Hallo zusammen,
Vorab Entschuldigung für den vermutlich sehr lang werdenen Beitrag.
unsere Hündin Luna wird im Dezember zwei. Sie ist draußen ein super Hund, hört gut, ist verträglich, geht Reibereien eher aus dem Weg. Sie neigt zum Hüten und Splitten, mag es nicht so sehr, wenn es zu wuselig ist (obwohl sie selber so ne wuselige ist). Wenn mehrere Hunde toben, springt sie aufgeregt umher und bellt anhaltend, das scheint ihr nicht zu passen. Andererseits tobt sie auch gern mit, aber da ist sie sehr wählerisch. Sie ist ziemlich impulsiv und triebig, vor allem um die letzte Läufigkeit herum, was wir aber mit Training ziemlich gut in den Griff bekommen haben (ich kann sie unterwegs Abrufen, wenn sie einem Eichhörnchen oder Vogel hinterher rennt, was aber auch sehr selten passiert). Das ist draußen.
Im Haus und drum herum sieht es leider anders aus. Sie ist total aufgeregt und ängstlich wenn was los ist. Und "was los" ist z.B. es schellt, die Nachbarn reden draußen, ich rede am Telefon. Wenn es klingelt, bellt sie mega aufgeregt und scheint hin und her gerissen zwischen hilfe ich versteck mich und ich vertreib dich du Eindringling. Wenn sie im Garten ein anderes Tier sieht, flippt sie völlig aus, vor allem, wenn sie es nicht vertreiben kann. Vor ein paar Monaten hat sie leider im Garten ein Eichhörnchen erwischt, da gab es dann einige Wochen nur noch Garten an der Schlepp und noch mehr Training. Das hat gut gefruchtet. Trotzdem regt sie sich fürchterlich auf, und sie scheint mir wirklich ängstlich zu sein. Gerade wenn es schellt, ist sie kaum noch ansprechbar. Ich habe mittlerweile die Klingel gegen eine neue ausgetauscht, nun regt sie sich erst auf wenn sie merkt, dass wirklich jemand an der Tür ist. Ich dachte zuerst, sie würde wachen, aber inzwischen sehe ich da mehr Angst.
Letzte Woche wurde Luna kastriert, da die Läufigkeit ihr psychisch immer sehr zusetzt und alle Eigenschaften an ihr während dieser Zeit aufs extremste Verstärkt sind. Der Hund besteht dann quasi nur noch aus Übersprungshandlungen und scheint sich selbst nicht zu verstehen. Im Zuge dessen haben wir die Schilddrüse checken lassen (Werte OK). Ich habe mit der wirklich tollen Tierärztin lange über ihr Verhalten gesprochen. Sie empfahl uns zunächst die sanfte Tour (Adaptil, Zylkene), was beides keine Veränderung brachte. Auf Beruhigungsmittel möchten wir alle gern verzichten wenn möglich, aber wenn der Hund in den Situationen (es schellt halt nun immer mal jemand an) wirklich gar nicht mehr ansprechbar ist, so dass man irgendwie trainieren könnte, bleiben nicht mehr viele Möglichkeiten. Selbst wenn ich mit ihr vom spazieren nach hause komme und anschelle, regt sie sich auf. Sie ist übrigens nie agressiv, egal wer da kommt. Der Paketbote wird angebellt bis er geht oder streichelt, Bekannte die keine Hunde mögen werden kurz beschnüffelt und gut, gute Freunde werden ausgiebig begrüßt.
Rassemäßig können wir nur erahnen, was in ihr steckt, vermittelt wurde sie uns als Tibet Terrier/Podenco-Mix, ich sehe eher Kooijker/Spitz. Sie war schon so, seit wir sie haben. Inzwischen geht sie ja meistens direkt in ihre Box wenn es schellt, beltt aber weiter. Es ist in ganz vielen solchen Situationen so, dass ich merke, wie sie gehorchen will aber einfach nicht kann. ZB soll sie sitzen, bis sie zur Begrüßung aufgefordert wird. Bei mir - gar kein Problem, bei anderen setzt sie sich zwar hin aber hibbelt rum und sieht aus als würde sie jeden Moment vor Aufregung platzen. Sie kennt andere Hunde im Haus, ist natürlich erstmal alles sehr aufregend, beruhigt sich dann aber irgendwann.
So und jetzt kommt das dicke Problem:
Wir haben aktuell einen anderen Hund (Rüde, kastriert) zu Gast, weil die Besitzer im Urlaub sind. Die zwei kennen sich, sind draußen wirklich Best Buddies. Er ist einer von genau zwei Hunden, wo sie sich traut, ein Spielzeug zurück zu erobern, wo sie nicht bellt, wenn er rennt. Die laufen Schulter an Schulter, schnuppern am selben Grashalm und buddeln im gleichen Loch. Draußen. Drinnen hat sie einfahc nur Angst vor ihm und geht ihm aus dem Weg. Er ist eine Französische Bulldogge und charakterlich genau so, wie er aussieht, bollerig, dickköpfig, verspielt, herzensgut. Ich finde nicht, dass er sonderlich dominant ist, er nervt halt mit Spielaufforderungen, lässt sich aber -von mir- alles wegnehmen, egal ob Spielzeug oder Futter. Er lebt zeitweise mit einer anderen Bulli-Hündin zusammen, wo er der ranghöhere ist und wo es auch mal einen Nackenbiss gibt, wenn das andere Mädel nicht spurt.
Luna bellt in einer Tour wenn er da ist, weicht ihm im Haus wie gesagt nur aus, und wenn sie sich irgendwann mal beruhigt, scheint sie blöderweise auch zu vergessen, dass er da ist. Geschlafen haben beide heute nacht im selben Raum, er in seinem Kennel (das kennt er), sie auf ihrer Decke, keine 3m entfernt voneinander entfernt, kein Mucks von den beiden, alles super. Heute morgen lasse ich erst Luna in den Garten, dann bring ich sie rein und hole den Bulli und ich sehe ihr förmlich an wie sie sich denkt "Ach sch****, der ist ja auch noch da" und schon geht das Gekläffe wieder los. Das schlimme ist, er in seiner polterigen Art läuft ihr nach und will spielen (ich sehe das wirklich als Spielaufforderung, mag mich aber täuschen) und sie geht dann irgendwann nach vorn, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlt. Dann gibt's ne heftige Keilerei und ich msus die beiden wieder trennen. Luna flüchtet sich dann unter die Couch und der dicke kommt in seinen Kennel. Das kann ja nicht dauerhaft die Lösung sein. Es bessert sich immer mit der Zeit und sie entspannt, bis ihr wieder einfällt, dass DER ja auch noch da ist. Er ist seit gestern Mittag hier, inwzsichen regt sie sich zwar immernoch sehr auf, beruhigt sich aber schneller wieder.
Es ist einerseits für den Lerneffekt natürlich gut, dass sie mit ihrem Gebelle auch mal KEINEN Erfolg hat, andererseits ist das ja krasser Stress für sie (und für uns
)
Ich weiß gerade wirklich nicht weiter. Die Situation ist für alle doof. Ich habe alles an Futter, Kausachen, Spielzeuge weggenommen, Aufmerksamkeit gibt es für die Hunde nur, wenn sie auf dem ihnen zugewiesenen Plätzen sind, um möglichst viel Konfliktpotenzial zu vermeiden. Spaziergänge mit den beiden zusammen sind wie gesagt toll, sie spielen und alles. Aber sobald wir einen Schritt in die Einfahrt machen, kläfft Luna wieder los und will nur noch weg von ihm.
Heute morgen haben wir "geübt", sind nach dem spaziergang auf die Terrasse, Luna bellt. Weiter nach hinten in den Garten, Luna bellt, aber weniger. Noch weiter nach hinten, Luna fordert ihn zum Spiel auf. Wieder nach vorne *grummel*, auf die Terrasse: Luna will ins Haus und bellt und weicht dem dicken aus.
Ich habe ihn dann mal ein Stück weg von uns angebunden und Luna bei mir an der Leine behalten und mich einfach hingesetzt. Ich habe noch nie gesehen, wie ein Hund so angestrengt weggeschaut hat. Sobald ich sie loslies, rannte sie rein und verkroch sich unter der Couch. Kommt der Dicke dann rein, bellt sie von da unten weiter. Wenn sich alles beruhigt und sich beide frei im Haus bewegen, kommt es leider immer wieder dazu, dass sie sich von ihm bedrängt fühlt und dann wieder nach vorn geht, und das ganze Spiel geht von vorne los.
Wäre sie nicht so ängstlich, würde es total nach "Ich akzeptiere dich nicht in meinem Haus" aussehen, aber sie hat wirklich Angst, und ich weiß nicht, warum. Ich würde ihr so gern helfen, weiß aber nicht wie. Sie bevorzugt eher die wuschigen Hunde (Berner, Spitze, Aussies), ich glaube, dass sie Probleme hat, seine Mimik zu lesen, kann das sein? Aber wieso ist es im Haus so schlimm und draußen überhaupt kein Problem? Wie können wir uns verhalten, um ihr die Situation zu erleichtern? Unser Haus ist groß genug, so dass wir die beiden trennen könnten, aber einer von denen wäre dann immer allein, was ich beiden gern ersparen möchte. Hat jemand Tipps? Wir wollten genrell einen Trainer hinzuziehen, der gewünschte kann aber erst nächste Woche, und den Bulli woanders hingeben ist leider auch nicht so leicht. Ich hatte erwartet, dass es erstmal Stress wird, aber dass es sie SO krass reagiert nicht. Er war schon bei uns, da gab es auch erst Gebelle und dann war egal. Hülfe!