass gepfiffen werden müsste.


    Der Hundeführer im Video, Richard Bramwell, ist übrigens einer der ganz wenigen Trainer in GB, die Spaniel auf hohes Field-Trial-Niveau bringen und dazu den Clicker verwenden sowie auf positive Bestrafung und negative Verstärkung weitestgehend verzichten (ist nicht nur Selbstvermarktungsgeschwafel, weiß das von Leuten, die mit ihren Hunden bei ihm waren).

    Zusatz zu meinen obigen Posting (#163):


    Wer am Epagneul (und den anderen kontinentalen Vorstehern) interessiert ist, möge sich Craig Koshyks Buch Pointing Dogs Volume One zulegen. Koshyk ist ein kanadischer Fotograf, der für die Recherche zu seinen hervorragenden Rasseportäts die halbe Welt bereist hat. Er hat auch einen Blog, hier ein kurzer Eintrag zum Epagneul Francais:


    Pointing Dog Blog: Breed of the Week: The French Spaniel


    Hab vor der Anschaffung meines Wuselspaniels auch diese Rasse (sowie den Picard) ernsthaft in Erwägung gezogen* und Koshyk gefragt, wie's denn mit dem Apportieren beim EF aussehe. Antwort: "Der EF ist ein ziemlich guter natürlicher Apportierer, kommt aber in diesem Bereich nicht an den FT-ESS heran." Damit dürfte er dem Standard-ESS ähneln.


    Im Gangwerk dagegen ist er, aus meiner Laiensicht betrachtet (ein paar hab ich in natura erlebt), dem Setter sehr ähnlich und überhaupt nicht wie ein KlM, mit dem er angeblich verwandt ist.


    * Der Setter mit guten Anlagen kam für mich, so herrlich ich ihn finde, nie wirklich infrage. Läuft mir, wie die Amis sagen, zu "big" (d.h. holt zu weit aus).



    PS: Der missglückte Satz in #163 hätte natürlich lauten sollen: "Beim Epagneul kenn ich mich, ehrlich gesagt, nicht so gut aus, obwohl er mir ausgezeichnet gefällt." Gilt eigentlich für alle Epagneul-Rassen, insbesondere aber Francais, Picard und Bleu de Picardie.

    Kann man eigentlich deutlich am Charakter und Verhalten große Unterschiede zwischen ESS, Setter und Epagneul machen?


    Würd mich echt interessieren da ich nur die ESS Seite kenne.

    Der Epagneul ist ein Allrounder, ähnlich den deutschen Vorstehern, aber im Allgemeinen etwas weicher und wohl noch seltener spur- oder sichtlaut. Er kann zum Buschieren, zur Feldsuche mit Vorstehen und zum Apportieren sowie zu einfacheren Nachsuchen eingesetzt werden. Dürfte recht leicht zu handlen sein, bleibt typischerweise (anders als im Video oben zu sehen) kürzer als der Setter und dürfte eine weniger stark ausgeprägte Neigung zum weiträumigeren Stöbern haben als viele Spaniel (wobei auch der in D gezüchtete jagdliche ESS, was diese Anlage betrifft, nicht an den Wachtel heranreicht).


    Ansonsten fällt der Vergleich zwischen ESS, Setter und Epagneul nicht gerade leicht, weil es insbesondere bei ESS und Setter sehr unterschiedliche Linien (Standard- oder Show-Linie, Field-Trial-Linie und ein bisserl was dazwischen) und Verwendungsweisen gibt. (Beim Epagneul kenn ich, ehrlich gesagt, mich so gut aus, obwohl er mir ausgezeichnet gefällt. Sind leider sehr rar bei uns.) In D, Ö und vermutlich auch CH wird der Setter, wenn er jagdlich geführt wird, vielseitiger eingesetzt (insbesondere erwartet man auch das Apportieren), in GB tendenziell als reiner Vorsteher auf der Federwildjagd. Der hiesige Spaniel wiederum soll deutlich selbständiger agieren (können) als der in GB (und vielen nichtdeutschsprachigen Ländern). Das allein bedingt einige charakterliche Differenzen innerhalb der Rassen.