Hallo Melissa,
ich finde es super, daß Du diese Frage postest und auch daß Du versuchst Dich selbst richtig einzuschätzen als Anfängerin und somit etwas unsicher. Ich übernehme häufiger Hunde aus dem Tierschutz als Pflegestelle. Nach meiner Erfahrung bedeutet es nicht allzuviel, wie der Hund sich im Heim darstellt. Es dauert mindestens 6 Wochen, bis er sich im neuen Heim zeigt wie er tatsächlich ist. Dann hat er nämlich die Umgebung und die Regeln ausgecheckt und vor allem... Dich, den Hundehalter.
Das kann bedeuten, daß ein anfänglich freundlicher Hund, fremde Menschen anbellt/beisst, weil er seinen Halter u.U. für schwach hält und verteidigen will. Oder weil er ängstlich auf Neues reagiert und ihm sein Halter keinen Schutz bietet. Wenn ein Hund anfängt z.B. Kinder anzubellen oder andere Rüden anzugreifen, hat man nur noch wenig Freude mit ihm in Parks und Cafés. Auch bestehenden Jagdtrieb zu kontrollieren ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe.
Ich empfehle Anfängern lieber erwachsene, kleinere und - das meine ich im besten Sinne - nicht übertrieben intelligente Hunde. Nicht geeignet sind m.M.n.:
- Husky, Malamut et al - weil sehr unabhängige Rassen. Hast Du denen nichts zu bieten, gehen sie eigene Wege und sie haben auch nicht wenig Jagdtrieb.
- Schäferhunde-/Mixe - weil superklug, arbeitsam und eher für geübte Halter
- weitere "starke" Rassen wie Rottweiler, Dobermann, Pitbull et al - auch nur für sehr souveräne und geübte Halter
- Reine Jagdhunde - oben schon angesprochen, Jagdtrieb sollte kontrolliert werden, damit Hund auch mal ohne Leine laufen darf. Unterforderte Hunde können nervös und aggressiv werden.
- Collies, Bordercollies, Australian Sheperd etc. - auch zu intelligent, arbeitsam und sehr schnell unterfordert, insbesondere in Städten.
Ich weiß, wenn man sein Auge auf einen Hund im Heim geworfen hat und der Hund sich so freut, wenn man zu Besuch kommt, dann ist es schwer einen klaren Kopf zu behalten. (Die Pfleger meinen es ja auch nur gut und wollen dem Hund schnell ein neues Zuhause ermöglichen). Aber frag Dich gut, ob eben dieser Malmut nicht einen anderen Besitzer finden könnte, der mit ihm aufs Land zieht und mit ihm stundenlang in den Wald geht. Man muss den richtigen Hund für sich finden und auch einem Hund den richtigen Menschen ermöglichen. Vielleicht schaust Du Dich nochmal um, ob es nicht was mittelgroßes um die 4-6 Jahre gibt. Dann sind die Hunde erwachsen und aus der Flegelphase raus. Und vielleicht schaust Du eher nach einer Hündin, einem Mischling/Streuner, der sonst nicht so viele Chancen hätte. Solche Hunde sind oft sehr dankbar und ein richtig guter Kumpel.
Wenn ich einen Hund aussuche, achte ich darauf, daß er schon von Natur aus nicht zuviel zieht, nicht zu stürmisch aber auch nicht zu ängstlich ist und auch beim Gassi gehen ab und Augenkontakt zu mir hält. Dann weiß ich, daß er versucht sich an mich anzupassen. Ich halte das für eine wichtige Grundlage für späteres Training. Denn ein Mega-Profi bin ich auch nicht und deshalb brauch ich auch einen Hund der mir auf halber Strecke entgegenkommt.
Ich wünsch Dir viel Erfolg!