So, ich bin auch endlich durch..
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Dass Margaret mit Dr. Clifton anbandelt, hätte meiner Meinung nach nicht mehr angerissen werden müssen.
Im Vergleich zum ansonsten so geschickt gesponnenen Plot fand ich das etwas plump.
Das fand ich auch.. naja. Es war ja nur am Ende, aber irgendwie fand ich es unnötig. Irgendwie hatte ich Dr. Clifton auch dauernd als älteren Mann in Erinnerung, und Margaret so Ende 20. Hätte man auch weglassen können.
Dass dem Doktor und vor allem Hester die Anwesenheit von Vida komplett entgangen ist, finde ich auch nicht ganz glaubwürdig.
Offenbar muss die Ähnlichkeit doch sehr ausgeprägt gewesen sein, wenn Vida alle möglichen Leute täuschen konnte. Und dann sollte ausgerechnet die Gouvernante sich mit der Geschichte abspeisen lassen, dass da irgendein Junge aus dem Dorf herumstreune...?
Das wundert mich eigentlich nicht. Da alle davon ausgehen, dass es nur die Zwillinge gibt, kommt natürlich niemand auf die Idee eines dritten Mädchens. Das ist einfach zu unwahrscheinlich - so unwahrscheinlich, dass noch nicht mal der Gedanke daran auftaucht -, weswegen man lieber andere Erklärungsversuche sucht: Eben irgendein Dorfjunge. Und so wirklich intensiv hat sich Hester ja nicht damit auseinander gesetzt, ansonsten wäre sie wohl dem schon auf die Spur gekommen. Aber da war sie vermutlich schon zu sehr ihr Experiment verstrickt.
Mir kommt es so vor, als spiele der Plot in den 50er Jahren.
Taschenbücher kamen erst in den 60er/70er Jahren so richtig auf den Markt. Es spielt tatsächlich also eher in den 80ern, denke ich.
So, insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Die Sprache fand ich sehr schön verwoben und träumerisch, wobei mich manchmal der Stilwechsel gestört hat. Auch, dass einige Geschichten - zum Beispiel die von Isabelle und Charlie - nur angedeutet und lieblos runtergerissen wurde.
Was mich jetzt im Nachhinein ein wenig stört, ist Angelines Rolle. Dadurch, dass man dachte, Vida sei Angeline, hat sie ein wenig Farbe bekommen. Durch die Auflösung war sie aber einfach nur ein charakterloses wütendes Mädchen. Bei Emmeline leider auch. Beide Zwillinge wurden nicht wirklich charakterisiert, sondern waren nur ein Klischee. Puppen, die sich nach einem Muster bewegen und reagieren, aber nicht agieren. Dafür, dass das ja eigentlich die Hauptpersonen waren, waren sie erstaunlich farblos.
Ansonsten fand ich die Geschichte aber sehr unterhaltsam und "ergreifend". Man kann sich die Zeit gut vorstellen, auch die Umstände, und auch wenn es zum Teil durchaus unrealistisch wirkt, funktioniert es mit dieser gespenstischen Atmosphäre, die über allem liegt. Es ist keine spannende Geschichte, aber eine, die einem bei der Hand nimmt und mitführt. Ich hab es gerne gelesen, auch wenn mir tatsächlich kein Charakter (außer John the dig) ans Herz gewachsen ist.